Reben für Albanien

BERNKASTEL-KUES. Mit dem Ziel, eine Strategie für den Weinsektor in Albanien zu erarbeiten, besuchte eine Delegation des dortigen Landwirtschaftsministeriums die Stadt an der Mittelmosel. Ein Termin, bei dem auch die Eignung von Bernkastel-Kues als wirtschaftliches Wein-Zentrum Thema war.

Begrüßung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Schweich, Besuch der DRK-Rebschule in Kenn sowie des Cusanus-Hofgutes und des Weinkulturellen Zentrums Bernkastel-Kues. Das waren Stationen der Delegationsreise "Weinsektor", die acht Personen des albanischen Landwirtschaftsministeriums zunächst in den Rheingau und nach Rheinhessen führte und dann an die Mosel. Sinn und Zweck des Besuches ist laut Hermann Recknagel die Erarbeitung eines Rahmens, um "eine Strategie für den Weinsektor in Albanien" zu entwickeln. Der Geschäftsführer der Mainzer Firma Bevcon hatte bereits im Oktober 2002 beim Besuch einer bulgarischen Delegation das Landwirtschaftministerium beraten. Wie Dr. Seit Shallari, Generalsekretär des albanischen Landwirtschaftsministeriums, erläuterte, stellt der Wein einen wichtigen Sektor der albanischen Wirtschaft dar. Dieser sei in den 90er Jahren "stark geschädigt worden" und befinde sich derzeit im Wiederaufbau. In der Entwicklung dieses Zweigs sieht Shallari "ein sehr großes Potenzial für die albanische Landwirtschaft".Seit mehr als 2000 Jahren werden Reben angebaut

Was im Zusammenhang mit der Entwicklung des Landes in Richtung EU-Annäherung um so mehr von Bedeutung sei und von der Regierung daher entsprechend unterstützt werde. Daher freute es ihn, die Möglichkeit gehabt zu haben, "die größten Weinbaugebiete Deutschlands zu sehen". "Es geht ums Exportgeschäft", erläuterte Volker Emmrich, Leiter des Cusanus-Hofgutes Bernkastel-Kues. Allerdings weniger in Form voller Flaschen. "Wir wollen auch Wein verkaufen - aber hauptsächlich Reben", so Emmrich. Und zwar veredelte Riesling-Reben. Im Besitz des DRK seien Riesling-Klone, die aus der Zeit um 1910 stammen und zu den ältesten überhaupt zählen. Da Albanien selbst seit mehr als 2000 Jahren Reben anbaue, sei ein Import dort wohl weniger von Interesse. Was laut Stadtbürgermeister Wolfgang Port aber nicht grundsätzlich der Fall sein muss. So hätte beispielsweise der Besuch einer Delegation aus dem norditalienischen Piemont kürzlich zur Bestellung von Weißwein geführt. Dieser sei bei einem dortigen Weinfest "mit Erfolg" verkauft worden. Ein erfreulicher Begleitumstand des Besuches war, dass dabei die Eignung von Bernkastel-Kues als Wein-Cluster, einer Art wirtschaftliches Wein-Zentrum, im Gespräch war. "Bernkastel-Kues ist für uns ein phantastischer Ort - hier haben wir alles", begründete Recknagel die Überlegungen, die vielleicht schon in wenigen Jahren Realität sein werden. Der Riesling bewege sich derzeit international nach vorne und hier sei ein Fundus vorzufinden, den es sonst nicht mehr gebe.

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