Sanfter schottischer Barde

TRABEN-TRARBACH. Im Weinkabinett "Wildbad Wein" in Traben-Trarbach veranstalteten die Mosel Festwochen einen schottischen Folkabend, bei dem nicht nur die musikalischen Genießer auf ihre Kosten kamen.

 Mit Gitarre, Mundharmonika und Schottenrock: Der schottische Folksänger Jim Malcolm als musikalischer Botschafter seines Landes in der Doppelstadt.Foto: Gerhard W. Kluth

Mit Gitarre, Mundharmonika und Schottenrock: Der schottische Folksänger Jim Malcolm als musikalischer Botschafter seines Landes in der Doppelstadt.Foto: Gerhard W. Kluth

Die Schotten sind ein sparsames, manche sagen, ein geiziges und merkwürdiges Volk, bei dem die Männer Röcke tragen. In Schottland ist es meistens kalt und es regnet, mehr als Schafe, alte Gemäuer und Whisky gibt es dort nicht. Wer so denkt, der ist gewiss noch nie in Schottland gewesen, lebt von Vorurteilen - oder er hat nicht die Gelegenheit genutzt, Schottland wenigstens ein bisschen beim letzten Konzert der Mosel Festwochen im Traben-Trarbacher Weinkabinett "Wildbad Wein" kennen zu lernen.Jazz, Swing und Volksmusik

Schlicht und einfach hatte man den Abend mit "Scottish Folksongs" überschrieben, darunter, ebenso schlicht nur den Namen Jim Malcolm. Für Kenner der Folkszene war das aber schon Programm genug, ist Malcolm doch einer der bekanntesten schottischen Barden, dessen Erfolg nun schon seit einigen Jahren auch über die Grenzen seiner Heimat hinaus anhält.Für die Art der Musik, für die Emotionen, die hinter den Texten stehen, musste man natürlich schon etwas übrig haben und sich vielleicht auch ein wenig in der schottischen Geschichte auskennen, um sich von Texten eines Robert Burns ergreifen zu lassen. "Ergreifen" ist hier ganz bewusst gewählt, denn die Lieder Malcolms gehören nicht in die Klasse der Mitreißer, sind nicht von der Sorte "Hoppla, jetzt komme ich". Das verhinderte alleine schon die Sprachbarriere, die man mit gewöhnlichem Englisch nicht überwinden konnte. Die Tatsache, dass dem Programmheft kein Textblatt der Lieder beigefügt wurde, ist vielleicht der einzige Punkt, an dem man ein wenig Kritik anbringen könnte. Andererseits wurden die Lieder in einem so entzückenden Deutsch von Malcolm kommentiert, dass ein Textblatt nur abgelenkt hätte.Die beste Lösung für das Konzert war, sich zurück zu lehnen und die Lieder, die Malcolm mit einer einzigartigen Stimme vortrug, auf sich wirken zu lassen. Zu hören bekam man Musik, die stilistisch nicht ganz einzuordnen war. Es war ein bisschen Jazz, ein wenig Swing, eine gute Portion Volksmusik.Für den aufmerksamen Zuhörer war der Wunsch von Ulf Hangert, der das Konzert für die Kultur und Kur GmbH eröffnete, kein Problem. Hangert sagte: "Ich wünsche uns, dass die Musik dieses Abends in unseren Herzen nachklingen wird."Neben dem musikalischen Genuss hatte das Konzert auch für den Gaumen einiges zu bieten und wurde gleichsam ein Beweis dafür, wie gut die europäischen Regionen Schottland und Moselland zusammen passen. Zu exquisiten Moselweinen kredenzte ein großes Hotel aus Mülheim "Variationen vom schottischen Wildlachs". Alles zusammen, Musik, Wein und Lachs, ergaben eine Kombination, die Lust auf mehr machte. Schottland hat eben mehr zu bieten, als die Vorurteile suggerieren.

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