Schon die ganz Kleinen parlieren Französisch

WITTLICH-LAND. Was Salmtal schon hat, sollen bald auch Esch, Rivenich, Sehlem und Hetzerath bekommen: Französisch im Kindergarten. Nicht alle Kinder werden die Fremdsprache jedoch auch in der nachfolgenden Grundschule weiter lernen können.

"A toi Kevin, vas-y!", sagt die nicht klischeehaft, sondern wirklich charmante Französin Marisa Schwalme zum kleinen Kevin. Und Kevin scheint zu verstehen. Er nimmt den Würfel in die Hand und setzt - wie aufgefordert - das Brettspiel in kleiner Runde fort. Die Sprache des Nachbarn wird den Kindern im Salmtaler Kindergarten seit September 2000 mit Hilfe von Spielen und Liedern näher gebracht. Und nicht nur das. Es geht auch um die französische Kultur. Um sie zu vermitteln, backt die französische Halbtagskraft Crêpes mit den Kleinen und feiert die Fête de la Musique mit ihnen. Ihr Fazit: "Es macht den Kindern Spaß." Zwar könnten sie nach dem Kindergarten nur wenige ganze Sätze sprechen, doch ginge es darum, ein schönes Bild der Sprache zu vermitteln, damit sie in der Schule weiter gelernt wird. Kindergartenleiterin Bernadette Thielen ergänzt: "Die Eltern sind begeistert. Viele wollen, dass Französisch nach dem Kindergarten weitergeht. Einige Eltern lernen die Sprache nun selbst." Salmtal war der erste Kindergarten im Kreis, der Französisch in sein Angebot mit aufnahm. Die Kindergärten in Rivenich, Esch und Sehlem sowie Hetzerath sollen folgen. Die Gemeinderäte in Rivenich und Esch haben sich schon dafür ausgesprochen, der Rat in Sehlem hat in der Sitzung gestern (nach Redaktionsschluss) vermutlich denselben Weg beschritten. Sehlems Bürgermeister Horst Wittenbecher: "Seit der Gründung des Kindergartens 2000 ist es mein Wunsch, Französisch im Kindergarten anzubieten. Der Rat steht dahinter. Es ist höchste Zeit dafür. In der Region denkt man nur an Englisch, dabei sind wir doch viel näher an Frankreich und Luxemburg. Wir tanken dort, aber Französisch sprechen wir nicht." In Hetzerath will die Kirchengemeinde, Träger des dortigen Kindergartens, ebenfalls einen Antrag für eine französische Fachkraft stellen. Die Kosten übernimmt zu 60 Prozent das Land und zu je 20 Prozent Träger und Kreis. Doch ob das Französisch im Kindergarten wirklich zu mehr Französisch lernenden Schülern führt? Zumindest die Grundschulen, die ab August 2005 Fremdsprachen ab der ersten Klasse anbieten müssen, tun sich nicht leicht mit dieser Sprache. An der Grundschule Salm werden zur Zeit zwar mehr Kinder in Französisch als in Englisch unterrichtet, doch haben die Schüler keine Wahl. Sie müssen nehmen was die Lehrkraft kann - und nur ein Drittel der Lehrer hat die Qualifikation für Französisch, die übrigen für Englisch. An der Grundschule Sehlem kann in absehbarer Zeit kein Französisch angeboten werden, die entsprechenden Lehrkräfte fehlen. In Hetzerath hat bislang Englisch auf Wunsch der Eltern Priorität. Französisch soll in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Und was sagt die für Schulen zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) dazu? Gotthard Schölzel erklärt: "Natürlich wäre es optimal, die Kindergarten-Sprache in der Grundschule fortzuführen. Doch gibt es Fachleute, die sagen, es ist egal, mit welcher Sprache die Kinder anfangen. Wichtig sei allein der Kontakt mit einer fremden Sprache und Kultur." Dennoch werde man das Signal setzen, dass es einen großen Bedarf an Französisch-Lehrkräften gebe. Was die Studenten dann wählten, liege jedoch nicht in Händen der ADD.

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