Raus aus dem Schatten-Dasein

WITTLICH. Die Zukunft der wegen Bauschäden abgesperrten römischen Villa bei Wittlich ist ungewiss. Laut Stadtverwaltung stehen drei Vorschläge zur Debatte (der TV berichtete). Der Oberkustos des Trierer Landesmuseums kennt das Bauwerk und hofft auf eine bessere Zukunft.

Den "bejammernswerten Zustand und die unaufhaltsamen Zerstörungen des für unsere Region doch außergewöhnlichen antiken Bauwerks" konstatierte schon Claus Mehs in einer Denkschrift von 1933. 1990 beklagt der Historiker Karl-Josef Gilles das "bedauernswerte Schicksal unserer ungewöhnlichen Baureste". 15 Jahre später - im Zusammenhang mit der Idee, das heute aus Sicherheitsgründen abgesperrte Bauwerk im Rahmen der im Zusammenhang mit der Konstantin-Schau 2007 zu vermarkten -, sagt der Oberkustos und stellvertretende Leiter des Landesmuseums Trier Karl-Josef Gilles auf TV-Nachfrage : "Es ist zwingend notwendig, dass das außergewöhnliche Denkmal im Rahmen der ‚Straße der Römer‘ als ein wesentlicher Mosaikstein berücksichtigt wird. Es wäre beschämend, wenn Wittlich nicht in der Lage wäre, die Grundlagen für den Erhalt eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler der Region zu schaffen." Für den Erhalt der Villa hatte die Stadt drei Varianten ins Spiel gebracht. Erstens: Eine aufwändige Sanierung bei geschätzten Kosten von 500 000 Euro. Zweitens ein teilweises Zuschütten der Mauerreste, so dass der Grundriss auf Basis der restaurierten Teile sichtbar bleibe, nebst Hinweistafeln für 30 000 Euro oder drittens: die komplette Verfüllung des Geländes für unter 20 000 Euro. Zuschüsse gebe es keine. Dazu sagt Karl-Josef Gilles: "Wichtig ist zunächst, das Dach zu reparieren und abzudichten. Damit ist die Gefahr weiterer Frostschäden gebannt. Weiter sollte die umgebende Vegetation zurückgeschnitten und ausgedünnt werden. Bei einer geringeren Beschattung trocknet das Mauerwerk besser aus und die Sicht zur Villa - und damit die Aufmerksamkeit - wird verbessert." Weiter empfiehlt er die Innenräume nur noch teilweise begehbar zu erhalten, indem man die Treppen entferne. Aus seiner Sicht sei es ohne Probleme möglich, "einen Rundweg zu erschließen, von dem aus alle wesentlichen Teile der Villa eingesehen werden können. Dies sind alles Projekte, die ohne großen finanziellen Aufwand von städtischen Mitarbeitern geleistet werden können. Die Sanierung des Mauerwerks kann dann noch später und auch abschnittsweise angegangen werden." "Nicht behobene Schäden führen zur Nachahmung"

Der Fachmann sagt weiter: "Ein Verfüllen der Mauerreste oder ein teilweises Verfüllen halte ich nicht für sinnvoll, zumal für die Erhaltung des Denkmals nach 1983 erhebliche Steuergelder aufgewendet wurden. Sicher hätte eine regelmäßige Pflege die Schäden geringer halten können." Auf die Frage, wie man das Vandalismus-Problem in den Griff bekommen könne, hat er gleich mehrere Vorschläge: "Intensivere Nutzung durch Einbindung in ein Rad- und Wanderwegenetz; ausreichende Beschilderung, denn in der Stadt fehlen Hinweise auf das außergewöhnliche archäologische Denkmal; die Einbindung der Schulen (Projektunterricht) und Gründung eines Fördervereins; die Übernahme von Patenschaften und ein jährliches Römerfest. Solche Aktionen fördern die Anwesenheit von interessierten Laien." Dadurch verringere sich automatisch die Gefahr für Vandalismus. Gilles rät abschließend zu regelmäßiger Behebung von Vandalismusschäden, denn: "Nicht behobene Schäden führen oft zur Nachahmung."

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