Schätze des römischen Erbes

Neumagen-Dhron/Erden · Bei der Renovierung der Burg Landshut hat das Denkmal ein Geheimnis preisgegeben: Auch sie hat römische Wurzeln. Auf der rund 50 Kilometer langen Strecke zwischen den Moselorten Trittenheim und Reil haben die Römer deutliche Zeugnisse ihrer Geschichte hinterlassen, die bis heute Treffpunkt für Wein- und Geschichtsfreunde sind.

Schätze des römischen Erbes
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Neumagen-Dhron/Erden Sechs Ruderknechte sitzen im steinernen Schiff, das mit Weinfässern beladen und in voller Fahrt flussabwärts unterwegs ist. Es ist das Neumagener Weinschiff, an dem man nicht vorbeikommt, wenn man sich mit der römischen Geschichte an der Mosel beschäftigt.
Es ist ein Teil eines Grabmals, das wohl auf den Ursprung des Wohlstands seines Besitzers, den Weinhandel, hinweisen soll. Dr. Lars Blöck, Gebietsreferent für archäologische Denkmalpflege bei der GDKE (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz), erklärt: "Es ist wahrscheinlich im dritten Jahrhundert entstanden und sehr gut erhalten. Das kommt daher, dass es als Fundament für eine Befestigungsanlage genutzt wurde, die in der Reichskrise Roms errichtet wurde und die Orte schützen sollte." Weiter sagte er: "Kleinere Reste der Befestigungsanlage sind noch im Pflaster oder an Gebäuden zu erkennen." Das Original des Neumagener Weinschiffs befindet sich im Rheinischen Landesmuseum, ein Nachbau, die "Stella Noviomagi", fährt auf der Mosel seit September 2007. Der Bau ist ein Projekt der EU, des Landes, der Ortsgemeinde und der Handwerkskammer Trier. Gekostet hat das Schiff 400 000 Euro. Die Fertigung dauerte ein Jahr. Seit 2006 gibt es einen Förderverein.
Darüber wie die Römer an der Mosel Weinbau betrieben haben, gibt es einige Zeugnisse in Form verschiedener Kelteranlagen. An jeder einzelnen lassen sich Details erkennen, die weitere Informationen über die Weinherstellung liefern. Eine davon ist die römische Kelteranlage in Piesport.
Es wird vermutet, dass ab dem späten dritten oder frühen vierten Jahrhundert an der Mosel Wein angebaut wurde. Gefunden wurde die Anlage 1985. Man schätzt sie auf das späte dritte oder vierte Jahrhundert nach Christus. Die Besonderheit der Anlage besteht in der Vielzahl und der Anordnung der Becken. Die Kelteranlage hat sechs verschiedene von ihnen. Sie haben unterschiedliche Formen, die paarweise auf verschiedenen Terrainhöhen angelegt waren. Die obersten hatten ein Fassungsvermögen von mindestens 11 000 Litern, die kleineren fassten 4000 Liter. Historiker vermuten, dass es sich um eine staatliche Einrichtung, eine Art Domäne handeln könnte. Jedes Jahr gibt es in Piesport ein Kelterfest, dass mit einem Umzug durch den Ort begleitet wird, und bei dem Trauben mit den Füßen gekeltert werden.
In Brauneberg ist ebenfalls eine Kelteranlage zu besichtigen, die an der Weinlage Brauneberger Juffer zwischen Lieser und Kesten zu finden ist. Sie ist aus dem dritten Jahrhundert nach Christus und wurde 1990 ausgegraben. Der Stein am Kelterbaum ist ein Originalstein aus römischer Zeit. Kelterstein und Halterbaum wiegen gemeinsam zweieinhalb Tonnen. Durch das Hochspindeln des Keltersteins wird über die Kelterhölzer Druck auf die Traubenmaische im Presskorb übertagen. In einem anderen Becken wurden die Tauben mit den Füßen gemaischt. Und wer sich genauer dafür interessiert: An der Kelteranlage werden Führungen, Weinproben und Feiern veranstaltet. Ein Nebengebäude eines römerzeitlichen Gutshofs ist das römische Kelterhaus in Maring-Noviand, genauer gesagt in Noviand. Es wurde 1977 im Rahmen der Flurbereinigung freigelegt und hat die Maße von rund 13 auf neun Meter. Es war eine Kelter mit je einem Maische-, einem Press- und einem Mostbecken installiert. In diesem Jahr fand die Weinpräsentation der Maring-Noviander Winzer an der Römerkelter statt.
Dass die Römer gerne badeten, ist anhand vieler Thermen belegt. An der Mosel gibt es die Villa Romana in Veldenz, in deren Keller sich große Teile eines gut erhaltenen Bades befinden. 1990/1991 hat das Rheinische Landesmuseum Trier sechs Räume und vier Becken einer römischen Badeanlage entdeckt. Es hat bis in die Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus bestanden und verfügte über eine Warmluftheizung des Heißbades. Die Badeanlage war Teil einer Römischen Villa, die bis ins zweite Jahrhundert zurückreicht.
Die Burg Landshut, die frisch renoviert ein Wahrzeichen der Stadt Bernkastel-Kues ist, steht auf einem Ausläufer des Bernkasteler Olymp, dem 235 Meter hohen Burgberg. Dass auch sie römische Wurzeln hat, ist erst seit einigen Jahren bekannt. Man sieht die Mauern einer mittelalterlichen Burg. An gleicher Stelle standen aber bereits früher Befestigungsanlagen. Die stammen etwa aus der Zeit 350 nach Christus und weisen auf ein 60 mal 30 Meter großes militärisch genutztes Kastell hin. "Es hatte sowohl eine militärische, als auch eine repräsentative Funktion", erklärt Dr. Lars Blöck. "Besonders ist an ihr die gut erhaltene Bausubstanz. Es ist zu vermuten, dass sie mit Primcastellum zu identifizieren ist, die der sogenannte Geograf von Ravenna, ein namentlich unbekannter Autor aus dem frühen Mittelalter, in einer seiner Reiserouten beschreibt." Gefunden wurden die Reste der römischen Anlage, weil sie nur teilweise mit der mittelalterlichen Kernburg überbaut wurden. Seit Mitte Juli dieses Jahres ist die Burg wieder zugänglich. Die Stadt Bernkastel-Kues und das Land haben insgesamt 2,5 Millionen in die Arbeiten investiert.
Im Moselort Erden sind es gleich zwei römische Kelteranlagen, die eindeutig zeigen, dass die Römer dort waren und die Trauben zu Wein verarbeitet haben. Momentan wird eine der Anlagen freigelegt. Von ihr wird vermutet, dass sie das älteste bekannte Exemplar an der Mosel ist. Gebaut worden, soll sie im zweiten Jahrhundert nach Christus sein. Die zweite Anlage bekommt, wie schon die erste eine Überdachung. Zudem kommen zwei Giebel und ein Gitter an die vordere Seite. Die Kelteranlagen befinden sich gegenüber der Gemeinde Erden an der B 53.Extra: STRAßEN DER RÖMER

Schätze des römischen Erbes
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Regelmäßig ist das römische Weinschiff aus Neumagen-Dhron auf der Mosel unterwegs. Auch auf der Burg Landshut wird Geschichte lebendig, ebenso wie in Piesport, wo die Trauben noch in der historischen Kelteranlage mit den Füßen ausgepresst werden. TV-Fotos (3): Christina Bents

Regelmäßig ist das römische Weinschiff aus Neumagen-Dhron auf der Mosel unterwegs. Auch auf der Burg Landshut wird Geschichte lebendig, ebenso wie in Piesport, wo die Trauben noch in der historischen Kelteranlage mit den Füßen ausgepresst werden. TV-Fotos (3): Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"


Wer Lust bekommen hat, sich die Sehenswürdigkeiten der Römer anzusehen, kann sie entlang der "Straßen der Römer" auf verschiedenen Touren entdecken. Die Region war Eroberungs- und Siedlungsgebiet der Römer. Sie haben unter anderem ihre Kultur und Architektur mitgebracht. Alle Sehenswürdigkeiten, darunter Weltkulturerbestätten, Rekonstruktionen, Museen, Kelteranlagen, Straßensiedlungen, Befestigungsanlagen, Steinbrüche oder Wasserleitungen, es sind rund 100, lagen einst an Römerstraßen, einem Netzwerk aus solide gebauten Verkehrswegen. Der römischen Geschichte kann man sich auf verschiedene Weise nähern, etwa durch Besichtigungen, aber auch durch die Fahrt mit einem Römerschiff. www.strassen-der-roemer.eu

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