Schmuckes Städtchen mit selbstbewussten Bürgern

TRABEN-TRARBACH. Geschichte, Kultur, Architektur, Landschaft: Traben-Trarbach hat weitaus mehr zu bieten als vergleichbare Städte dieser Größenordnung. Es gibt hier zahlreiche bemerkenswerte Besonderheiten. Eine große Vergangenheit macht zwar stolz, aktuelle Probleme lassen sich damit aber nicht bewältigen. Dennoch: Traben-Trarbach hat aufgrund seiner Struktur gute Zukunftsperspektiven.

"Traben-Trarbach ist eine Perle im Herzen Europas, auf die sie stolz sein können." Beat Frey, Gemeindepräsident der schweizerischen Partnergemeinde Wangen, sagte diese Wort beim großen Jubiläumsfestakt "100 Jahre Stadt Traben-Trarbach" am 26. März in der Loretta-Halle. Meistens sind es die Außenstehenden, die den Einheimischen erst bewusst machen, was sie besitzen. Die Stadt Traben-Trarbach mit ihrer Lage an einer imposanten Moselschleife, vis-a-vis der geschichtsträchtigen Festungs- und Burgruinen Mont Royal und Grevenburg, umgeben von Weinbergen, reich an wunderschönen Jugendstilhäusern, gesegnet mit Spitzenweinen und einer Top-Gastronomie: Es ist ein Privileg hier zu leben. Aber, wo Licht ist, ist auch Schatten: Die landschaftlich so reizvolle Lage im engen Moseltal bringt gleichzeitig Verkehrsprobleme mit sich. Laster quetschen sich durch die engen Straßen, die großen Gewerbebetriebe sind alles andere als optimal ans überregionale Straßennetz angebunden. Die Schottstraße wird immer noch von Brummis befahren, obwohl die VG-Verwaltung bereits im März deren Sperrung für LKW angeordnet hatte. Die meisten Laster fahren aber nicht durch die Stadt, weil sie eine Abkürzung nehmen wollen, sondern weil sie müssen. Der Fremdenverkehrsort Traben-Trarbach hat zum Glück einige große Gewerbebetriebe (Caesar, Langguth, Weinstock, Schon), die zahlreiche Arbeitsplätze bieten. Zwar ist das Gastgewerbe für die Stadt von außerordentlicher Bedeutung, das Gewerbe mit zahlreichen Einzelhandels- und Handwerksbetrieben und der Bereich Dienstleistungen sowie der Weinbau spielen ebenfalls eine große Rolle. Und das ist ein Vorteil. Eine Kommune mit einer gut gemischten wirtschaftlichen Struktur ist weniger krisenanfällig.Unterschiedlich geprägte Stadtteile

Krankenhaus, Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr, Verwaltung, Banken, Schulen:alles nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Faktoren. Das wissen auch die Kommunalpolitiker, die sich seit Jahren mit aller Kraft für den Verbleib des Bundeswehramtes einsetzen. Eine Schließung hätte ganz gravierende wirtschaftliche und strukturelle Folgen für die Stadt, wie es die von der Verbandsgemeinde in Auftrag gegebene Studie sehr deutlich gemacht hat. Vier Teile fügen sich zur Stadt Traben-Trarbach zusammen. Trarbach und Traben vereinten sich vor 100 Jahren, 1968 - noch vor der Verwaltungsreform- kamen Wolf und Kautenbach freiwillig hinzu. 6500 Menschen leben in vier Stadtteilen, die sehr unterschiedlich geprägt sind. Augenfällig ist, dass der Stadtteil Traben stets gewachsen ist. Kein Wunder, denn seine geographische Lage machte es möglich, großzügige Baugebiete auszuweisen. Der Stadtteil Trarbach, in dem es kaum Ausdehnungsmöglichkeiten gibt, hat sich hingegen nicht so positiv entwickelt. Zahlreiche Häuser sind renovierungsbedürftig, die Bevölkerung ist überaltert. Der Stadtteil leidet enorm unter dem Schwerlastverkehr (Schottstraße mit Kindergarten, Moselstraße mit zahlreichen Geschäften und Grabenstraße). Es gibt kein Lebensmittelgeschäft mehr, bald wird voraussichtlich auch die letzte Bankfiliale dort schließen. Mit der Sanierung des Alten Stadtturms und dem Bau des Ikonenzentrums wurde die Altstadt allerdings aufgewertet. Positiv für den Stadtteil ist außerdem, dass sich dort die VG-Verwaltung, die Moseltherme und das Gymnasium befinden. Eine Besonderheit der Stadt sollte nicht unerwähnt bleiben: Zusammen mit Enkirch und Wolf ist Traben-Trarbach seit der Reformation eine protestantische Enklave inmitten des katholischen Kurtrier. Darauf war und ist man stolz. Hinzu kam gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Aufstieg Traben-Trarbachs zu einer führenden Weinhandelsmetropole in Europa. Dies war unter anderem deshalb möglich, gerade weil die Stadt protestantisch ist. Die ebenfalls protestantischen Preußen in der Hauptstadt Berlin orderten den damals so beliebten und teuren Moselwein lieber bei "Ihresgleichen". Übrig geblieben von dieser wirtschaftlichen Blüte sind die stattlichen und prunkvollen Villen. Für jeden, der sich für die jüngere Baugeschichte interessiert, ist Traben-Trarbach ganz besonders interessant. Die Unterhaltung dieser Gebäude ist eine große finanzielle Herausforderung, wie das Beispiel des dringend renovierungsbedürftigen Alten Casinos in Trarbach zeigt. Zum Glück fand sich vor Jahren ein potenter Investor, der unter anderem das Parkschlösschen mit Ayurveda-Klinik baute und die Kellerei sowie Villa Vollmar in Trarbach beispielhaft sanierte. Ein Standortvorteil für Traben-Trarbach ist zweifellos das Schulangebot. Grundschule, Hauptschule, Sonderschule,Realschule und Gymnasium, drei davon mit Ganztagsangebot, gibt es in der Stadt. Positiv dürfte sich auch die Nähe zum prosperierenden Flughafen Frankfurt-Hahn auswirken. Nicht nur für das Hotel- und Gaststättengewerbe, sondern auch für die Stadt ganz allgemein. Wie alle anderen Kommunen wird auch Traben-Trarbach die Folgen des demographischen Wandels in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich zu spüren bekommen.

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