Schrauben statt schreiben

TRABEN-TRARBACH/WITTLICH. (peg) Schule vergibt Auftrag an Schule: Schüler der Martin-Luther-King-Schule in Wolf montierten die Kantenschutzteile in der Grundschule Friedrichstraße, die sie in der eigenen Werkstatt gefertigt hatten.

 Ramon und sein Lehrer Peter Stettler arbeiten konzentriert und Hand in Hand.Foto: Petra Geisbüsch

Ramon und sein Lehrer Peter Stettler arbeiten konzentriert und Hand in Hand.Foto: Petra Geisbüsch

Ramon ist einer von fünf Jungs in der Arbeitsweltklasse der Martin-Luther-King-Schule in Wolf, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung. In anderen Schulen gescheitert, packt er bei den Projekten seiner Klasse kräftig und gerne mit an. Die haben schließlich mit der Realität zu tun und sind viel mehr als graue Theorie. Heute zum Beispiel montiert Ramon mit seinem Lehrer Peter Stettler Holzelemente in den Fluren der Grundschule Friedrichstraße, die die arg strapazierten Kanten zwischen der Garderobe im Flur und der Klassentür schonen sollen. Aber nicht nur das. Rektor Wolfgang Benz: "Die Teile werden, sobald sie bunt gestrichen sind, auch eine gestalterische Funktion haben." Das Streichen werden die Grundschüler selbst erledigen. Auch die Form der Elemente kommt nicht von ungefähr. Benz und Stettler hatten sich im Vorfeld Gedanken gemacht, einige Formen ausprobiert und schließlich das Dreieck favorisiert. Dann erging der offizielle Auftrag an die Arbeitsweltklasse der Martin-Luther-King-Schule. Dort haben Ramon und seine Mitschüler die Teile gesägt und aneinander gefügt. Kein Winkel glich dem anderen - es musste exakt gerechnet und gearbeitet werden. Auf dieser handwerklichen Schiene gelingt es Stettler und seinen Kollegen, die schwierigen Schüler - viele sind Schulverweigerer, haben ein geringes Selbstbewusstsein und erhebliche Lerndefizite - quasi durch die Hintertür doch noch zum Rechnen zu bewegen. Auch Buchführung gehört zum Alltag in der Arbeitsweltklasse. Wer Aufträge annimmt, hat Ausgaben und Einnahmen, und die müssen ordnungsgemäß verzeichnet werden. Ramon bestätigt, dass nebenbei ein anderes Ziel der Schule zum Erfolg geführt hat: Die zerstörte Vertrauensbasis zwischen Schülern und Lehrern wieder herzustellen. Völlig entspannt zeichnen Ramon und sein Lehrer die Bohrstellen an und führen die notwendigen Arbeiten gemeinsam durch. "Über kurz oder lang möchten wir eine richtige Firma werden", sagt Stettler. Die Chancen stehen gut: Der Folgeauftrag steht bereits ins Haus.

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