Satelliten überwachen den Hubschrauber

BRIEDEL. Um die Arbeit für die Winzer und Piloten bei der Hubschrauberspritzung einfacher zu machen, entwickeln Mitarbeiter der Forschungsanstalt Geisenheim ein neues System. Ziel ist es, die Dokumentation der Spritzungen zu digitalisieren und sie damit besser nachweisbar zu machen.

Per Satellit gesteuert, soll in Zukunft eine lückenlose Dokumentation über das Spritzen von Weinbergen entstehen. Möglich wird es durch den Spritzhubschrauber. Er ist mit einem so genannten GPS-System (siehe Hintergrund) ausgestattet, das alle wichtigen Daten rund um den Spritzvorgang aufzeichnen soll. Erste Versuche wurden bereits an der Mosel gemacht. Unterhalb der Marienburg waren Weinberge in der Gemarkung Briedel als Testobjekte auserkoren. Mutter der Idee ist die Forschungsanstalt Geisenheim um Gerhard Bäcker, der die Versuche an der Mosel leitet. In Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz und der Firma Hahn-Helicopter wurden mehrere Weinberge für das System vermessen. Ziel soll es dann sein, Daten im Augenblick des Spritzvorgangs aufzuzeichnen. Wo, wann, was und wie viel gespritzt wurde, soll dann vom Helikopter digital erfasst werden und so die lästige Aufzeichnung per Hand ersetzen. "Dieses System wird vor allem nicht manipulierbar sein", sagt Gerhard Bäcker. Denn bisher konnten die handgeschriebenen Daten schnell verändert oder unwissentlich falsch eingetragen werden. Außerdem werden auch Wetterdaten rund um das beflogene Gebiet erfasst. Um dieses System zu erproben, müssen die Forscher aus Geisenheim natürlich mit dem Hubschrauber testen. Ein Maschine des Typs Hughes 500 ist dafür mit den normalen Geräten für die Weinbergspritzung ausgestattet. Im Cockpit sind eine kleine Antenne und das GPS-Gerät installiert. Mit einfachem Wasser "bewaffnet" befliegt Pilot Uwe Schmid den Rand des Weinberges und lässt seine Ladung ab. Hier wird die so genannte Abdrift gemessen. Das ist die Menge Spritzmittel, die daneben geht. Aber an der Mosel fliegen die Hubschrauber schon äußerst korrekt. Dank moderner Düsentechnik ist die Abdrift teilweise geringer als bei den von vielen Winzern eingesetzten Bodengeräten. Aufgezeichnet wird in dem Moment, in dem der Pilot den Schalter zum Spritzen betätigt. Dafür wurde in einem weiteren Testflug Lebensmittelfarbe als Indikator unter das Wasser gemischt um genau zu sehen, wo das Spritzmittel landet und wie viel Prozent die Reben nicht erreichen. So wird auf den Punkt genau nachgewiesen, wo der Heli gespritzt hat. Aufgezeichnet wird im Sekundentakt von dem kleinen Gerät an Bord. Per Knopfdruck können die Daten gleich an den Server geschickt werden. Der steht in München und kann jederzeit die Originaldaten abrufen. "Zwar stehen die Versuche noch am Anfang, aber wir sind zuversichtlich, dass das gewünschte Ergebnis schnell erreicht wird", hofft Bäcker. Schon im täglichen Gebrauch ist das System in der Landwirtschaft. Auf großen Ackerflächen wird schon lange mit Satellitenhilfe gespritzt. Pilot Uwe Schmid nutzt das System inzwischen schon beim Waldkalken und dem Auswurf von Fuchsködern. "Dort haben wir eine Karte und sehen dank GPS auf den Meter genau, wo wir abwerfen müssen", sagt der Flugzeugführer aus dem Hunsrück. Die digitale Weinbergskarte ist jedoch noch Zukunftsmusik. Bäcker weiß: "Wir müssen das erst noch ausreifen lassen." "Neben dem Wegfall der vielen Schilder im Weinberg, die dem Piloten bisher bei der Orientierung helfen, ist auch mit der Einsparung von Pflanzenschutzmittel zu rechnen", so Franz-Josef Treis vom DLR Mosel, der die Tests beobachtete. Der Pilot weiß bei witterungsbedingter Unterbrechung des Flugbetriebs genau, wo er wieder ansetzen muss. Des Weiteren sind durch die Dokumentation zukünftig Reklamationen wegen angeblich nicht erfolgter Spritzung bis hin zu Schadenersatzansprüchen besser abzuwickeln, da man an Hand der Flugkarte metergenau sehen kann, ob der Weinberg gespritzt wurde oder nicht.

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