"Seenplatte" vor der Hausür

WITTLICH. Schrebergärten für Stadtbewohner und Wasserrückhalteflächen für geplagte Moselaner - dies diskutiert der Ortsbeirat Wengerohr als Nutzung der Wiesen zwischen Wengerohr und Altrich. Die Bürger sind zur Beteiligung bei der Entscheidungsfindung aufgerufen.

Das Wittlicher Tal hat im 20. Jahrhundert vielerlei Veränderungen erfahren. Nach dem Ersten Weltkrieg diente es als offene Weide für Tausende von Pferden der amerikanischen Armee. Deutsches und französisches Militär betrieben vor und nach dem Zweiten Weltkrieg einen kleinen Flugplatz. Ende des 20. Jahrhunderts dehnten sich die Wittlicher Industriegebiete links und rechts der neu entstandenen Autobahn A 48 aus, die das Tal durchschneidet. Nunmehr sind ebenso einschneidende Maßnahmen durch den Bau der B 50 neu zu erwarten. Die neue Autobahn ähnliche Straße beginnt am Autobahnkreuz Wittlich, führt an Altrich vorbei und durchquert das Wittlicher Tal zwischen Wengerohr und Platten auf dem Weg zur Mosel. Etliche Brücken sowie Bauwerke für kreuzende Straßen werden errichtet. Mehrere Verkehrskreisel werden zwischen Wittlich und Platten platziert, denn zeitgleich sollen zahlreiche Straßen umgebaut oder neu errichtet werden. Auch die Ortsumgehung Wengerohr gehört dazu. Für die Lärm geplagten Wengerohrer Einwohner an der viel befahrenen Straße nach Bernkastel-Kues soll die Ortsumgehung große Erleichterungen emmisionstechnischer Art bringen.Neue Perspektiven durch Flurbereinigung

Einen ganz anderen Aspekt betrachtet derzeit der Ortsbeirat Wengerohr und animiert die Bürger des Stadtteils - wie überhaupt alle Bewohner des Wittlicher Tals - zum aktiven Gestalten. Ortsvorsteher Josef Baller: "Durch die im Jahre 2000 eingeleitete Flurbereinigung Altrich-Platten-Wengerohr ergeben sich neue Perspektiven. Eine wesentliche Forderung ist es, so genannte Ausgleichs- und Ersatzflächen auszuweisen." Diese seien notwendig, weil die umfangreichen Straßenbaumaßnahmen durch die großflächigen Versiegelungen des Bodens kompensiert werden müssen. Der Ortsbeirat Wengerohr hat sich daher mit der Ausweisung von solchen Flächen befasst. Der Grünlandbereich zwischen der Bahnlinie Koblenz-Trier, der B 50 Wengerohr-Wittlich und der Straße nach Altrich wird als mögliche Ausgleichsfläche angesehen, die dann nicht mehr intensiv genutzt werden darf. Es ist ein Feuchtwiesenstandort, der von Bachläufen, Gräben und Quellen durchzogen wird. Gleich zwei Möglichkeiten sieht der Wengerohrer Ortsbeirat als Nutzung. Zum einen wäre dies die Anlage von Retentionsflächen, Wasserrückhaltungsflächen und Versickerungsmulden nach dem Motto: "Warum teurer Hochwasserschutz vor Ort, wenn die besseren Möglichkeiten im moselfernen Gebiet liegen." Josef Baller denkt dabei auch daran, die so entstandenen Wasserflächen eventuell als Naherholungsgebiet zu nutzen, als kleine "Seenplatte" von sechs bis acht Hektar direkt vor der Haustür. Eine weitere, zusätzliche Maßnahme wäre das Anlegen von Schrebergärten, also eine Kleingartenanlage an der jetzigen Straße nach Altrich. Josef Baller will die Möglichkeiten mit den Bürgern des Wittlicher Tales diskutieren: "Es bietet sich die Chance, die Flächen so zu gestalten, dass sie eine nachhaltige Auswirkung auf die Bedürfnisse der Menschen und die Belange für Natur und Umwelt haben werden." Er hofft auf rege Beteiligung.Rückmeldungen und Diskussionsbeiträge an Josef Baller, Gartenborn 2, 54516 Wittlich, Telefon 06571/6365.

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