Rebellen und Gespenster

LANDSCHEID. Die Salmtalbrücke auf der A 60 zwischen Landscheid und Burg/Salm überqueren täglich tausende Autofahrer. Die Salm selber und die vier Landscheider Salm-Mühlen links und rechts der Brücke verbergen sich hinter dichten Wäldern - dabei sind sie heimatgeschichtliche Kleinode.

Walter Feltes kennt sich in der Geschichte seines Heimatortes Landscheid aus. Er kommt ins Schwärmen, wenn er von den vier alten Mühlen erzählt, die sich an der Salm zwischen Burg und Landscheid auf einer Strecke von kaum drei Kilometern aufreihen. Die älteste, die Burger Mühle, wurde 1184 erstmals urkundlich erwähnt.Harte Burschen waren sie, die Burger Männer, denn 1561 wurden die Bewohner der Dörfer Burg, Landscheid und Niederkail exkommuniziert und zu Rebellen erklärt, weil sie viele kurfürstliche Gebote ignoriert hatten. Ob der Burger Müller davon betroffen war, lässt die Urkunde offen.Kaum einen Steinwurf von der Mühle entfernt, am steil abfallenden Ausläufer des rechtsseitigen Plateaus oberhalb der Salm, thronte die Burg des Dorfes Burg. Die Mühle stand im Schutz dieses Gebäudes, getrennt lediglich durch die Salm. 1851 wohnten zehn Personen, 1885 noch acht in der Mühle. Um 1900 führte die Abgeschiedenheit bei der Müllersfrau zu Angstzuständen, die teilweise in Furcht vor Gespenstern mündete. Heute ist die ehemalige Mühle unbewohnt, aber wenige hundert Meter oberhalb erbaute der letzte Müller das Waldhotel Viktoria. Walter Feltes erzählt: Die vier Mühlen sind über Stichwege von Burg und Landscheid erreichbar. An der Salm selbst ist ein Weiterkommen nur per Fußmarsch möglich.Wir erreichen die Ranzenmühle. Die sonnige Lage auf einer weiten Wiese im Tal der Salm ist für Bewohner wie Besucher gleichermaßen einladend. So verwundert es nicht, dass die 1771 erbaute Mühle bis heute bewohnt ist. Karl-Ludwig Gottschalk, ein pensionierter Lehrer aus Berlin, hat sie zusammen mit seiner Frau Doris zu Wohnzwecken liebevoll restauriert. 1811 wurde das Anwesen als "Rambsmühle" bezeichnet. Der Name Rams ist im Volksmund erhalten geblieben. 1937 war sie als Getreidemühle für die Dörfer Minderlittgen und Hupperath zuständig. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges planten deutsche Soldaten, die Brücke über die Salm zur Ranzenmühle zu sprengen. Nur durch das reichliche Verabreichen alkoholischer Getränke wurden die Soldaten von ihrem Vorhaben abgelenkt, so dass die Mühlenbewohner unbemerkt die Sprengsätze entfernen konnten. Der Müller Ludwig Schönhofen legte die Mühle 1959 still und verkaufte sie 1966 an das Ehepaar Gottschalk aus Berlin.Oft kommen Wanderer an der Ranzenmühle vorbei. Auch Walter Feltes kommt mit den Gottschalks in Gespräch, bevor der Weg weiter in Richtung Autobahnbrücke führt (Fortsetzung folgt).

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