"Schutthaufen" - Experten sprechen von besorgniserregendem Zustand der Traben-Trarbacher Grevenburg

Traben-Trarbach · Knapp 500 000 Euro sind nötig, um die schlimmsten Schäden an der Grevenburg zu beseitigen. Sonst stürzen irgendwann vielleicht Brocken auf die Stadt. Besonders gefährdet sind der Fels, auf dem die Ruine steht, und das sogenannte Kommandantenhaus.

"Schutthaufen" - Experten sprechen von besorgniserregendem Zustand der Traben-Trarbacher Grevenburg
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"
 Geologen bei der Arbeit am und im Felsen. Foto/TV-Archiv: Clemens Beckmann

Geologen bei der Arbeit am und im Felsen. Foto/TV-Archiv: Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Traben-Trarbach. Franz Niespor nimmt kein Blatt vor den Mund. "Da oben steht ein Schutthaufen", sagt er zum Zustand der über Traben-Trarbach thronenden Grevenburg. Das sei aber auch kein Wunder, bemerkt der Architekt aus Wahlenau, der gemeinsam mit dem Statiker Wolfgang Thiel (Cochem) ein Gutachten erstellt hat. "Im 18. Jahrhundert wurde die Burg gesprengt. Seitdem steht sie da wie jetzt." Grundlage für das Gutachten ist eine Stellungnahme von Geologen. Die hatten sich im April abgeseilt, um mögliche Schäden am Mauerwerk und an den Felsen zu begutachten (der TV berichtete).

Niespor und Thiel sind seit vielen Jahren als Burgexperten gefragt - auch in der Region. Der Zustand der Grevenburg sei besorgniserregend. "Manches hält nur das Gewicht zusammen. Bei extremen Stürmen wäre ein Teil längst weggeflogen", sagt Niespor. Im schlimmsten Fall würden die Brocken im Stadtteil Trarbach landen. Nicht auszudenken, was da passieren könnte.

Das sogenannte Kommandantenhaus ist schon seit geraumer Zeit gesperrt. "Es ist aber die Attraktion der Burg", sagt Stadtbeigeordnete Renate Braband. Er locke die Besucher auf die Burg, weil er vom Tal aus zu sehen sei. Und von dort haben die Leute den schönsten Blick ins Moseltal. Lose Steine im Mauerwerk bedeuten aber eine zu große Gefahr. Allein die Sanierung dieses Bauwerks koste voraussichtlich 240 000 Euro, inklusive eines 80 000 Euro teuren Gerüsts, erläutert Niespor.

Der Turm soll aber erst in einem zweiten Schritt saniert werden. Vorrangig, so die Experten, sei die Sicherung des Felsens. Auf ihm steht das Bauwerk seit 1350. Hierfür sind 165 000 Euro veranschlagt. Dazu gehört auch die Fällung der Bäume, die in der steilen Wand stehen. Für die Sanierung eines der Türme auf dem Gelände sind in einem dritten Schritt 78 000 Euro veranschlagt.

Der Sanierungs-, Bau- und Stadtentwicklungsausschuss der Stadt hat sich bereits mehrfach mit der Thematik befasst. Tenor dort und auch bei Begehung im April: Dass zum Beispiel Kinder auf den überall herumliegenden großen und kleinen Steinen herumturnen, sei nicht ungefährlich. "Man kann aber nicht überall Geländer hinstellen", sagt Ausschussmitglied Sven Weinmann. Ein weiteres Problem: "Viele Touristen nehmen Steine als Andenken mit", berichtet Stadtbürgermeister Patrice Langer (SPD).

Franz Niespor und Wolfgang Thiel fordern zu schnellem Handeln auf. Bis Monatsende solle die Generaldirektion Kulturelles Erbe über die Pläne informiert werden. Das sei auch wegen der finanziellen Förderung wichtig. Das werde geschehen, sagt Frank Thullen, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Mögliche Fördertöpfe stünden außerdem bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Bonn). "Auch der Bund hat Förderprogramme für Denkmalschutz", sagt er. Bürgermeister Langer hat auch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Bleser gesprochen. "Er hat seine Unterstützung zugesagt."

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