Relikte der Vergesslichkeit

BERNKASTEL-WITTLICH. Schirme, Turnschuhe, Handys, Schulbücher - jeden Tag bleibt etwas in den Schulbussen des Kreises Bernkastel-Wittlich liegen. Im Büro des RMV in Wittlich gibt es ein ganzes Lager voller Gegenstände, die auf ihren rechtmäßigen Besitzer warten.

"Jeden Tag kommen Sachen rein", Andreas Mischok, Mitarbeiter der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) sieht es sachlich. Er hat sich an die Vergesslichkeit der Fahrgäste gewöhnt. Das meiste seien Sachen von Schülern, so seine Erfahrung.Dabei ist die Verweildauer der Fundsachen in dem Büro am ZOB in Wittlich unterschiedlich: Am schnellsten werden die Handys neueren Datums vermisst und wieder abgeholt. "Die Besitzer rufen oft schon an, bevor der Bus an der Endhaltestelle angekommen ist." Bei älteren Modellen ist dagegen die Sehnsucht des Besitzers nach seinem mobilen Telefon meist weniger ausgeprägt.Regenschirme sind die Klassiker

Dabei ist man beim RMV durchaus bemüht, den Besitzern ihr Eigentum wieder zukommen zu lassen. Die Mobiltelefone beispielsweise, bleiben eingeschaltet, damit man gegebenenfalls durch einen Anruf den Eigentümer ermitteln kann.Leichter ist es häufig bei Portemonnaies. Durch den Namen auf Karten oder Ausweisen kann der Beisitzer schnell ausfindig gemacht werden. Wenn eine Bankkarte gefunden wird, wird das entsprechende Geldinstitut informiert, liegt eine Krankenkassenkarte dabei, versucht man über diesen Weg, den Besitzer zu ermitteln. Aber trotzdem holt noch lang nicht jeder sein Eigentum ab. "Ein Mädchen hat sein Portemonnaie schon zweimal verloren. Die traut sich wohl nicht es abzuholen", vermutet Mischok. Viele Sachen aber bleiben im Büro liegen. Mischok zeigt eine Unmenge von Turnbeuteln, teilweise mit teuren Markenturnschuhen. "Danach kräht kein Hahn", wundert er sich.Auch mit Schirmen könnte er bereits einen Handel aufmachen. "Das sind Klassiker", erzählt er.Gefunden werden in den Bussen auch Schulbücher, die auch zu eher teuren Artikeln gehören. Trotzdem ist auch die Quote derer, die danach fragen, eher gering. Seit gut einem Jahr liegt ein Zeichenbrett im RMV-Büro. Sogar der Name des Eigentümers steht drauf.Doch half auch die Nachfrage bei der Berufsbildenden Schule bei der Suche nach dem Besitzer nicht weiter. Informiert wird selbstverständlich auch das Fundbüro, so dass Leute, die dort nachfragen an den RMV verwiesen werden können.Liegen die Sachen länger beim RMV, dann gehen sie entweder ans Fundbüro, vorausgesetzt sie haben noch einen gewissen Wert.Liegt der geschätzte Wert aber unter 20 Euro, dann geht laut Gesetz die Fundsache nach sechsMonaten in den Besitz des Eigentümers über. Das heißt: Schuhe, Handschuhe oder Schals wandern dann meist gebündelt in die Altkleidersammlung. Gefunden werden die Sachen meist schon nach kurzer Zeit. "Die Fahrer gehen nach dem Ende der Tour meist noch einmal durch den Bus", erzählt Mischok. Spätestens aber, wenn die Fahrzeuge in Trier nach eineinhalb Tagen gereinigt werden, tauchen auch die Gegenstände auf, die irgendwo dazwischen gerutscht sind.Positive Erlebnisse überwiegen

Während Mischok erzählt, klingelt das Telefon. Ein Schüler ist dran und fragt nach einem verlorenen Portemonnaie. Mischok notiert sich die Strecke auf der der Geldbeutel verloren ging, sowie Namen und Telefonnummer des Schülers. Er verspricht gleich nachzufragen, wenn der Bus an der Endhaltestelle angekommen ist und dann zurückzurufen.Wird Liegengelassenes abgeholt, melden sich die Leute erfahrungsgemäß direkt. Sachen, die länger liegen, werden dann selten abgeholt. Manchmal haben die Vergesslichen aber doppelt Glück: So kommt es auch vor, dass bei der Suche nach einem verlorenen Gegenstand ein noch länger Vermisster auch noch auftaucht.Meistens freuen sich die Menschen, wenn Sie ihr "Liegengelassenes" wieder in Empfang nehmen können. Vor allem Rentner, die manchmal größere Bargeldsummen im Geldbeutel haben. Negative Erlebnisse sind eher selten. Bis auf einen Studenten, der einen Geldbeutel mit 50 Euro zurückbekam, er hingegen behauptete, es seien 500 darin gewesen und Schadensersatz der RMV forderte.

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