Rote Erde auf ungenehmigter Reise

Erdaushub vom Trierer Petrisberg landete in Trittenheim. Initiator soll, so die Kreisverwaltung, ein Trittenheimer Winzer sein. Die Erde lagert nicht nur auf seinem Grund und Boden, sondern zum großen Teil auf Gemeinde-Eigentum.

 In einem Waldstück auf dem Petrisberg (rot markiert) haben rund 80 Polizisten gestern mit Stöcken nach dem vermissten Studenten Maxim Beck gesucht. TV-Foto: Archiv/Gerhard Steinle

In einem Waldstück auf dem Petrisberg (rot markiert) haben rund 80 Polizisten gestern mit Stöcken nach dem vermissten Studenten Maxim Beck gesucht. TV-Foto: Archiv/Gerhard Steinle

Trittenheim. Es ist, trotz genauer Beschreibung, nicht einfach, die Stelle auf dem Trittenheimer Berg zu finden, wo sich die rote, sandige Erde befindet, die hier normalerweise nichts zu suchen hat. Ein Teil des Aushubs liegt aufgetürmt am Waldrand, ein anderer Teil ist schon einplaniert, wieder ein anderer liegt zwischen zwei Weinbergen.

Wie viel es ist, lässt sich nicht feststellen. Ein Trittenheimer Bürger, der den TV informierte, spricht von mindestens 40 Lastwagen-Ladungen, die Polizei sogar von 60 bis 90.

Der Aushub stammt, so die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, vom Trierer Petrisberg. Dort wird eine Studentenwohnanlage gebaut. Bürger hatten ungewohnt viel LKW-Verkehr in Trittenheim beobachtet und die Behörden informiert. Die Transporte seien dann auf Anweisung der Kreisverwaltung sofort gestoppt worden, sagt Christiane Horsch Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron.

Und wieso landet Erdaushub aus Trier an einem abgelegenen Ort auf dem Trittenheimer Berg? Ein Winzer aus der Gemeinde habe, so Kreisverwaltung, Polizei, Verbandsgemeinde- und Ortsverwaltung übereinstimmend, die Erlaubnis dazu gegeben. Ein Teil des Aushubs liegt auf seinem Boden, aber auch Gemeindeflächen sind betroffen.

Nach Auskunft von Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig liegt sogar der größte Teil des Bodens auf Gemeinde-Eigentum. Bollig ist sauer. Es könne nicht sein, dass Bürger das Recht in eigene Hände nehmen. "Dann würde meine Arbeit nur noch darin bestehen, Kontrolleur zu sein", sagt er.

Und wie kam die Verbindung zwischen Trittenheim und Trier zustande? Der Winzer habe gesagt, dass sein Schwiegersohn den auf dem Petrisberg mit dem Aushub beschäftigten Unternehmer kenne und ihm einen Gefallen tun wollte, erläutert Bürgermeisterin Christiane Horsch. Er selbst habe von dem Vorgang nichts gewusst, habe er mitgeteilt. Der Bürger, der den TV informierte, vermutet indes, dass Geld im Spiel ist.

Fakt ist, darauf weisen die Behörden hin, dass es einer Genehmigung bedarf, um solch große Mengen Erdaushub auf privaten oder öffentlichen Flächen abzulagern. Eine solche habe in diesem Fall nicht vorgelegen.

Die VG-Verwaltung hat das Material untersuchen lassen. Dabei sei glücklicherweise herausgekommen, dass es unbelastet sei. Die Ortsgemeinde traut diesem Braten aber noch nicht so recht. Sie werde, so der Ortsbürgermeister, eine weitere Untersuchung in Auftrag geben.

Die Kreisverwaltung hat dem Winzer mittlerweile erlaubt, mit 400 Kubikmetern der auf der Gemeindefläche liegenden Erde eine Mulde auf seinem Grundstück aufzufüllen.

Den Rest muss der Mann ordnungsgemäß beseitigen. Das werde kontrolliert, teilt die Kreisverwaltung auf TV-Anfrage mit.

Kommentar

Es gibt Grenzen

Nicht jedes Gesetz und nicht jede Verordnung macht im überbürokratisierten Deutschland Sinn. Dass es aber Grenzen dafür gibt, was auf eigenem Grund und Boden und erst recht auf öffentlichem Gelände erlaubt ist, muss jedem Bürger klar sein. Der Aushub aus Trier landete an einem Ort, an dem sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen. Dies spricht dafür, dass nicht unbedingt rauskommen sollte, was hier geschieht. Die Bürger mögen manchmal unbedarft oder überfordert sein, wenn es darum geht, was erlaubt und was verboten ist. Völlig unverständlich ist dagegen, was den auf dem Petrisberg tätigen Unternehmer bewogen hat, sich auf diese Vorgehensweise einzulassen. Da kommt schon die Frage auf, ob nicht ein unlauteres Geschäft dahinter steckt. c.beckmann@volksfreund.de

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