Rot, Gelb oder Grün

KRÖV. (red) "Worin liegt das Geheimnis glücklicher Kinder?" Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Gesprächsabends des Dekanats Wittlich und der Katholischen Kindertagesstätte Kröv.

Monika Hamacher-Löwen von der Kita Kröv und Armin Surkus-Anzenhofer vom Dekanat Wittlich konnten 30 Eltern zu diesem Angebot begrüßen. Und die Erziehungsinteressierten kamen voll auf ihre Kosten. Denn der Referent des Abends, Bernhard Thull, ist nicht nur Diplom-Sozialpädagoge, Lehrer und Sonderpädagoge. Auch durch seine sechs Kinder, zwei Pflegekinder und 14 Enkelkinder kann er aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Anschaulich, lebensnah, erfrischend und mit vielen Beispielen aus dem Leben brachte er die Eltern nicht zur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken. Seine Grundthese lautet: "Wenn Mama und Papa glücklich sind, dann ist das die beste Voraussetzung dafür, dass auch die Kinder glücklich sind." Zunächst stellte Thull fest: "Kinder haben die Fähigkeit zum Glücklichsein von Geburt an. Geht man auf ihre Bedürfnisse ein und beachtet ihre Signale, entwickeln sie sich zu gesunden und glücklichen Kindern." Kindern sollte die Chance eingeräumt werden, ihrer natürlichen Neugier nachzugehen, sich auszuprobieren und auch, dabei zu scheitern. Das Kind brauche die Rückversicherung: "Wenn's nicht klappt, stehen meine Eltern mir bei, fangen mich auf." Auch kleine Kinder könnten kleine Risiken eingehen und überschaubar Verantwortung übernehmen. Überbehütung wirke sich negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Kinder übernähmen gern Verantwortung: "Sie freuen sich, wenn ihnen etwas zugetraut wird." Eine gesunde Portion Lob bestärke die Kinder, Tadel sollte unter vier Augen geschehen. Lob und Kritik sollten immer spezifisch sein, sich also auf ein bestimmtes Verhalten des Kindes beziehen und nicht verallgemeinernd auf das Kind selbst. So entwickeln die Kinder ein hohes Selbstwertgefühl. Die Würde, die die Eltern sich selbst zugestehen, müssten sie auch ihrem Kind zugestehen. Kritik sollte immer nur am Verhalten, nie an der Person geübt werden. Kinder zu solch eigenständigen, selbstbewussten und authentischen Menschen zu erziehen, beinhaltet nach Thull auch das Setzen von Grenzen im Erziehungsalltag. Bei allen Grenzen sollte jedoch darauf geachtet werden, die Würde des Kindes nicht zu verletzen. Es sollte vermittelt werden, dass man das Kind mag. Begrenzt werden sollte dann, wenn es notwendig ist - wenn also Not abgewendet werden soll, körperliche oder psychische. "Ohne Grenzen verlieren die Kinder die Orientierung." Als gute Lösung des Grenzensetzens stellte Thull die Ampel-Lösung vor: Rot: Hier gibt es Grenzen, über die nicht diskutiert werden. Gelb: Es gibt eine Chance des Diskutierens. Es sei wichtig für die Kinder, über manche Grenzen der Eltern diskutieren zu können, Gegenargumente zu finden und eventuell die Eltern auch zu überzeugen. So lernen sie Demokratie. Grün: Das erlauben wir unserem Kind, ohne dass es fragen muss. Bei Grün sollte man die Kinder frei entscheiden lassen, Tag für Tag etwas mehr. Wer Grenzen setzt, der muss sich auch Gedanken machen um das Einhalten von gesteckten Grenzen. Konsequenzen bei Grenzübertretungen sollten immer im Zusammenhang mit dem Übertreten stehen, sowohl zeitlich als auch von der Sanktion her. Wie ein roter Faden zieht es sich durch den Ansatz von Thull, dass Kinderseelen reifen können, wo Menschen, vor allem Eltern, Zeit für sie haben. Armin Surkus-Anzenhofer fasste die Erkenntnisse dahingehend zusammen, dass Stabilität in der Entwicklung der Kinder nicht ohne Struktur möglich sei. Günstig sei "ein verlässlicher und feinfühliger Erziehungsstil, der das Kind unterstützt, es bejaht, ihm Freiräume gewährt, aber auch freundlich, berechenbar und altersgemäß Grenzen setzt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort