Raum und Zeit für Erinnerungen

BERNKASTEL-KUES. Fast andächtig lauschten die Zuhörer in der Caféteria der Akademie Kues den Frauen und Männern, die anhand persönlicher Erinnenungen ein Stück Zeitgeschichte zum Besten gaben. Stühle mussten noch zugestellt werden, so groß war die Resonanz auf diese gemütliche adventliche Erzählstunde. Die musikalische Begleitung übernahm Cornelia Franz.

Da die meisten im Publikum zu den älteren Jahrgängen zählten, wurden eigene Erinnerungen wach. "Weißt du noch..." so war hier und da zu hören. Oftmals waren es vertraute Episoden, ähnlich erlebte Geschichten, aber auch solche, die einen teilhaben ließen an erlebten Geschehnissen anderer. Eingeladen hatten die Akademie Kues, das Kreisarchiv Bernkastel-Wittlich und die Teilnehmer des Erzählkreises "Erlebte Geschichte" des Kreisarchivs. Akademieleiterin Theresa Spies und Kreisarchivleiterin Claudia Schmitt zeigten sich erfreut über die überaus große Beucherzahl.Erinnerte Lebensituationen

Schmitt informierte über den Erzählkreis und die Entstehung der Schriftensammlung mit dem Titel "Als wir noch jung waren". Seit dem Jahre 2000 trefffen sich regelmäßig im Kreisarchiv einmal im Monat die Teilnehmer des Erzählkreises und berichten aus ihrem Leben. "Die spannenden Nachmittage mit Berichten aus den Kinder-, Jugend- und Erwachsenenzeiten der Senioren sind einmalige Mosaiksteine der lokalen Geschichtsschreibung", so Schmitt. Sie kommen jedoch aus ganz persönlicher Sicht, es sind erinnerte Lebenssituationen Einzelner. Besonders die Zeitspanne während und nach dem Zweiten Weltkrieg war die dramatischste im Leben der Erzählenden. Schmitt: "Schnell stellten wir gemeinsam fest, dass all diese wahren kleinen Episoden der großen Geschichte aufschreibenswert sind." All denen, die wissen wollen, was im Alltag der Menschen geschah, wie sehr der Krieg das Leben des Einzelnen bestimmt und verändert hat, können das nachlesen im ersten Erzählkreisbuch, das 110 erlebnisreiche Seiten umfasst. Autoren sind Elisabeth Badura-Zenz, Marianne und Albert Ebert, Anna-Katharina Goebel, Otti Kronauer, Kalrheinz Moseler, Karl und Maria Musseleck, Katharina Pawelke und Therese Schäfer. In der Akademie trugen sie nicht nur Texte aus dem Buch vor, sondern zeigten auch mit anderen eigenen Erzählungen, wie kurzweilig und anregend ein Nachmittag im Erzählkreis sein kann.Besinnliches und Heiteres, Ergreifendes und Amüsantes bekamen die Gäste mit der kleinen weihnachtlichen Auswahl zu hören. Es waren Geschichten, die zum Nachdenken anregten, aber auch solche, die herzhaftes Lachen und Fröhlichkeit erzeugten. Da wurden Erinnerungen lebendig an die Halfenzeit, eine Weihnachtskrippe, an deren Figuren die Mäuse genagt hatten und die mit neuer Farbe wieder zum Leben erweckt wurden, an Freundschaften, die Kriegszeiten überdauert haben und viele andere Erlebnisse. Die Erzähler sorgten mit ihren zuweilen in Gedichtform oder Mundart gehaltenen Vorträgen für einen kurzweiligen Nachmittag. "Das war wirklich schön", versicherte eine Zuhörerin. Ab März gibt es weitere Treffen im Erzählkreis. Wer mitmachen will, meldet sich im Kreisarchiv oder in der Akademie Kues.

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