Schon Frankenkönig Pipin trank Kröver Wein

KRÖV. Singendes, klingendes, tanzendes Kröv. Am ersten Juliwochenende geben sich im Weinort Kröv Musik- und Folkloregruppen aus aller Welt die Hand.

 Ernst-Josef Römer hat schon einmal auf dem "Pipinwagen" Platz genommen. Er wird beim Festumzug den Frankenkönig darstellen. Beim Aufbau helfen ihm Valentin Römer und Siggi Schneiders.Foto: Winfried Simon

Ernst-Josef Römer hat schon einmal auf dem "Pipinwagen" Platz genommen. Er wird beim Festumzug den Frankenkönig darstellen. Beim Aufbau helfen ihm Valentin Römer und Siggi Schneiders.Foto: Winfried Simon

Mit dabei beim 51. Internationalen Trachtentreffen vom 2. bis 5. Juli sind Gruppen aus Belgien, Frankreich, Georgien, den Niederlanden, Österreich, Luxemburg, Schweiz und Russland. Zum 50. Jubiläum des Trachtenfestes, einem der ältesten und größten Weinfeste an der Mosel, gibt sich auch ein gekröntes Haupt die Ehre: "Pipin, der Kleine" wird höchstpersönlich dem Internationalen Spektakel beiwohnen. Sein Besuch hat einen besonderen Grund - denn schon "vor 1250 Jahren trank Pipin, der Kleine, bereits Kröver Weine". Diesem Vergnügen wird der einstige Frankenkönig im Jubiläumsjahr sicher erneut frönen. Und Kröv weiß, was es seiner Geschichte schuldig ist: Mit großem Pomp feiern die Kröver die so genannte "Pipin'sche Schenkung" in einem viertägigen Fest. Einer der Höhepunkte ist die Aufführung der Schenkungs-Geschichte auf der schwimmenden Moselbühne. Das Festspiel stammt aus der Feder der Kröverin Gudrun Hüls-Beth. Zwar ist die Urkunde über die Schenkung eine Fälschung aus dem elften Jahrhundert, doch besteht an der Schenkung von Pipins Eigenkirche St. Remigius über seinem Hofgut mit Feldern und Weinbergen zwischen 741 und 752 an das Kloster Echternach aus Sicht der Historiker keinerlei Zweifel. So wird Pipin mit seinem Eheweib Berta sowie dem Abt von Echternach und Gefolge am Samstag, 3. Juli, ab 20 Uhr auf die Moselbühne einziehen. 13 Laiendarsteller aus Kröv entführen die Zuschauer in die Frankenzeit und lassen die Schenkungs-Geschichte wieder lebendig werden. "Die Kostüme sind nach Originalvorlage der damaligen Mode selbst genäht", sagt Hüls-Beth. Die passionierte Geschichtsforscherin kennt sich in der Materie aus - von Anfang an ist sie beim Kröver Trachtentreffen mit dabei gewesen. Und sie hat früher zu jedem Trachtentreffen ein Festbuch herausgegeben. So lag die Aufstellung des diesjährigen Historischen Festzugteils bei ihr in bewährter Hand. Hüls-Beth übernimmt auch die Moderation des historischen Festzuges. 26 Wagen und Fußgruppen bilden die Zugfolge, die Hüls-Beth nach geschichtlicher Chronologie zusammengestellt hat und die am Sonntag, 4. Juli, ab 14 Uhr durch Krövs Straßen zieht. Schon seit vielen Wochen sind Kröver Familien tatkräftig bei der Arbeit - es wird gezimmert und gebaut, bis jeder Wagen in voller Pracht erstrahlt. Dann schlüpfen die Kröver in ihre historischen Rollen und lassen sich mit Freude in die Zeit des Frankenkönigs zurückversetzen. Dem Zug voran ziehen zwei Herolde zu Pferd, die den Tappert (Überwurf) mit dem Wappen des Kröver Reiches tragen. Auf die "Bronzezeit" folgen Kelten und Römer mit dem bekannten Neumagener Weinschiff sowie einer römischen Mühle, deren Boden und Läuferstein 2002 in Kröv gefunden wurde.Pest, Fronarbeit und Rittergericht als Themen

Dann folgen die Franken mit dem Festwagen Pipins, der nach einer langen Ahnenreihe von "Hausmeiern" im Frankenreich im Jahre 725 das karolingische Königshaus begründete. Thema in der weiteren Zugfolge sind beispielsweise auch die Pestzeit, die Getreide-Ernte wie sie früher war, das Freie Rittergericht in Kröv, die Erbauung und spätere Schleifung der Festung Mont Royal und die Fronarbeit der Moselaner und vieles mehr. Den Abschluss bilden die Wagen der "Grauen Schwestern von Trier in Kröv" und "Kurfürst Wenzeslaus von Trier". Bei diesen Wagen geht es um das Rieslinganbaugebot seit 1765 im Sinne eines qualitätsbezogenen Weinanbaus an der Mosel. Der traditionelle Umzug der Trachtengruppen aus aller Welt, der jedes Jahr ein großer Anziehungspunkt im Kröver Veranstaltungskalender ist, schließt sich an diesen historischen Teil des Festzugs an. Auch nach einem halben Jahrhundert hat das Fest nichts von seiner Faszination eingebüßt. Denn Jahr für Jahr wollen weit mehr Gruppen als möglich daran teilnehmen, bestätigen die Organisatoren. Musik und Tanz, das Miteinander verschiedener Nationen und Kulturen, moselländische Fröhlichkeit und Lebensfreude und nicht zu vergessen, der Wein - all das macht die Attraktivität dieser Veranstaltung aus. Fehlt nur noch das Wohlwollen von Petrus - doch mit dem Wetter hatten die Kröver nach eigenem Bekunden (fast) jedes Jahr großes Glück. Die Höhepunkte im Festprogramm sind die feierliche Krönung der neuen Weinkönigin Mosella "Friederike" am Freitag, 2. Juli, um 20 Uhr in der Weinbrunnenhalle, die Flussfeier auf der schwimmenden Moselbühne mit Festspiel "Pipin, der Kleine", der farbenprächtige Festumzug mit insgesamt 65 Musik- und Folkloregruppen und historischen Fußgruppen und Festwagen sowie das Brillant-Feuerwerk über der Mosel am Sonntag um 23 Uhr. Das detaillierte Programm, Karten für die Tribüne sowie weitere Informationen sind bei der Tourist-Information Kröv, Moselweinstraße 35, erhältlich. Telefon/Fax 06541/9486 oder 6799, E-Mail: Touristinfo.Kroev@t-online.de, Internet: www.Kroev.de

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