Roter Teppich und vielleicht sogar ein Preis

WITTLICH. Für ihre schauspielerische Leistung in der Rolle einer drogenabhängigen Prostituierten in einem Tatort ist Barbara Philipp für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Am heutigen Samstag wird er verliehen. Vielleicht geht einer der begehrten Glas-Obelisken an die gebürtige Wittlicherin.

1500 Gala-Gäste, Thomas Gottschalk als Moderator und am Sonntag Millionen Zuschauer am Bildschirm: Wenn heute, Samstag, in Köln der rote Teppich für die Verleihung der Deutschen Fernsehpreise ausgerollt ist, wird auch die gebürtige Wittlicherin Barbara Philipp dabei sein. Sie ist nominiert als beste Nebendarstellerin. Erfahren hat sie davon im Auto mit ihren Eltern auf dem Weg von Wittlich zum Kölner Flughafen, unterwegs zu ihrer Wahlheimat Berlin: "Ich habe mich total gefreut. Das Schlimmste war, dass ich zwei Wochen nicht darüber reden durfte. Meine Eltern mussten schwören, dass sie schweigen. Ich selbst habe immer gehofft, dass die Arbeit für diese schwierige Rolle einmal honoriert wird", sagt Barbara Philipp. Im Tatort "Das Böse" spielte sie eine drogenabhängige Prostituierte mit Mut zur Hässlichkeit und drastischen Szenen: "Der Regisseur hat mir gesagt, er wolle keinen klassischen Fernsehkitsch-Junkie, wie im Film Bahnhof Zoo. Sondern einen, wie er am Frankfurter Bahnhof rumläuft. Er sagte: ‚Du gehst da mal hin und schaust dir die an. Die Rolle muss ganz nah dran sein an dem, was auf der Straße passiert. Kein Kitsch und kein Klischee, sondern eine Rolle, die das Problem ernst nimmt.‘" Wie gut sie ihren Job gemacht hat, zeigt eine Geschichte von den Dreharbeiten. In einer Pause wollte sich Barbara Philipp eine Zeitung am Bahnhof kaufen: "Die haben mich nicht in den Laden gelassen, weil sie dachten, ich sei ein Junkie."Nächste Rolle mit "Ehrlichers Enkel"

Manch einer, der Barbara Philipp privat kennt, hatte nach der Ausstrahlung des Tatorts dann ebenfalls Schwierigkeiten mit der erschütternd ungeschminkten Darstellung: "Das war ja eine kontroverse Rolle. Manche waren ganz angetan von meiner Arbeit, andere haben nur die Barbara Philipp gesehen, die eine Drogenabhängige ist und auf den Strich geht. Deshalb wollte ich die recht heftige Rolle auch nicht unbedingt in meiner Heimat groß publik machen." Die Hauptrolle des smarten Bankers mit der abgründigen Beziehung zu der Junkie-Frau in "Das Böse" spielte Ulrich Tukur. Für seine Leistung ist auch er jetzt nominiert in der Kategorie bester Hauptdarsteller. Vielleicht gehen ja zwei der "deutschen Oskars" an die Tatort-Produktion. Für Barbara Philipp steht übrigens als nächstes eine "Tatort-Spezial-Aufgabe" an: "Ich spiele für einen Kinderkanal-, also Kika-Tatort in Leipzig die Mutter einer Hauptrolle. Mein Sohn ist Enkel von Tatort-Kommissar Ehrlicher, Peter Sodann." Ach ja, bleibt noch eine Frage in Sachen Fernsehpreis: Was zieht sie an für die große Show? Barbara Philipp: "Ich habe zwei Kleider von "Wunderkind" in der engeren Auswahl. Kein Understatement, aber auch kein langes Kleid, das mag ich nicht. Ich will auf keinen Fall aussehen wie die Figur, die ich gespielt habe." Nominiert für die beste Schauspielerin in einer Nebenrolle sind neben Barbara Philipp (für Tatort: "Das Böse") Sandra Borgmann ("Ein krasser Deal" und Tatort: "Odins Rache") und Gabriela Maria Schmeide ("Leben wäre schön"). Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an Ulrike Kriener (für "Männer häppchenweise"). Das ZDF zeigt die Verleihung am Sonntag, 10. Oktober, 20.15 Uhr - eigentlich beste "Tatort"-Zeit.

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