"Rock around Lindenbaum"

TRITTENHEIM. Der erste offizielle Auftritt der Männergesangsgruppe "Riesling Harmonists" wurde von knapp 300 Zuschauern im Jugendheim frenetisch gefeiert. Zusammen mit Solist Klaus Basten von der bayerischen Staatsoper gelang ein musikalisches Potpourri voller Witz und Klasse.

Zunächstherrschte Ratlosigkeit bei den Helfer im Jugendheim angesichtsder Besuchermassen bei der Premiere der "Riesling Harmonists".Die 250 offiziellen Eintrittskarten waren schon vor Wochen weggegangen wie warme Semmeln. Darüber hinaus hatten noch viele Fansauf die eine oder andere Weise ihren Weg in die Halle gefunden,so dass zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden mussten. Hommage an die Mosel

Vor drei Jahren entwickelte sich ein lockerer Verband Gesangsbegeisterter zu einer professionellen Truppe. Wesentlichen Anteil daran hat Musiktrainer Horst Goerres. Einsatz und Engagement gehen weit über das eines Freizeitchores hinaus. "Die letzten Wochen vor dem Auftritt, haben wir jeden Abend geprobt", erinnert sich Karsten Fleury, der Benjamin der Gruppe. Keine geringe Leistung, bedenkt man, dass die meisten Mitglieder tagsüber einer anstrengenden Arbeit nachgehen. Und es waren keine gewöhnlichen Proben.

Denn es galt mit einem echten Profi zusammen zu arbeiten, dem Bassisten Klaus Basten von der bayerischen Staatsoper. Der gebürtige Trittenheimer hatte sich sofort bereit erklärt zu einem gemeinsamen Konzert und war für die Proben jeweils extra aus München an die Mosel geeilt. Für ihn, so Basten, sei es eine wunderbare Gelegenheit sein Können auch einmal zu Hause zu demonstrieren. Für die Trittenheimer Premiere stellten sich Chor und Solist dem Publikum mit einem bunten Repertoire aus drei Jahrhunderten vor. Dramaturgisch geschickt arbeitete sich das Programm vom anspruchsvollen Klassizismus über die sensible Romantik eines Franz Schubert bis hin zur frivolen Salonmusik von "Bel Ami" sowie diversen Musical Einblicken vor. Auch eine Hommage für den Moselwein fehlte nicht. Martin Dahlems Mosel-Hymne "An der Mosel wächst ein Riesling", von Klaus Basten mit überzeugendem Lokalenthusiasmus dargeboten, ließ die Herzen des Publikums höher schlagen und provozierte erste Bravo-Rufe.

Unumstrittener Höhepunkt des Abends war jedoch ein Liederstrauß der Comedian Harmonists, dem Vorbild der Riesling Harmonists. Da gab es kein Halten mehr für die 300 Zuschauer. War die Resonanz vor der Pause noch relativ verhalten gewesen - was mit der Besinnlichkeit der Texte zu tun hatte - begannen mit "Mein kleiner grüner Kaktus" und "Ein Freund, ein guter Freund" immer mehr Füße zu wippen, die Gesichter, selbst die der jüngsten Besucher, strahlten und schließlich konnten auch die Hände nicht anders, als den Melodien und zeitlos witzigen Texten aus den 30er Jahren durch begeistertes rhythmisches Klatschen Tribut zu zollen.

Die Riesling Harmonists waren dabei den teilweise anspruchsvollen Harmonien ihrer berühmten Vorbilder gewachsen. Besonderen Jubel erfuhr Horst Goerres' Bearbeitung von Franz Schuberts "Am Brunnen vor dem Tore". Der Text des Lieds forderte zu einer höchst unterhaltsamen Entdeckerreise zu den Evergreens vom Volkslied über Walzer bis Rock'n'Roll auf. Wen wundert's da noch, dass die Harmonists und Basten erst nach mehreren Zugaben vom stehend jubelnden, Wunderkerzen schwenkenden Publikum von der Bühne gelassen wurden. Musiktrainer Goerres komponierte und dirigierte und gab am Klavier zusammen mit dem Pianisten Detlev Lehnert aus Piesport den Ton an. Wesentlichen Anteil am Erfolg des Abends trägt auch Robert Schattel, der wie die Sänger im Frack und als Conférencier überaus charmant plaudernd durch das Programm führte. Als großartige Idee erwies sich ebenso die Bewirtung rund ums Konzert mit Sekt, Wein, Lachshäppchen und Premierentorte. Ein Wiederholungskonzert ist für Ende Mai geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort