Rotes Früchtchen mit touristischem Potenzial

Cochem soll zur Metropole des Roten Weinbergspfirsichs gedeihen. Geht es nach Bürgermeister Herbert Hilken, soll es künftig auch ein Weinbergspfirsich-Blütenfest geben. Längst zeigt sich, dass die Frucht mehr als nur dem Landschaftsschutz dient.

Cochem. Sie strahlt prächtig an vielen Ortseingängen, ziert ganze Hänge oder erfreut Wanderer durch ihre farbenprächtige Untermalung der Moselregion: die Blüte des Roten Weinbergspfirsichs. Rechtzeitig zur Schnittzeit lud der Verein "Roter Mosel-Weinbergspfirsich" zu einem Seminar ein. Unter der Leitung von Johann Schierenbeck vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück beschäftigten sich die Teilnehmer intensiv mit dem Früchtchen der Mosel."Der Riesling ist ohne Zweifel die Nummer eins der Region. Allerdings rückt der Rote Weinbergspfirsich mehr und mehr in das Bewusstsein der Menschen", eröffnete Cochems Bürgermeister Herbert Hilken das Symposium auf der Reichsburg. Daran war im Jahre 1999, als die Anpflanzung des Roten Weinbergs pfirsichs als Projekt zur Landschaftserhaltung und Schutzmaßnahme vor der Verbuschung durch das Ministerium für Umwelt und Forsten (MUF) initiiert wurde, nicht zu denken.Mit 5000 Bäumen und 150 000 Euro unterstützte das Ministerium bislang das Projekt "Naturschutz durch Nutzung". "Zuerst war das Projekt auf ein Jahr begrenzt, wurde dann für drei weitere Jahre verlängert und schließlich nochmals um fünf", erinnerte sich Inge Unkel vom Umweltministerium in Mainz. Auch wenn das Projekt nun ausgelaufen ist, das MUF aus seiner Hebammenfunktion entlassen ist: Die Subventionen für den Anbau des Roten Weinbergspfirsichs brechen nicht ab."Von Mai an können bei der Kreisverwaltung im Rahmen des Programms Agrar-Umwelt-Landschaft ("Paula") Anträge zur Förderung gestellt werden", sagte sie. Denn das einstige Erprobungsprojekt soll in eine langfristige Förderung überführt werden - als Grundlage dafür, dass auch in den nächsten Jahren die dunkel- bis hellrosafarbenen Blüten in den Hängen der Moselregion blühen werden. Mit dem als Erhalt der Kulturlandschaft anvisierten Landschaftsschutz ist gleichzeitig ein neuer Markt entstanden - eben der des Roten Weinbergspfirsichs. "Natürlich ist die Traube weiterhin die Leitfrucht der Region", merkte Bürgermeister Hilken an, fügte aber hinzu: "Nachdem der Rote Weinbergs pfirsich die Geburtswehen überstanden hat, sollte er nun auch eine Verwertung, sprich Vermarktung, finden."Geht es nach Hilken, so sollte ein Weinbergspfirsich-Blütenfest fest in den Jahreskalender installiert werden. "Und Cochem sollte zur Metropole des Roten Weinbergspfirsich anwachsen." Die Frucht hat Hilken zufolge das Potenzial, ein weiterer Tourismus-Magnet zu werden.Ähnlich sieht Wolfgang Wabnitz, leitender Regierungsdirekter a.D., in die Zukunft: "Ein Blütenfest wäre hilfreich für den Einstieg. Aber die Anbauer des Pfirsichs haben sicherlich auch eigene Marktideen." Die gelte es zu unterstützen, damit das Image des Produktes positiv gestaltet werden könne. Hilfreich stehen dabei die beiden Vereine "Roter Weinbergpfirsich" und "Roter Mosel-Weinbergpfirsich" zur Seite. Letztgenannter hat es sich zum Ziel gemacht, "eine Hilfestellung bei der Anpflanzung und Pflege zu geben", wie der zweite Vorsitzende Raphael Losem betonte. Bei aller Überschwänglichkeit und allem Zuspruch für die diversen denkbaren Marketing-Optionen sieht Losem aber auch eine Gefahr: "Noch ist der Rote Pfirsich eine goldene Frucht. Wird der Anbau schlagartig ausgedehnt, bekämen wir eine Allerweltsfrucht."Weniger den Markt als vielmehr die Möglichkeiten der Landschaftsbildung durch die Baumbepflanzung stellten Dr. Peter Keller vom Landschaftspflegeverband Südpfalz und Bernd Ternes (DLR Westerwald-Osteifel) in den Vordergrund. Ternes schilderte in seinen Ausführungen: "Es gibt viele Werbeflächen in der Region. Dort würde der Anbau von Weinbergspfirsich-Bäumen mit einer Attraktivitätssteigerung der Region einhergehen." Brach liegende Gartenflächen, farbarme Ortseingänge, aber auch alte Bahndämme zählt Ternes zu potenziellen Flächen, auf denen die Frucht der Moselregion zu einem noch schöneren Gesicht verhelfen könnte. Dadurch rücke die Pflanze auch dem Moseltouristen mehr und mehr in den Blick.EXTRA

Seminar: Für Samstag, 19. April, 9 Uhr, lädt der Verein "Roter Mosel-Weinbergpfirsich" zum Seminar "Obstbaumschnitt an Ertragsbäumen, Düngung bei Jungbäumen". Treffpunkt: Nähe Campingplatz Ellenz-Poltersdorf, Fläche Günther Probst.

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