Schritt-Tempo! Kegelbahn kommt nicht zur Ruhe

WITTLICH. Die Kegelbahnstraße am Friedhof bleibt ein heißes Pflaster für Fußgänger. Ein Grund: Das Spielstraßenschild am Burgtürmchen, das bis zur Himmeroder Straße gilt, wird einfach übersehen.

Das korrekte Befahren der Wittlicher Kegelbahnstraße erfordert volle Konzentration, einen wachen Blick, das Wissen um Uhrzeit und Wochentag sowie ein funktionierendes Kurzzeitgedächtnis. Wer von der Friedrichstraße am Burgtürmchen in die Obere Burgstraße abbiegt, bemerkt vielleicht die Beschilderung: Anlieger frei und das blau-weiße Spielstraßenschild, das die verkehrsberuhigte Zone kennzeichnet. Das bedeutet Schrittgeschwindigkeit. Wer nicht sowieso wendet, kommt zum nächsten Schild: Durchfahrt verboten von 19 bis 8 Uhr und an Sonntagen - plus gleichzeitig Anlieger frei. Ohne Zusatz Anlieger frei gibt es dieselbe Beschilderung ein paar Meter weiter Höhe Hochstraße. Dazu noch ein blaues Fahrtrichtungsschild geradeaus, das montags bis samstags von 8 bis 19 Uhr gilt. Wo die Kegelbahn auf die Himmeroder Straße trifft, wird dann das Ende der Spielstraße erklärt. Doch damit nicht genug. Wer von der Himmeroder Straße in die Kegelbahn steuert, liest links: Sackgasse von 19 bis 8 Uhr und rechts: absolutes Durchfahrtsverbot montags bis samstags von 8 bis 19 Uhr. Vielen Anliegern wäre damit geholfen, wenn sich die Autofahrer wenigstens ein Schild merken könnten: Die Spielstraße, aber das hängt ja schon am Burgtürmchen. Ludwig Schönhofen wohnt in der Kegelbahn und sagt: "Keiner fährt Schrittgeschwindigkeit, außer die meisten Anwohner. Man fühlt sich als Fußgänger wie ein Störfaktor und ist immer in einer bedrohlichen Situation." Das war wohl schon immer so. In einem Schreiben eines anderen Anliegers an die Stadtverwaltung von 1995 wird deshalb ironisch vorgeschlagen: "Die Kegelbahnstraße wird für Fußgänger gesperrt." Gesperrt wurde sie dann später für den Durchgangsverkehr Richtung Himmeroderstraße. Dann wurde im Januar diesen Jahres diese Entscheidung wieder in einer Kompromisslösung wochentags von 8 bis 19 Uhr aufgehoben. Grund war die Klage von Geschäftleuten, die Sperrung habe Umsatzeinbußen zur Folge gehabt. Die Polizei hielt diese zeitweise Öffnung für nicht notwendig. In der Beschlussvorlage stand: "Nach ihrer Auffassung darf das Argument Umsatzrückgang kein Grund für eine legalisierte Missachtung der Verkehrsvorschriften sein." Die Polizei hatte auch indirekt den "Schilderwald" in Frage gestellt: "Bei einer Öffnung aus wirtschaftlichen Zwecken müsste konsequenterweise die Beschilderung (Durchfahrt verboten/Anlieger frei) entfernt werden." Ludwig Schönhofen sagt: "Das Verkehrsaufkommen ist eigentlich erträglich und nicht das Problem, sondern eher, dass das Schritttempo nicht eingehalten wird. Man ist wohl nicht in der Lage, das zu kontrollieren. Dabei gibt es Kandidaten, die die Straße als Rennstrecke entdeckt haben. Dann wird man beschimpft, was man denn als Fußgänger auf der Straße zu suchen habe. Oder die Fahrer mit den großen Auspufftöpfen. Die finden den Tunneleffekt hier toll. Das ist massive Lärmbelästigung!" Er hat ein Schreiben an alle Anwohner der Kegelbahn- und Hochstraße verfasst. Darin wird unter anderem gefordert, dass "am Friedhof beginnend ausdrücklich und deutlich der verkehrsberuhigte Bereich erkennbar beschildert ist". Die Reaktionen hat er in seinem Ordner "Protest-Aktion Öffnung Kegelbahnstraße" dokumentiert. Dort ist auch der Kommentar eines verärgerten Anwohners abgeheftet: "Diese Rennstrecke ist eine Zumutung. Der Bürger lernt keine Verkehrszeichen mehr. Rücksichtslos. Man sollte Geschwindigkeitsmessungen durchführen."

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