Säcke-Sammler in den Griff bekommen

BERNKASTEL-WITTLICH/BITBURG PRÜM. Neues Jahr, neue Entsorgungsfirma: Seit Januar holt die Firma Awu in beiden Kreisen die Gelben Säcke ab. Sie hat entdeckt: Der Gelbe Sack an sich ist eine begehrte, weil kostenlose Ware.

Gelber Sack - Mangelware: So die Situation gegen Ende des vergangenen Jahres in beiden Landkreisen. Mit den bisher mit der Abfuhr beauftragten Firmen kam der Nachschub ins Stocken, als deren Vertrag mit dem Jahr 2003 auslief. Wer jetzt nach Hamster-Art einen Vorrat anlegen will, hat es schwer. Denn die neue Firma hat festgestellt: Die kostenlosen Plastiktüten sind begehrt, werden gern gehortet und zudem häufig zweckentfremdet. "Um den Missbrauch einzudämmen, wünschen wir, dass die Bürger, die Säcke erhalten, sich in Listen eintragen", erklärt Irene Weis, Geschäftsführerin der Awu. Namenslisten sind vom Tisch

Da im Kreis Bernkastel-Wittlich auch die Kommunalverwaltungen Säcke ausgeben, hätten sie sich darum kümmern müssen. Bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich etwa kommen täglich 30 bis 40 "Tüten-Interessenten" vorbei. Abfallberater Stefan Lex: "Wir achten darauf, dass es pro Haushalt nur eine Rolle mit 16 Tüten gibt. Aber der Empfang ist so stark frequentiert, dass wir uns das Listen-Führen nicht leisten können." Auch bei der VG Wittlich-Land etwa wird nicht mit Empfangsbestätigungen gearbeitet: "Den ganzen Tag verteilt kommen Bürger vorbei. Wir sind bürgerfreundlich und geben die Säcke ab, aber alles notieren, ist ein zu großer Verwaltungsaufwand." In Morbach hat man anfangs versucht, dem Wunsch der Firma zu entsprechen. Der Büroleiter der Gemeindeverwaltung Theodor Gätz: "Bisher lagen die Rollen in einem Schrank aus, und es galt eine Art Selbstbedienung. Erst haben wir versucht, mit einer Mitarbeiterin die Listen zu führen. Jetzt handhaben wir alles wie gehabt. Es wird auch mit einer Empfangsbestätigung nicht zu vermeiden sein, dass die Bürger die Säcke anders nutzen." Im Kreis Bitburg-Prüm hat sich am Freitag der Regiebetrieb Abfallberatung mit Irene Weis zu einem "Koordinierungsgespräch" getroffen. Resultat: Die Säcke werden entweder direkt am Müllfahrzeug, auf Anforderung per Zettel am gefüllten Sack oder bei der Kreisverwaltung abgegeben. Pressesprecher Rudolf Müller: "Das ist unsererseits eine freiwillige Geschichte. Aber um den Missbrauch in den Griff zu bekommen, soll es nun maximal zwei Rollen pro Bürger geben. Außerdem gibt es die Säcke nicht mehr an drei Stellen im Bitburger Kreishaus, sondern nur noch an einer Ausgabestelle am Haupteingang. Wir führen keine Namenslisten." Die "Missbrauchsrate" war übrigens auch der Grund, warum in der Stadt Trier und im Kreis Trier- Saarburg in der Sparkasse aufgestellte Ausgabekisten mit Gelben Säcken verschwunden sind. Die dort mit der Entsorgung der "Grünen-Punkt-Produkte" betraute ART argumentierte, nur die Hälfte sei auch für das Sammeln von Verpackungen verwendet worden. Diese Einschätzung teilt Irene Weis von Awu: "Beispielsweise fahren wir in Bitburg-Prüm auch den Restmüll ab, da sehen wir, wie der Gelbe Sack gern als Müllsack benutzt wird." Außerdem habe das Unternehmen einen Vertrag auf zunächst nur drei Jahre und müsse entsprechend kalkulieren. Gelbe-Sack-Sünder, das kommt nicht in die Tüte!

Generell gelte, dass manch ein Bürger versuche, über den Gelben Sack "alles los zu werden". Von der klein geschnittenen Matratze über Papier und Spielzeug bis zum "normalen Restmüll". Die "Fehlbefüllung" sei in beiden Landkreisen etwa gleich. Fällt das den Sammlern auf, bleibt der Sack mit einem Hinweis versehen auf der Straße stehen. Um die "Gelben-Sack-Sünder" kümmert sich auch die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Abfallberater Stefan Lex: "Wir sind sowieso meist erste Anlaufstelle, wenn es Probleme gibt. Wenn etwa im gastronomischen Gewerbe ausländische Mitarbeiter nicht wussten, was in den Sack darf, bin ich hin gefahren und habe vor Ort erklärt, wofür die überhaupt da sind." Bekommt die Verwaltung Kenntnis von Missbrauchsfällen, kann sie ein Bußgeldverfahren in die Wege leiten. Im Kreis Bernkastel-Wittlich ist das im Schnitt fünf Mal im Jahr der Fall. Im Kreis Bitburg-Prüm kümmert man sich nicht um dieses Problem: "Das geht uns eigentlich nichts an." Beim Start des "Grünen-Punkt-Systems" hatte der Kreis Bernkastel-Wittlich sogar die Falschbefüllung kontrolliert. Damals waren die Bürger noch "ordentliche Entsorger". Stefan Lex: "Die Quote lag bei zwei bis fünf Prozent." Wie es mit der Sack-Zweckentfremdung aussah, ist nicht bekannt.

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