"Schwierig", aber talentiert

ENKIRCH. Was tun nach der Schule? Um den Kindern diese Entscheidung zu erleichtern, absolvieren die 14- und 15-Jährigen ein Praktikum in einem Betrieb. Besonders die Jugendlichen der Martin-Luther-King-Schule in Traben-Trarbach/Wolf profitieren von diesem Angebot. Es sind "schwierige" Schüler, die Lernprobleme haben, oft aber über große praktische Talente verfügen. Wie Florian, den wir während seines Praktikums besucht haben.

Der 15-jährige Florian gibt offen zu: "Ja, ich habe schon viel Mist gemacht." Er kam wie fast alle seiner Mitschüler an der Martin-Luther-King-Schule in Traben-Trarbach/Wolf an einer "normalen" Regelschule bislang nicht zurecht. Und doch hat er seine Talente, er will was werden im Leben, und er ist motiviert, etwas zu leisten. Kürzlich war er für zwei Wochen als Praktikant bei der Firma Autohaus Schäfer in Enkirch. Es ist bereits das vierte Berufspraktikum, das der Heranwachsende absolviert. Florian schnupperte bereits in zwei Kindergärten hinein, und er packte in einer Schreinerei mit an. Nun hilft er in einer Autowerkstatt. Eine Arbeit, die ihm offenbar liegt und die ihm Spaß macht. Florian darf selbstständig Reifen wechseln und unter Anleitung hier und da an einem Motor schrauben. KFZ-Mechatroniker, das wäre sein Traum. Sein Klassenlehrer Stefan Kritten weiß, dass Florian Lerndefizite hat und sich in der Klasse nicht immer so aufführt, wie sich das ein Lehrer wünscht. Aber das Praktikum tut ihm gut. Kritten: "Die Schüler lernen dort die Welt der Erwachsenen kennen, sie fühlen sich ernst genommen. Das bringt viele einen großen Schritt nach vorne." Kritten berichtet, dass das Praktikum Florian motiviert. In der Schule seien die Jugendlichen nur unter sich, und da werde halt oft "Blödsinn gemacht". Entwickelt sich Florian so weiter, kann er vielleicht sogar den Hauptschulabschluss packen. Wolfgang Bausch, Center-Leiter des Autohauses Schäfer in Enkirch, sagt: "Anfangs war ich skeptisch, auch deshalb, weil es in einer Werkstatt nicht ganz ungefährlich ist. Doch ich bin von der Leistung Florians positiv überrascht." Das Autohaus gibt regelmäßig Schülern die Möglichkeit, den Beruf des KFZ-Mechanikers kennen zu lernen - auch "schwierigen Kandidaten", wie Florian einer ist. Bausch erzählt von einem Jungen, der ein sehr schlechtes Zeugnis vorlegte, sich in der Werkstatt aber bestens bewährte. Bausch: "Der hat sich richtig ins Zeug gelegt." Für Bausch besonders wichtig ist die Zuverlässigkeit der Jugendlichen. "Wer ein paar Mal zu spät kommt, den können wir nicht gebrauchen", sagt er klipp und klar. Florian hat seine Chance genutzt. Er hofft nun, dass er beim Autohaus Schäfer erneut eine Chance für ein Praktikum erhält. Vielleicht wird ja mal ein technisch versierter KFZ-Mechaniker aus ihm.

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