Rätsel ist gelöst

BERNKASTEL-KUES. (red) Die Heilig-Geist Kirche in Bernkastel ist wieder geöffnet. Das Rätsel um die Glockeninschrift wurde gelöst.

Nach der Innenrenovierung wurde die Heilig-Geist-Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchores wieder eröffnet. Altbürgermeister Heinz Grundhöfer hatte in einem Lichtbildervortrag über die älteste caritative Einrichtung der Stadt referiert. Rund 80 Zuhörer lauschten den Ausführungen des ehemaligen Vorsitzenden der Stiftung über die Kirche und Geschichte der Heilig-Geist-Stiftung Bernkastel. Das Armenhospital wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt für die Armen und Alleinstehenden errichtet. Erstmals wurde der Heilig-Geist-Altar 1542 urkundlich erwähnt. 1673 wurde das jetzige Kirchengebäude errichtet und durch den Trierer Weihbischof Anethan zusammen mit dem Bernkasteler Friedhof eingesegnet. Mehrere mildtätige Stiftungen sind zu der heute bestehenden Heilig-Geist-Stiftung als "Vereinigte Hospitien" zusammengefasst. Über Jahrhunderte hinweg wird nach dem Willen der Stifter das Stiftungsvermögen an Bedürftige verteilt. Daneben sind aber auch die zur Stiftung gehörenden Gebäude, wie die Kirche, 1982 grundlegend renoviert und das so genannte "Langhaus", in dem 1993 sieben Sozialwohnungen ausgebaut wurden, zu unterhalten. Grundhöfer ging in seinem Vortrag auch auf die Glocke ein. Seit 1901 hängt im Kirchentürmchen die von Glockengießer Mabilon aus Saarburg im Schlagton "fis" gegossene Bronze-Glocke mit einem Gewicht von rund 100 Kilogramm. Nach dem Willen des Stifters P. Schmitgen, dem Besitzer der damaligen Bernkasteler Lagerbierbrauerei, trägt die Glocke folgende lateinische Inschrift "Ductore sic te praevio vitemus omne noxium", übersetzt "Geh‘ Du uns so voran, dass wir alle Schuld vermeiden". Der handschriftlich vorliegende Text gab bezüglich des Wortes "praevio" ursprünglich als "praeria" gedeutet, wegen der Übersetzung aus dem lateinischen, immer wieder Rätsel auf. Nach Recherchen im Internet stammen die Zeilen aus dem lateinischen Hymnus "Veni, creator spiritus", wonach die Inschrift nun richtig übersetzt werden konnte. Auf der Vorderseite der Glocke ist ein Medaillon mit der Darstellung des Hl. Geistes als Taube und auf den Seiten der Glocke sind weitere Reliefs, so ein Frauenkopf, vermutlich von Paula Schmitgen, der Frau des Stifters und das Wappen des damaligen Trierer Bischofs Michael Felix Korum mit Wahlspruch und Christuskopf mit Dornenkrone angebracht. Die Glocke läutet auch heute noch jedem Bernkasteler Bürger zum Abschied, wenn er zu Grabe getragen wird. Der Vortrag wurde von Organist Josef Thiesen mit Orgelmusik aus den verschiedenen Zeitepochen der Stiftungsgeschichte mit Kompositionen der rheinischen Komponisten Johann Buchner, Ludwig van Beethoven und Rudolf Desch an der einmanualigen Pfeifenorgel umrahmt.

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