Reform wirft viele Fragen auf

TRABEN-TRARBACH. Am 1. Januar tritt die Gesundheitsreform in Kraft, und die zahlreichen Neuerungen verunsichern die Patienten. Selbst bei Ärzten und den gesetzlichen Krankenkassen herrscht teilweise noch Ratlosigkeit. Daher lud der Sozialverband VdK Ortsverband Traben-Trarbach zu einer Informationsveranstaltung ein, an der ein Vertreter der Barmer Ersatzkasse (BEK) und ein praktizierender Arzt teilnahmen.

225 Mitglieder hat der Traben-Trarbacher Ortsverband, "in diesem Jahr sind 36 neue hinzu gekommen", berichtete Klaus Weinmann stolz. Viele waren erschienen, um ihre Fragen an Dieter Rosch, Geschäftsführer der BEK in Bernkastel-Kues und Martin Dirnecker, praktischer Arzt in Traben-Trarbach, zu richten. Weinmann stellte die wesentlichen Neuerungen der Gesundheitsreform vor, und daraus erwuchs eine lebhafte Fragestunde und Diskussion zwischen den VdK-Mitgliedern, Dieter Rosch und Martin Dirnecker. Ab 1. Januar 2004 sind pro Quartal für den Arztbesuch zehn Euro Praxisgebühr zu bezahlen. Wird der Patient an einen anderen Arzt überwiesen, entstehen keine neuen Kosten. Sucht er diesen jedoch ohne Überweisung auf, sind erneut zehn Euro fällig. In Traben-Trarbach sei das "Vagabundieren" von einem Arzt zum anderen jedoch nicht üblich, merkte Martin Dirnecker an. In den Städten sehe das anders aus. Ob der Hausarzt künftig auch die Überweisung für den Zahnarzt ausstelle, wollte ein VdK-Mitglied wissen. Dieter Rosch erwiderte, dass dies nicht der Fall sei, auch beim Zahnarzt sind zehn Euro fällig. Keine Praxisgebühren entstünden jedoch bei Vorsorge- und Früherkennungs-Untersuchungen. Dies gelte auch für den Kontroll-Besuch beim Zahnarzt. Folge dem aber eine Behandlung an, beispielsweise die Erneuerung einer Plombe, dann müsse der Patient die Gebühr bezahlen. Kasse zahlt nicht mehr die Fahrtkosten

Rosch merkte an, dass die Vorsorge-Untersuchungen leider nur zu einem geringen Prozentsatz in Anspruch genommen würden, obwohl sie sich auf eine frühere Heilung von Krankheiten günstiger auswirkten und damit die Kosten senken könnten. Klaus Weinmann wies darauf hin, dass von den Ärzten während einer Vorsorgemaßnahme empfohlene weiterführende Untersuchungen wie Bluttests oder Ultraschall extra bezahlt werden müssten. "Das ärgert die Patienten." Martin Dirnecker räumte ein, dass die derzeitige Vorsorge nur ein "kleines Rumpfprogramm" sei. Viele Ärzte übernähmen jedoch die Kosten weiterführender Untersuchungen selber. Ab 2004 entfällt die Übernahme der Fahrtkosten zur ambulanten Behandlung durch die Krankenkasse. "Da brauchen Sie sich nicht mehr viel Hoffnung zu machen", sagte der BEK-Vertreter. Nur noch für wenige Patienten würden Fahrtkosten übernommen, dies sei aber noch nicht genau festgelegt. Möglicherweise betreffe es Fahrten zur Dialyse, Chemo- und Strahlentherapie. Die dem Patienten nun entstehenden Kosten würden auch nicht auf die Höchstbelastungsgrenze von zwei Prozent des Bruttoeinkommens angerechnet. Viele Fragen gab es zur Zuzahlung bei Heilmitteln. Die Experten wiesen darauf hin, dass ab nächstem Jahr in der Apotheke zehn Prozent des Preises zu entrichten seien, mindestens jedoch fünf Euro und maximal zehn Euro pro Arzneimittel. Auch wer beispielsweise Massagen verschrieben bekomme, zahle für die Verordnung zehn Euro und zusätzlich zehn Prozent der Kosten pro Massage. Schon auf Änderungen im übernächsten Jahr kamen die VdK-Mitglieder zu sprechen. Dann muss jeder eine Zusatzversicherung für seinen Zahnersatz abschließen. "Sechs Euro monatlich seien derzeit dafür vorgesehen", sagte Dieter Rosch. Der Patient müsse diese Versicherung jedoch nicht unbedingt bei seiner Krankenkasse abschließen, sondern könne auch eine Privatkasse wählen. Sterbe- und Entbindungsgeld werden von den Kassen nicht mehr gezahlt und Kosten für Brillen grundsätzlich nicht mehr übernommen. Als Gegenleistung sollen die gesetzlichen Krankenkassen im nächsten Jahr die Beiträge auf unter 14 Prozent senken.

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