Romantischer Abend im kleinen Kreis
BERNKASTEL-KUES. Auf eine musikalische "Winterreise" begaben sich die Zuhörer, die sich allerdings in überschaubarer Zahl im Kurgastzentrum auf dem Plateau eingefunden hatten.
Passend zu den trüben Novembertagen, zu den Trauersonntagen, an denen der Toten gedacht wird, stand der Inhalt eines der wohl bedeutendsten Liederzyklen von Franz Schubert (1797 bis 1828). Der Todestag des Musikers jährt sich in diesem Jahr zum 175. Mal.Die Ausführenden des Konzertes waren der Tenor Wolfgang Röntz und der Pianist Ulrich Hofmann. Nur ein kleiner Zuhörerkreis fand sich zum Liederabend ein, der zeigte sich allerdings sehr angetan von den Liedern und ihrem poetischen Inhalt.Zwischen seinem 14. und 31. Lebensjahr hat Schubert 600 Lieder geschaffen. Zugrunde liegen oft Gedichte großer Poeten, aber auch weniger bekannter Lyriker. Viele seiner Lieder sind zu Zyklen zusammengefasst - so auch die "Winterreise".Die beiden Solisten, die seit 1996 gemeinsam auftreten, beeindruckten das Publikum mit ihrer Interpretation - auch wenn die Tenorstimme zuweilen etwas indisponiert schien. Wolfgang Röntz ist nach mehrjähriger Lehrtätigkeit an der Musikhochschule Köln heute als freischaffender Sänger, Stimmbildner und Pianist tätig.Von schwermütig bis stürmisch und heiter
Hofmann, der als Solist, Kammermusikpartner und Liedbegleiter in vielen Ländern der Welt auftrat, lehrt derzeit an der Folkwang-Hochschule in Essen.Sensibel und in großer Harmonie brachten die beiden den Liederreigen zum Ausdruck, in dem schon Schuberts Vorahnung seines baldigen Todes liegt. Die Lieder handeln von hoffnungsloser Liebe, von Einsamkeit, von Verlassenheit. Mal getragen, traurig, schwermütig dramatisch, aber auch zuweilen gar heiter und stürmisch - so klangen die Lieder Schuberts im Kurgastzentrum. Faszinierend die Texte aus der Feder von Wilhelm Müller, voll volkstümlich romantischer Poesie, voll schwermütiger Einsamkeit, aber auch geprägt von Wanderlust und Naturliebe.Die reibungslose Verbindung von Text und Melodie einerseits, die Schönheit der Sprache andererseits haben die Lieder Schuberts so unsterblich gemacht.Der Klavierpart beschränkt sich dabei nicht nur auf die Stützung des Gesanges, sondern gewinnt in Schuberts Liedern eine entscheidende Bedeutung. Er hat ein Eigenleben und wird zum vollwertigen Partner der Singstimme. Diesen Part füllte Hofmann mit Gefühl und Virtuosität glänzend aus.Lang anhaltender Beifall war der Lohn für den romantischen Liederabend.
