Schon Kinder sind gefährdet

KINDERBEUERN. Das Dekanat Traben-Trarbach hatte Jugendliche und Eltern zum Thema Sucht und Drogen in den Jugendraum Alftal in Kinderbeuern eingeladen. Die Teilnehmer diskutierten über die Entstehung von Sucht, die Art der Suchtmittel und die Möglichkeiten zur Prävention.

Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz, Beauftragter fürJugendsachen der Polizeidirektion Wittlich, wies eingangs derVeranstaltung auf die Gefahren von Sucht und Drogen hin. "Manmuss nicht direkt süchtig sein, damit Gefahr entsteht", so Lenz.Gerade im Straßenverkehr gehe von Alkohol große Gefahr aus. Der erste Kontakt von Kindern mit Alkohol und Zigaretten beginnt sehr früh. Laut einer Studie rauchen Kinder durchschnittlich mit sieben Jahren ihre erste Zigarette und trinken mit neun Jahren erstmals Alkohol. Fünf Prozent der zwölfjährigen haben regelmäßigen Alkoholkonsum und sieben Prozent der gleichen Altersstufe rauchen regelmäßig. Die illegale Droge, die den höchsten Konsum aufweist, ist Cannabis.

Hubert Lenz zeigte die Ziele zur Reduzierung von Drogen auf. Dies sei vor allem eine Verhinderung des Konsums beziehungsweise die Früherkennung der Konsummuster. "Wichtige Maßnahmen zur Zielerreichung sind die Prävention, die Therapie und Beratung, die Überlebenshilfe und die Regression (Angebotsreduzierung)", so Hubert Lenz, "denn wo keine Nachfrage ist, da ist auch kein Angebot." Er wies darauf hin, dass Prävention nicht nur die Jugendlichen betreffe, sondern auch die Erwachsenen.

Christian Thiel, Diplom-Pädagoge und Fachkraft für Suchtprävention beim Caritasverband Wittlich, erläuterte die Entstehung von Sucht anhand des so genannten "Tankmodells". "Jeder Mensch hat einen seelischen Tank. Wenn dieser mit Bedürfnissen gefüllt ist, sind wir glücklich und zufrieden", so Thiel.

Junge Menschen brauchen Erfolgserlebnisse

Als Bedürfnisse zur Auffüllung des seelischen Tanks, benannte das Publikum Gefühle wie Liebe, Erfolg, Anerkennung, Sicherheit. Um diesen Tank aufgefüllt zu halten, benötige man so genannte "grüne Tankstellen". Dies seien laut der Zuhörer Freunde, Familie Job, Kirche, Partnerschaft. Gehe es Menschen nun schlecht und ihr "Tank" sei nicht aufgefüllt, würden sie auch auf so genannte "rote Tankstellen" ausweichen, wie Süßigkeiten, Drogen, lautes Musik hören und ähnliches. "Suchtkranke Menschen haben oft nur noch eine rote Tankstelle und fast gar keine grüne Tankstelle mehr", so Thiel. Man müsse Sucht als Krankheit sehen, die aber behandelbar sei. Bei Menschen, die gefestigt seien, wäre die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie in eine Abhängigkeit gerieten, sagte er. Auch Pastoralreferent Armin Surkus-Anzenhofer wies darauf hin, dass Zuwendung in diesem Zusammenhang sehr wichtig sei und dass dies schon vor der Geburt anfange und nicht erst im Kindergarten oder gar in der Grundschule.

Eine Statistik der Polizeidirektion Wittlich über Betäubungsmittel-Tatverdächtige vom Jahre 2000 in der Region zeigt, dass die Zahl der Tatverdächtigen bei den 18 bis 20-jährigen am höchsten ist. Bis zu diesem Alter steigt die Zahl der Mädchen und Jungen, danach fällt sie wieder. "Hier in der Region ist der Konsum von Cannabis am höchsten. Aber auch Amphetamine, Ecstasy und Heroin werden konsumiert. Hier in der Region sind teilweise regelrechte Heroinszenen vorhanden", so Lenz. Cannabis wie auch Ecstasy sollten nicht unterschätzt werden. Denn gerade bei Ecstasy agieren die Konsumenten wie Versuchskanin-chen, aufgrund der verschiedenen Wirkstoffe.

Lenz ging auch auf die strafrechtliche Seite des Drogenbesitzes ein. "Strafbar ist jeder Besitz von illegalen Drogen, egal wie hoch die Menge ist", so Lenz. In Rheinland-Pfalz sei es so, dass bis zu einer Menge von zehn Gramm das Strafverfahren bei Erwachsenen eingestellt werde. Bei Jugendlichen sehe das die Staatsanwaltschaft anders. Hier könne man noch Einfluss nehmen und lege den Jugendlichen erzieherische Maßnahmen auf, wie die Leistung von Sozialstunden. Christian Thiel erläuterte abschließend die Möglichkeiten der Suchtvorbeugung. Einig war man sich in Bewertung, dass den Kindern Grenzen klar und deutlich gesetzt werden müssen, um diesen Gefahren vorzubeugen.

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