Säulen in der Gemeindearbeit

IRMENACH. Sie gehören zu den Höhepunkten des Jahres für die evangelischen Frauenhilfen, die gemeinsamen Treffen der Kreisverbände Hunsrück und Hunsrück-Mosel. Über 300 Frauen aus allen Gemeinden des Kirchenkreises Simmern-Trarbach waren in Irmenach zusammengekommen, um Erfahrungen auszutauschen.

Die Stühle reichten kaum aus im Gemeindehaus von Irmenach. Sogar auf der Bühne waren Tische aufgestellt worden, um allen Frauen einen Platz zu bieten beim Jahrestreffen der beiden Kreisverbände der Hunsrücker Frauenhilfen. "Wo kommen sonst so viele Frauen zusammen wie bei uns in der Frauenhilfe", freute sich Liesel Justen, die Vorsitzende der Frauenhilfe Irmenach-Beuren. Und Pastorin Silke de Haan vom rheinischen Landesverband gab sich sichtlich beeindruckt: "Die Hunsrücker Frauen haben mich mächtig überrascht." "Es tut gut, wenn so viele zusammen sind", freute sich auch Superintendent Horst Hörpel. Es sei beeindruckend, was die Frauen in ihren Gemeinden leisteten, und sie seien eine Säule der Gemeindearbeit, so Hörpel. Und Pfarrer Christian Justen (Irmenach) betonte: "Die Frauen bilden bei uns das Rückgrat in den Kirchengemeinden, sie haben den Durchblick und sie halten das Gemeindeleben in Gang." Beispielhaft dafür ist die Arbeit der gastgebenden Frauenhilfe Irmenach-Beuren. Vor 75 Jahren gegründet, gehören heute rund 50 Frauen zu der örtlichen Gruppe, die sich im Winterhalbjahr alle zwei Wochen trifft und immer dabei ist, wenn in der Kirchengemeinde helfende Hände gebraucht werden. Das älteste Mitglied ist 95 Jahre alt, das jüngste 50. Auch dies leider symptomatisch für die Frauenhilfen im Hunsrück und an der Mosel. Es fehlen die jüngeren Frauen. Und dennoch sind die Frauenhilfen aus den Dörfern nicht wegzudenken. Rund 90 Gruppen gehören zu den beiden Kreisverbänden der Frauenhilfe, die die Region von Rheinböllen bis Traben-Trarbach umfasst. Die evangelische Frauenarbeit ist damit sicher eine der größten Frauenorganisationen der Region. Gerade die Jahrestreffen sind einer der Höhepunkte und Auftakt der winterlichen Frauenhilfsarbeit. Und bei diesen großen Zusammenkünften geht es auch immer um ein aktuelles Thema. Diesmal waren es die "Frauen im Islam". "Muslimisches Frauenleben in Deutschland ist vielfältig und bunt", meinte dazu die Referentin, Pastorin Silke de Haan, in Irmenach. Viele würden dabei an Kopftücher, Zwangsverheiratung und Ehrenmorde denken. Doch dies sei nur eine, wenn auch schlimme Seite. Daneben gebe es auch den liberalen, reformorientierten Islam, der es nicht leicht habe. "Und wir Frauen sind aufgefordert zur Solidarität mit den islamischen Frauen", betonte die Theologin. Sie berichtete über das religiöse Leben im Islam, den Propheten Mohammed, die Diskussion um das Tragen des Kopftuchs und hatte sogar eine Burka aus Afghanistan, die verhüllende Kleidung der Frauen, mitgebracht, die von den Hunsrücker Frauen anprobiert werden konnte. Dabei warnte Silke de Haan aber vor schnellen Verurteilungen. "Auch in der evangelischen Kirche dürfen Frauen erst seit dem 1. Weltkrieg die Presbyterien mitwählen, erst seit den 60er-Jahren gibt es Pfarrerinnen, die zunächst sogar zölibatär leben mussten", so die Pastorin. Auch hier hätte sich das Frauenbild erst über längere Zeit hinweg verändert.

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