Schwarze Schweine für braune Schuhe

SALMROHR. Der 1933 in Salmrohr geborene Philipp Hower hat eine interessante Vergangenheit. Lächelnd sitzt er in der Klasse der Regionalen Schule Salmtal. Hower ist ein netter, älterer Herr und mit 69 Jahren noch ziemlich fit.

Der ehemalige Landwirt, dessen Vater bereits den gleichen Beruf ausübte, wuchs im Krieg auf. Das Einzelkind meint dazu: "Trotz allem hatte ich eine schöne Kindheit! Am meisten machte es mir Spaß, Kartoffelkäfer und Teekräuter suchen zu gehen." Hower kam 1939 zur Schule. Dort hatte er mit 88 weiteren Kindern bis zur 8. Klasse Unterricht. "Unser Lehrer betreute vier Klassen in einem Raum, aber er hatte uns fest im Griff. Doch wenn man sich mal nicht schickte, wurde 'abgerechnet'", grinst er verschmitzt. Noch heute schwärmt er von seinem Lehrer: "Wir hatten den besten Lehrer in der ganzen Gegend, am besten konnte er Mathe." Noch im selben Jahr begann der Krieg. In dieser Zeit plagten sich seine Eltern sehr. Von den Schrecken des Krieges bekam er nur wenig mit, da ihm die Erwachsenen vieles nicht erzählten. "Damals gab es ‚schwarze‘ Schweine für braune Schuhe und auch andere Tauschgeschäfte", berichtet er. "Schwarze” Schweine waren Schweine, die heimlich geschlachtet wurden, erklärt Hower. Sechs Jahre später standen vor dem großen Elternhaus zwei amerikanische Panzer. Der zu dem Zeitpunkt Zwölfjährige wurde von seinem Vater angewiesen nachzusehen, ob wirklich Panzer im Hof stünden. Er ging nach draußen und bekam erst mal einen gewaltigen Schreck, als bei einem Panzer die Luke geöffnet wurde und ein Farbiger herausschaute. Der Junge hatte vorher noch nie einen dunkelhäutigen Menschen gesehen. Als der den Jungen entdeckte, rief er: "Give me eggs!" Hower untermalt das alles beim Erzählen mit bühnenreifen Schauspieleinlagen. Da er damals noch kein einziges Wort Englisch gehört hatte, verstand er die Aufforderung falsch. Er überlegte, was der Soldat von ihm wollte. Da kam ihm eine Idee: Der Amerikaner meinte eine Axt! So ging er stolz in die Scheune, um das Werkzeug zu holen. Dies brachte er dann dem Soldaten. Der rief jedoch: "Oh no, no!" Der kleine Philipp dachte sich, dass der Amerikaner etwas anderes meinen musste. Doch was war das? Der dunkelhäutige Mann fing auf einmal an, wie ein Huhn zu gackern! Da ereilte den Zwölfjährigen ein Geistesblitz. Natürlich! Der Soldat wollte Eier. Sogleich lief er in den Hühnerstall und griff sich einige Eier, die er dem Amerikaner brachte. Zum Dank dafür bekam er die erste Schokolade seines Lebens. Bis heute hat er diesen Leckerbissen in Erinnerung behalten, denn Süßigkeiten bekamen die Kinder damals nur selten. Durch diese lustige Anekdote kommt Hower erst richtig in Schwung. Lächelnd erzählt er von seinen vielen Jobs. Gelernt hat er Landwirt, doch das brachte zu wenig Geld in die Kasse. So wechselte er zur Firma Felke. Dort baute er zehn Jahre lang Schränke zusammen. Anschließend fand er Gefallen an dem Posten des stellvertretenden Hausmeisters an der Hauptschule Salmtal, den er vier Jahre ausübte. Danach wurde er Klärwärter in Rivenich. Doch das liegt alles hinter ihm. Nun ist er in Rente und berichtet lebendig von seiner Vergangenheit und den "Wutzchen". Mit seiner lustigen und warmen Art brachte er so manchen von uns zum Lachen.

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