Riesling und Risotto-Reis

Dass in Italien Riesling angebaut wird, ist hierzulande kaum jemandem bekannt. Die italienischen Winzer sind begeistert von der Mosel und wollen in Zukunft nur noch hier ihre Reben kaufen.

 Christian Johann (Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks), Volker Emmrich, Fabrizio Maria Marzi und Gabriele Marchesi (von links) begutachten einen Riesling-Weinberg oberhalb von Kues. TV-Foto: Clemens Beckmann

Christian Johann (Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks), Volker Emmrich, Fabrizio Maria Marzi und Gabriele Marchesi (von links) begutachten einen Riesling-Weinberg oberhalb von Kues. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Fragt man hiesige Winzer, ob sie schon einmal etwas vom "Tal des Rieslings" in Italien gehört haben, gibt es als Antwort erstaunte Blicke. Außerhalb Deutschlands soll es eine Region geben, die sich so nennt? Selbst Volker Emmrich, Leiter des Cusanus-Hofguts in Bernkastel-Kues, hatte davon bis zum vergangenen Jahr keine Ahnung, obwohl er zwei Jahre lang in Italien arbeitete."Nach einer Weinmesse standen am folgenden Tag mehrere italienische Winzer vor unserer Tür", erinnert er sich an die erste Kontaktaufnahme. Den Italienern hatte der im Hofgut produzierte Wein so gut geschmeckt, dass sie spontan ihre Reiseroute änderten. Dabei erfuhren sie dann auch, dass im Hofgut hochwertige Reben gezüchtet werden, die in viele Länder exportiert werden. Im Gebiet "Oltrepo Pavese", 40 Kilometer südlich von Mailand, sind 1500 Hektar mit Riesling bestockt. Zum Vergleich: An der Mosel sind es circa 5500 Hektar. Dass dort Riesling angebaut wird, hat historische Gründe. In diesem Gebiet, so berichtet es Winzer Fabrizio Maria Marzi, regierten einmal die Österreicher. Ein Experte erkannte, dass der Boden für den Rieslinganbau geeignet ist. Die lombardischen Bauern wurde dann ausgebildet, um Ende des 19. Jahrhunderts die "Produktion des edlen Weines für die feinen Gaumen der österreichischen Offiziere aufzunehmen". Für die wird längst nicht mehr produziert. Doch der Riesling blieb erhalten. Die trockenen Weine werden allesamt im eigenen Land vermarktet, berichtet Marzi. Wahrscheinlich sind die Weine deshalb in Deutschland, wo sonst jeder Trend aufgegriffen wird, nicht bekannt. Etwa 25 Winzer haben sich in dem Tal, das von mehreren kleinen Flüssen durchzogen wird, dem Riesling verschrieben. Es werden allerdings auch noch andere Sorten angebaut. Die Betriebe wollen ein Konsortium gründen und dann einen Kooperationsvertrag mit dem Cusanus-Hofgut abschließen. Dieser Vertrag soll unter anderem beinhalten, dass die Italiener sämtliche Riesling-Reben vom Hofgut beziehen. "Die Italiener drängen darauf", erläutert Volker Emmrich. Auch Weine des Gutes könnten über diese Schiene in Italien vermarktet werden. Im Gegenzug möchte das Hofgut italienischen Riesling in den Klosterläden in Machern und Himmerod anbieten. Genau wie sein Kollege Gabriele Marchesi ist Marzi auch beeindruckt von der Arbeit, die beim DRK-Sozialwerk mit und für die dort beschäftigen 538 behinderten Menschen geleistet wird. Das "Tal des Rieslings" liegt in der Nähe von Mantua. Aus der Region kommt der Risotto-Reis. Mitte Juni wird ein großes Fest gefeiert. Das Motto lautet: Reis und Riesling.

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