Schon immer besser als ihr Ruf: die Jugend

BERNKASTEL-WITTLICH. Als schön gilt die Jugend. Als weniger schön gilt sie, wenn sie in der Statistik "Jugendkriminalität" erscheint. Mit Tatverdächtigen und Opfern unter 21 Jahren beschäftigt sich Hubert Lenz von der Polizeidirektion Wittlich.

"Die heutige Jugend ist auch nicht schlechter oder besser als vor 50 Jahren", sagt Hubert Lenz. Seit 1996 ist er Beauftragter für Jugendsachen und kennt die Statistiken für den Bereich Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Daun und Zell. Er fasst zusammen: "Die allermeisten fallen bei uns nicht auf. Und von den anderen sind es 80 Prozent, die einmal eine Normübertretung begehen. Der Anteil derer unter den Tatverdächtigen, bei denen kriminelles Potenzial dahinter steht, liegt bei 3,9 Prozent."Opfer sind meist junge Männer

Dennoch sieht der Kriminalhauptkommissar über die Jahre eine auffällige Entwicklung: "Es gibt einen kontinuierlichen Anstieg bei den Gewaltdelikten. Ich habe den Eindruck, dass der Faktor Alkohol in Verbindung mit Festen einen nicht unerheblichen Einfluss hat. Außerdem spielt das Aufeinandertreffen verschiedener Gruppen unterschiedlicher Herkunft eine Rolle." Hubert Lenz räumt auch mit einem falschen Eindruck auf: "Es gibt den subjektiven Eindruck, besonders ältere Menschen seien bei Gewaltdelikten gefährdet. Das lässt sich nicht belegen. Im Prinzip kommen die Opfer aus der gleichen Altersgruppe und sind meist männlich." Sind Jugendliche betrunken, komme es außerdem zu den Sachbeschädigungen, die die Statistik erfasst: "Beschädigungen von Autos auf dem Nachhauseweg etwa ist so ein typischer Fall. Generell können wir bestätigen, dass exzessives Rauschtrinken heute mehr vorkommt." Zum Thema Rauschgiftkonsum sagt Hubert Lenz: "Die polizeiliche Statistik ist wenig geeignet etwas zu sagen, da sie lediglich ein Dunkelfeld ein wenig erhellt. Aber heute an Stoff dranzukommen, ist unvergleichbar leichter als früher. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es keine weißen Flecken mehr bei uns gibt. Es gibt zum Beispiel mit Sicherheit in Wittlich, Daun, Bitburg und Prüm ganz klare Heroin-Szenen." Eltern, die sich Sorgen machen sagt er: "Im Prinzip erfolgt der Einstieg im privaten, kleineren Bekanntenkreis. Es ist nicht der große Unbekannte an der Bushaltestelle. Die Angst vor dem Dealer ist nicht so entscheidend wie die Stärke der Kinder. Wir müssen ihnen beibringen zu sagen: "Nein, das Risiko ist zu groß." Und um Kinder und Jugendliche stärker zu machen, ob gegen Gewalt oder Drogen, setzt die Polizei auf Präventionsarbeit und bietet Info-Programme an, über die Hubert Lenz gerne informiert (Telefon 06571/9152527). Bei den Deliktschwerpunkten fällt übrigens unter "Sonstiges" einiges, womit die Jugend "früher" nicht auffallen konnte. "Es gibt zum Beispiel angezeigte SMS-Beleidigungen", erklärt Hubert Lenz. Und auf die Frage, ob generell mehr angezeigt würde als früher, meint der Fachmann: "Das zu hinterfragen ist schwierig. In verschiedenen Bereichen sind die Bürger vielleicht sensibler und zeigen mehr an, zum Beispiel, wenn eine Pflanze aus dem Beet gerupft wurde. Aber auch Kratzer am Auto kommen zur Anzeige, weil die Versicherung das möchte. Und bei den Ladendiebstählen schwankt es auch, je nach Strategie der Geschäfte. Da kann es sein, dass der Detektiv dann eine Fangprämie von 50 Euro verlangt und es keine Anzeige gibt. Die Anzeigebereitschaft scheint auch größer zu sein, wenn etwa Paul und Igor sich verprügeln, als wenn Paul und Peter in eine Auseinandersetzung geraten."

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