Schachclub will nicht matt gesetzt werden

Schon vor 60 Jahren trafen sich in Traben-Trarbach einige ehrenwerte Herren, um im Café Meyer dem Schachspiel zu frönen. 1952 wurde eine Schachabteilung gegründet, die dem Fußballclub der Stadt angegliedert war. Nicht minder ehrenwert sind die Herren, die sich heute unter Vorsitz von Otto Höchst jeden Dienstag treffen, um ihre grauen Zellen, König, Dame, Turm, Läufer, Springer und Bauer gehörig auf Trab zu halten. Doch wenn der Club nicht bald in den letzten Zügen liegen soll, muss Nachwuchs her.

 Unter den kritischen Blicken von Helmut Urban (Zweiter von links) und Otto Höchst sitzt hier Hermann-Josef Krötz (links) am Brett. Seit fast 50 Jahren treten sie beim Schachspiel gegeneinander an. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Unter den kritischen Blicken von Helmut Urban (Zweiter von links) und Otto Höchst sitzt hier Hermann-Josef Krötz (links) am Brett. Seit fast 50 Jahren treten sie beim Schachspiel gegeneinander an. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Welche Blütezeit boten die 50er Jahre: 45 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren trafen sich stets samstagsnachmittags im Bürgersaal des Trabener Rathauses zum Spielen und Üben. Die Leitung hatte damals der Wein-Prokurist Wilfried G. Frick. Traben-Trarbach stellte damals in Deutschland die größte Jugendschachgruppe eines Vereins, und 1956 wurde in der Jugendstilstadt sogar die Deutsche Jugend-Schachmeisterschaft des Deutschen Schachbundes ausgetragen. Im Turnierlokal, dem Clubhaus des Ruderclubs, hatten sich Spieler aus ganz Deutschland eingefunden.

Nur zehn Spieler, darunter drei aus Zell und zwei aus Wittlich, sitzen heute noch am Brett. "Wir brauchen unbedingt mehr Leute", sagt Otto Höchst. Er würde gerne die Jugendlichen vom PC und Fernseher weglocken. "Hier können sie ihr logisches Denken unter Beweis stellen", schwärmt er und ergänzt: "Schachspiel ist ein Kriegsspiel". Jeder verfüge über das gleiche Material, doch nur wer die bessere Strategie habe, gewinne. Goethe bezeichnete das Spiel als "Probierstein des Gehirns" und Schachweltmeister Garri Kasparow 1987 in einem Interview als "reinen Kampf".

Doch weder kriegerisch noch kämpferisch wirken die vier sympathischen Herren, die sich am Spielort eingefunden haben. Hermann-Josef Krötz kommt seit 15 Jahren aus Wittlich angereist. "Er ist der Stratege", sagt Höchst, der von Helmut Reichert als "Draufgänger, der seine Gegner immer wieder verblüfft", charakterisiert wird. Helmut Urban ist ein exzellenter Skatspieler, aber mangels Spielpartner widmet er sich nun begeistert dem Schach-Sport. Reichert zeigt stolz seine Urkunde, die er als "Brettmeister der Saison 2007/08 am Brett 1 erhalten hat.

Alle freuen sich, dass der Traben-Trarbacher Club unlängst beim Winterturnier gegen Konz-Karthaus als Sieger hervorging. "Die A-Klasse des Schachbezirks Trier wollen wir halten", sagen sie entschlossen.

Extra Interessierte willkommen: An jedem Dienstag treffen sich die Schachspieler um 18 Uhr im Tagungsraum "Atelier" beim "Hotel Moselschlößchen" in der Neuen Rathausstraße. "Jeder, der interessiert ist, ist uns herzlich willkommen", sagt Otto Höchst, Vorsitzender des Clubs. Sein besonderer Aufruf geht an die Jugendlichen. Sie sollten "mal gucken, mal reinriechen. Hier werden sie trainiert". Schach ist ein harter Sport, sind sich die Spieler einig, aber er bietet sich auch für ältere Menschen an. "Wir tun was gegen die Demenz", sagt der Vorsitzende lachend. Er freut sich, dass mit Walter Kottke aus Zell sogar ein 85-Jähriger noch am Brett sitzt. Weitere Auskunft erteilt Otto Höchst unter Telefon 06541/9583. (GKB)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort