Schlitzohrigkeit gehört dazu

KLAUSEN. Seit 1984 ist Hans-Josef Schmitt Bürgermeister in Klausen. Bei den Kommunalwahlen im Juni bewirbt er sich jedoch nicht mehr für das Ehrenamt.

Seine größte Schlagzeile hatte der Klausener Bürgermeister Hans-Josef Schmitt 1993, als in zahlreichen deutschen Tageszeitungen der Artikel "Schwarzer Bürgermeister schuf mit grüner Politik bunte Vielfalt" erschien. Dass es zu diesen Meldungen kam, hing mit seinem politischen Credo zusammen. "Immer den geraden Weg gehen. Und, wenn notwendig, engagiert für seine Vorstellung kämpfen." So lässt sich der scheinbare Widerspruch zweier gegensätzlicher politischer Richtungen erklären. Und so hat Hans-Josef Schmitt die Dorferneuerung in Klausen gestaltet. Er initiierte Umgehungsstraßen, um den Schwerlastverkehr aus dem Wallfahrtsort hinaus zu bekommen. Verschiedene innerörtliche Straßen und Plätze wurden unter seiner Federführung aufwändig umgestaltet und erneuert. Und er half mit, dass verschiedene Biotope in und um Klausen entstanden - was ihn nicht nur in die Schlagzeilen brachte. Seine Heimatgemeinde erhielt zudem verschiedene Auszeichnungen - wie 1988 und 1991 erste Plätze auf Kreis- und Bezirksebene sowie jeweils einen dritten Platz auf Landesebene beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden". 1998 folgte dann für Klausen die Auszeichnung als staatlich anerkannter Erholungsort. Die optische Aufwertung des Ortes war natürlich mit Kosten verbunden, die ihm bis heute noch kritische Stimmen einbringen. Leider sei er in drei Jahren nicht mehr im Amt, um diese Kritik zu widerlegen. "Dann ist der Großteil der Darlehen daraus getilgt", sagt Schmitt. Mit diesen konträren Meinungen konnte er noch umgehen, weit mehr schmerzte ihn die Form des Gegenwindes, die er in den vergangenen fünf Jahren im Gemeinderat verspürte. Die ersten 15 Jahre im Bürgermeisteramt war er mit Begeisterung bei der Arbeit, doch die letzte Legislaturperiode hat ihn sehr nachdenklich gestimmt. Früher sei man aufeinander zugegangen, doch nun seien direkt Ämter eingeschaltet worden, es gab sogar Anzeigen bei der Kommunalaufsichtbehörde. "Das war bitter, diese teilweise persönlichen Angriffe habe ich nicht vergessen", meint ein nachdenklicher Hans-Josef Schmitt. "Damals habe ich mich gefragt, ob ich das nötig habe, mir so etwas anzutun." Dies wird vermutlich der Hauptgrund seines Verzicht auf eine erneute Kandidatur gewesen sein - auch wenn er vorgibt, dass "jetzt mal die Jüngeren ran müssten".Rückzug schafft Zeit für Familie

Hans-Josef Schmitt tritt mit der Erfahrung ab, dass er erleben konnte, wie Ideen und Pläne, seien sie nun durch ihn allein oder im Gemeinderat entstanden, verwirklicht wurden. Der scheidende Bürgermeister sieht seinen Heimatort auf einem guten Weg - mit einer intakten Infrastruktur, einem regen und vielfältigen Vereinsleben sowie dem Neubaugebiet Neuwies, das kurz vor dem Abschluss steht. Mit dem Rückzug aus der Kommunalpolitik wird Schmitt mehr Zeit für sich und die Familie haben, aber es wird ihm trotzdem fehlen, dass er nun nicht mehr das örtliche Geschehen beeinflussen kann. Das beherrschte er, mitunter mit einer Portion Schlitzohrigkeit. So sagte er einmal zu einer Kommission von "Unser Dorf soll schöner werden", dass sie eine Straße nicht durchfahren könne, weil diese angeblich wegen Bauarbeiten gesperrt sei. In Wahrheit war dort ein Haus in der Hexennacht auffällig verunstaltet worden. Die Kommission fuhr brav einen anderen Weg, und auch als sie später die List des Bürgermeisters durchschaute, bekam Klausen dennoch die Auszeichnung zugesprochen.

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