Runter vom Abstellgleis

TRABEN-TRARBACH. Der neue Alte Bahnhof in Traben hat einiges zu bieten: Konferenzräume, die Tourist-Info und wer will, kann sogar das Büro des Stadtbürgermeisters aufsuchen. Nur eins kann man im schmucken Bahnhofsgebäude nicht: Ein Ticket für den Zug nach Bullay lösen, der nur 100 Meter weiter abfährt. Die SPD-Stadtratsfraktion will das ändern.

Rückblende: Im Juli 2002 stellt die Betreiberfirma "Entrada" ihren Fahrkartenverkauf im alten Trabener Bahnhofsgebäude ein. Damals kündigt deren Geschäftsführer Claus Schlemmer an, im geplanten Geschäftshaus vor dem Edeka-Markt einen neuen Schalter mit Fahrkartenverkauf und Kiosk zu öffnen. Doch 15 Monate später ist nicht nur von dem neuen Geschäftshaus, das ursprünglich schon Ende 2002 fertig sein sollte, weit und breit nichts zu sehen, sondern auch die Firma "Entrada" gibt es mittlerweile nicht mehr: "Die sind pleite", bestätigt Gerd Felser, Pressesprecher der Bahn AG in Frankfurt. "Für reisewillige Bürger oder Gäste ist es in Traben-Trarbach ein Abenteuer, zu einer Fahrkarte zu kommen", klagt deshalb Harald Weber, Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion. Das gilt zumindest für die Bahnkunden, die keine Möglichkeit haben, Tickets im Internet zu kaufen und mit Kreditkarte zu bezahlen, also für den "Normal-Bürger", wie es Harald Weber formuliert. Die Konsequenz: Wer in Traben in den TransRegio nach Bullay einsteigt, hat oft kein Ticket in der Tasche. Zwar können Bahnkunden bei den Zugbegleitern im TransRegio, aber auch im Café Meyer in Traben eine Fahrkarte kaufen. Doch die Sache hat einen Haken: Nahverkehrsfahrten, beispielsweise nach Trier oder Koblenz, sind zwar kein Problem, doch "ausgefallenere" Reiseziele sind im Fahrkartencomputer nicht gespeichert. Und das bedeutet, dass die Bahnkunden in den Anschlusszügen nachlösen und einen Aufschlag bezahlen müssen. Früher waren Fahrkarten auch im Reisebüro Mittelmosel erhältlich: Doch auch diese Möglichkeit gibt es nicht mehr: "Um eine Lizenz für die entsprechenden Computer-Programme zu bekommen, verlangt die Bahn mittlerweile einen jährlichen Verkaufs-Umsatz von 100 000 Euro. Das ist utopisch und rechnet sich nicht für mich", sagt Geschäftsinhaberin Gudrun Hilgers. Stehen somit Traben-Trarbacher Kunden endgültig auf dem Abstellgleis? Die SPD-Stadtratsfraktion will sich mit der derzeitigen Situation nicht abfinden und wird während der nächsten Stadtratssitzung Anfang November einen Antrag stellen. Inhalt: "Stadtbürgermeister und VG-Verwaltung sollen den Auftrag erhalten, in Verbindung mit der Bahn AG wieder einen Fahrkartenverkauf im Verkehrsbüro ermöglichen." Und dieses Verkehrsbüro ist bekanntlich seit Samstag offiziell dort untergebracht, wo die Traben-Trarbacher schon früher ihre Zug-Fahrkarten gelöst haben: nämlich im "Alten Bahnhof". "Es besteht grundsätzlich Handlungsbedarf und es ist richtig, dass wie in dieser Frage nach Lösungen suchen", kommentierte Stadtbürgermeister Alois Weber gestern den SPD-Antrag. Allerdings müsse zunächst in Gesprächen mit der Bahn, der TransRegio und dem Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz Nord geklärt werden, welche Voraussetzungen für einen Fahrkartenverkauf im Verkehrsbüro erfüllt werden müssen.Bahn-Sprecher: "Nicht rentabel"

Aus Sicht der SPD sind zwei Alternativen denkbar: Wunschziel wäre eine offizielle Verkaufsstelle für Fahrkarten. Doch da winkt Bahn-Sprecher Felser ab. "Für uns ist Traben-Trarbach nicht rentabel". Und solle man sich dennoch um eine Lizenz für die DB-Computer-Programme bemühen, müsse man nicht nur den geforderten Umsatz von jährlich 100 000 Euro berücksichtigen. Hinzu komme auch eine jährliche Gebühr für die Bereitstellung der Geräte. Vorstellbar sei aber auch, so Harald Weber, dass eine intensive Hilfestellung für potenzielle Bahnfahrer angeboten wird, die sich ihr Ticket am Internet-Terminal des Verkehrsbüros besorgen. "Die Fahrkarten können dann vor Ort ausgedruckt werden. Der Gast bezahlt bar und das Verkehrsamt bezahlt mit einer Kreditkarte, die für diese Zwecke angeschafft wird", erläutert Weber seine Vorstellungen.

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