Roachta, Pälzisch und Rebensaft

ZELTINGEN-RACHTIG. Die Moselfränkischen Mundarttage machten Station im Kelterhaus Schorlemer Zeltingen-Rachtig. Eingebunden in die Mundarttournee des SWR4 "Mussik, Sprooch un Wein eggsdra" sorgten die Latwerch-Bänd aus der Pfalz, die Lempes Pläerza aus Rachtig sowie SWR4-Weinexperte Werner Eckert im Gespräch mit Marie-Luise Marjan, bekannt als "Mutter Beimer" aus der Lindenstraße, für Kurzweil und gute Laune.

Der Rosenburgsaal des Kelterhauses Schorlemer geriet so richtig in Schwung, als die zehnköpfige Gesangsgruppe der "Lempes Pläerza" loslegte mit "Pläerzen" - pardon mit Singen. Das Publikum ließ sich mitreißen von den sangesfreudigen Moselanern, die in Roachta Platt die Gäste teilhaben ließen an einem "bunten Dorfleben-Mix". Seit zehn Jahren besteht die Gruppe unter der musikalischen Leitung von Josef Thiesen. Vor allem die zeitlosen Lieder über das Rachtiger Dorfgeschehen wie über den Wein und seinen Anbau nehmen einen besonderen Platz ein in ihrem Repertoire. Davon gaben sie dem Publikum deftige, freche Kostproben in bester Roachter "Muddersprooch". Die Texte stammen aus der Feder von Josef Thiesen und Stefan Becker. Die Zuhörer wurden Zeuge frühmorgendlicher Ruhestörung im Dorf durch samstägliches Stroaßekeehre oder Schlepper-Geklepper. Und sie erfuhren, wann Papas schönste Zeit anbricht: Denn wenn im Herbst die Nebel wallen und von den Bäumen die Blätter fallen, dann ist Papas schönste Zeit - dann geht's richtig rund, "wenn de Vatter mit de Stievel in der Bellich tanzt". Da hielt es keinen auf den Stühlen, das Publikum feierte die Lempes Pläerza und stimmte ein in das etwas umgewandelte Fußball-Champions-Lied: "Mir sein die Lempes von Roacht". Ein Riesenapplaus und Rufe nach Zugaben begleitete die heimischen Platt-Weltmeister. "Einfach toll", bemerkten die Urlauber Anne und Karl-Heinz Hofmann aus Baden-Baden - auch wenn sie nicht jedes Mundart-Wort verstanden. "Das war schön", bemerkte auch die zehnjährige Katharina Sprute aus Bernkastel-Kues. Neben dem SWR4 war beim Mundartabend das Südwestfernsehen präsent. Schade nur, dass die Fernsehleute schon vor dem Auftritt der heimischen Truppe ihre Kamera wieder zusammenpackten. Mundarttöne schlug ebenso die Latwerch-Bänd (Pflaumenmus-Band) aus der Pfalz an, die mit allerlei "Pälzischem mit Schmagges" für Stimmung sorgte. Und zum Auftakt der SWR4-Weinwoche begrüßte Weinexperte Eckert die Schauspielerin Marie-Luise Marjan auf dem "Roten Polster". Klar, dass sich das Gespräch mit der Weinliebhaberin und Hobbyköchin um den Wein drehte. Zwar nicht in Mundart - auch wenn Marjan den Ruhrpott-Dialekt perfekt beherrscht -, kamen die beiden ins Gespräch über dies und das und den köstlichen Rebensaft. Denn hier wurde der Schauspielerin nicht, wie beim Fernsehen üblich, "Requisitenwein" aus Mineralwasser und färbendem Fruchtsaft, sondern reiner Wein eingeschenkt. Und "Mutter Beimer" genoss sichtlich den Moselwein in den Geschmacksrichtungen "Trocken", "Halbtrocken" und "Lieblich". "Ich trinke Wein immer nur aus Fröhlichkeit", gab sie zu. Für die gebürtige Norddeutsche und Kind des Ruhrgebietes hat Weintrinken immer mit Genuss zu tun. "Wir müssen auch jetzt die Gunst der Stunde nutzen", bemerkte sie augenzwinkernd beim Anblick der goldenen Tropfen im Glas und prostete dem Publikum zu. Und vielleicht gehöre ja fortan der spritzige Riesling zu einem ihrer Lieblingsweine, ließ sie im TV-Gespräch anklingen.

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