Rote Nasen statt Frühlingsgefühlen

TRABEN-TRARBACH. (red) Der Februar 2005 hatte es in sich. Hobby-Meteorologe Rudolf Heydenreich aus Traben-Trarbach, der seit 1985 exakte Wettermessungen vornimmt, berichtet von einer Reihe von Besonderheiten.

Es gibt ihn noch, den "richtigen Wintermonat Februar", wir haben ihn gerade hinter uns. An winterlichen Überraschungen hatte der Februar viel zu bieten: Es gab 20 Frosttage, der Februardurchschnitt in den vergangenen 20 Jahren liegt bei zwölf. Vom 15. Februar bis zum Monatsende blieb lediglich ein Tag frostfrei. Eistage gab es allerdings nur zwei, meist schaffte es die Temperatur, tagsüber wenige Grad über den Nullpunkt zu steigen. Einen Kälteschock erlebten die Traben-Trarbacher am Morgen des 28. Februar. Nach nächtlichem Aufklaren in arktischer Polarluft wurden überall Frühwerte zwischen minus zehn und minus 17 Grad Celsius gemessen. In der Brückenstraße waren es minus zwölf Grad, am Minigolfplatz minus 15 Grad Celsius. In den vergangenen 21 Jahren hat es in der Doppelstadt in den letzten Februartagen keinen derart starken Frost mehr gegeben. Vielerorts wurden neue Kälterekorde für die letzte Februardekade aufgestellt. Lediglich die kurze Tauwetterperiode vom 10. bis zum 14. Februar schlägt mit deutlich zu hohen Temperaturen zu Buche. Für seine Messstelle hat Hobby-Meteorologe Rudolf Heydenreich einen Mittelwert von 1,7 Grad errechnet - 1,3 Grad kälter als es dem langjährigen Mittel entspricht (drittkältester Februar der vergangenen zehn Jahre, aber nur siebtkältester Februar seit 1985.) Vor allem die bitterkalten Februarmonate 1985, 1986 sowie 1991 hatten noch weitaus mehr Winterqualität. Was den gerade zu Ende gegangenen Februarmonat jedoch seinen entscheidenden Stempel aufgedrückt hat, ist sein Schneereichtum. Zwölf Tage mit Schneefall gehen in die Statistik ein. Es gab nicht nur wie üblich einige Flocken, sondern richtige Schneemengen. So etwas haben die Bürger von Traben-Trarbach in den vergangenen 20 Jahren noch nicht erlebt. Rechnet man einmal die Niederschlagsmenge, die als Schnee - manchmal auch mit etwas Regen vermischt - niedergegangen ist, so kommt man auf eine Neuschneemenge von rund 40 Zentimetern. Das ist für Traben-Trarbach einzigartig. Zwar schmolz im Tal die weiße Pracht tagsüber weitgehend ab, doch die Moselberge und nahen Hunsrückhöhen zeigten wochenlang ein tiefwinterliches Bild. Weiße Überraschung am Rosenmontag

Mehrmals überraschte die Traben-Trarbacher im Stadtgebiet in den Morgenstunden nach abendlichem oder nächtlichem starkem Schneefall eine bis zu acht Zentimeter hohe geschlossene Schneedecke. Was gab es noch? 18 Niederschlagstage mit insgesamt 76 Liter je Quadratmeter, 40 Prozent mehr als es einem Februar "zusteht", ein kurzer, aber heftiger Warmlufteinbruch vom 10. bis zum 12. Februar mit einer Spitzentemperatur von 12,3 Grad und einem kräftigen Wintergewitter mit Sturm. Als meteorologischer Leckerbissen nicht unerwähnt bleiben soll die Schneeüberraschung am Rosenmontag. Am Vortag meldeten die Wetterberichte übereinstimmend: Uns erwartet ein sonniger Rosenmontag. Es sollte ganz anders kommen. Der starke Schneefall am Nachmittag (acht Zentimeter Schneehöhe in der Stadt) entstand aus einer seltenen und nur schwer vorhersagbaren Wetterlage. Immerhin gelang es dem Rosenmontagszug noch gerade rechtzeitig, halbwegs trocken über die Runden zu kommen. Der meteorologische Frühlingsbeginn am 1. März erwies sich als eisiger Fehlstart.

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