Schreiben, schreiben, schreiben

HETZERATH. Nachricht, Interview und Grafik: Während andere die Füße hochlegten, verbrachte ein gutes Dutzend Schüler das Wochenende mit rauchenden Köpfen auf der Schulbank: Ein Profi zeigte ihnen, wie Zeitung gemacht wird.

Auch das gibt es: Schüler, die so großen Spaß am Lernen haben, dass sie es selbst am Wochenende nicht sein lassen können. Einzige Bedingung: Das Thema ist reizvoll. In Hetzerath war es das Zeitungsmachen, das die jungen Leute auf den Stühlen hielt. Seminarleiter Oliver Stirböck von der Friedrich-Naumann-Stiftung zeigte ihnen, wie es funktioniert. Was andere abschreckt, lockt Carina Wolanewitz: Schreiben, schreiben und noch mal schreiben. Obwohl sie noch in die Grundschule geht, haben es ihr die sechs großen W angetan. Wer, wann, was, wo, wie, warum? Diese Fragen muss eine Nachricht dem Leser beantworten.Die richtige Aussage für den Einstieg finden

"Und das Wichtigste gehört an den Anfang", so viel hat sie gelernt. Entscheidend bei einer Nachricht ist nicht die Chronologie des Geschehens, sondern allein die Wertigkeit, berichtet Carinas Freundin Simone Lehnertz. Immer ein exzellenter Einstieg seien Zitate, lehrt Stirböck. Jedoch solle der Schreiberling tunlichst keine Floskeln hernehmen, sondern eine Aussage, die irgendetwas Neues oder Überraschendes beinhalte. Hypothesen und Wertungen gehören nicht in die Nachricht: Der gute Journalist bemüht sich stets um eine gesunde Distanz zu dem, worüber er schreibt. Spannend fand auch Pierre Bonato das Seminar. Besonders, weil er neben der Nachricht andere Genres des Journalismus üben darf - zum Beispiel, wie er ein Interview führt. Wenn das Gegenüber zu viel redet: Am besten nur noch klare Ja-oder-Nein-Fragen stellen. Wenn jemand zu wortkarg ist: Am besten freundlich nachhaken "Wie haben Sie das eben genau gemeint?" Keine Wechsel in den Zeiten, nicht zu viel passive Formulierungen: Reihum lesen die Seminarteilnehmer vor, und üben alle gemeinsam offene Kritik am Text. Und dann die leidigen Arbeit mit den Fotos! Selbst für eine Schülerzeitung dürfen sie nicht aus dem Internet heruntergeladen werden, weil generell nur derjenige die Rechte am Bild besitzt, der es gemacht hat. "Ihr könnt euch allerdings, wenn es um Prominente geht, leicht behelfen", rät Stirböck. Eine Mail oder ein Anruf bei der entsprechenden Agentur, und meist landen rasch ein paar freigegebene Fotos auf dem heimischen PC. Unmittelbar an die Theorie schließt sich die Praxis an. Konzentriert und kreativ arbeiten die Schüler, die teilweise erst in der vierten Klasse sind. Petra Laux ist die älteste in der Runde. Die Lehrerin der Regionalen Schule Salmtal betreut die dortige Schülerzeitung "Fuchs Teufels Wild" und ist mit vier Schülern angereist. Amely Hecker ist die Chefredakteurin, die diese Rolle auch während des Seminars ein Stück übernimmt. Mit ihr sprechen sich die anderen ab, wer welches Thema in ihrer imaginären Zeitung betreut. "Über das Design und über den geschicktesten Aufbau habe ich hier eine Menge gelernt", erzählt sie. Besonders reizvoll fand sie neben der nachrichtlichen Berichterstattung das Thema Grafik, das schließlich ein wesentlicher Baustein jedes Druckerzeugnisses ist. Oliver Stirböck gab sein Wissen kostenlos weiter. Was die Kinder und Jugendlichen gelernt haben, wollen sie zügig im echten Leben umsetzen. Die Viertklässler der Hetzerather Grundschule werden demnächst an ihrer eigenen Schulzeitung mitarbeiten. Sie wurde bisher hauptsächlich von Eltern und Lehrern gestaltet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort