Psalm im Wandel der Jahrhunderte

WITTLICH. Der 100. Psalm stand im Zentrum eines geistlichen Konzertes in der evangelischen Kirche in Wittlich. Unter der Leitung von Heinrich Bentemann geriet es zu einer erfolgreichen Veranstaltung, die viel Zuspruch erhielt.

Man muss es schon als einen Glücksfall für die evangelische Kirchengemeinde Wittlich bezeichnen: Obwohl die Kirchenmusikerstelle vakant ist, herrscht musikalisch offensichtlich kein Notstand in der kleinen Pfarrei. Zu verdanken hat sie es Heinrich Bentemann, dem Leiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Schweich. Der Pädagoge ist ausgebildeter Kantor mit viel Berufserfahrung und hat sich bereit erklärt, für die Zeit, bis die Organistenstelle wieder besetzt ist, die musikalische Fahne insbesondere bei der Kantorei hoch zu halten. Diese dankenswerte Tätigkeit gipfelte jetzt in einem geistlichen Konzert unter der Überschrift "Psalm 100 und Mozart".Die Grenzen des Ensembles ausgelotet

Angetreten waren hierzu neben den Wittlicher Chormitgliedern auch das Vokalensemble "Viva Vox", eine halb-professionelle Chorgemeinschaft aus Bentemanns westfälischen Tagen als Kirchenmusiker, und die Bonner Sopranistin Radegund Singer. Den instrumentalen Teil des Konzertes übernahm ein Instrumentalensemble sowie der Kantor der Trierer Konstantinbasilika, Martin Bambauer. Ein recht umfangreiches Programm hatte Bentemann für das Konzert, das trotz des schönen Wetters sowie etlicher anderer kultureller Veranstaltungen einen erfreulich guten Publikumszuspruch fand, zusammengestellt. Den Rahmen bildeten die Psalmen 117 (Laudate Dominum) und 112 (Beatus vir) aus der Vesperae solenne de confessore, KV 339, sowie die Kirchensonate in C-Dur, KV 336 von Wolfgang Amadeus Mozart. In diese recht bekannten Kompositionen bettete Bentemann verschiedenste Vertonungen des Psalms 100, "Jauchzet dem Herrn, alle Welt", angefangen bei der Psalmodie, der kirchenmusikalischen Urform des Psalmengesanges, über die doppelchörige Mottetenform von Heinrich Schütz bis hin zu zeitgenössischer Interpretation durch Benjamin Britten (O sing to the Lord) und der Jazz-Mottete von Johannes Matthias Michel aus dem Jahre 1999. Bentemann erwies sich als ein Chorleiter, der die Grenzen seines Ensembles auslotet, an sie heran geht, sie aber nicht überschreitet. So konnte er in Wittlich mit einem beachtlichen Ergebnis aufwarten. Wenn es auch hier und da bei den Einsätzen und in der Intonation einmal gewackelt hat, der Chor war mit großem Engagement bei der Sache, ließ sich bereitwillig wieder auf den rechten musikalische Pfad zurück bringen und musizierte wie das Instrumentalensemble mit großer Einsatzfreude. Stil- und stimmsicher gestaltete Singer ihren Solopart in Mozarts berühmten Laudate Dominum. Nicht ganz so überzeugend war Bambauers Improvisation über den Psalm, der ein wenig der rote Faden fehlte. Dies war ungewöhnlich, da Bambauer eigentlich als ein herausragender Meister dieser Kunst bekannt ist und mag daran gelegen haben, dass er gesundheitlich angeschlagen war. Insgesamt kann die evangelische Kirchengemeinde stolz auf das Konzert sein. Der lang anhaltende Applaus belegte den Erfolg.

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