Selbstständig leben trotz Demenz

Das Modellprojekt "Demenz — zu Hause leben" mit niedrigschwelligen Betreuungs- und Hilfsangeboten soll um zwei Jahre verlängert werden. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich will das gut laufende Projekt wieder fördern, sofern das Land und die Pflegekassen mitziehen.

Wittlich. Seit fast drei Jahren läuft das Modellprojekt "Demenz — zu Hause leben" im Kreis Bernkastel-Wittlich. Träger ist der Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück e.V. Durch die niedrigschwelligen Angebote des Projekts (siehe Extra) sollen demenzkranke Menschen und deren Angehörige derart begleitet und unterstützt werden, dass die Betroffenen so lange wie möglich selbstständig in ihrer gewohnten Umgebung leben können.

Projektleiterin Margret Brech von der Caritas zieht eine positive Bilanz der ersten Jahre: "Unsere Angebote stoßen auf große Resonanz." Klar sei, dass der Bedarf an Hilfsangeboten in der Zukunft zunehme. Zum einen steigt die Zahl der älteren und damit potenziell betroffenen Menschen an. Zum anderen gehen die Leute laut Brech mittlerweile auch offener mit dem Thema um und suchen tatsächlich Hilfe.

Vor diesem Hintergrund hat die Caritas die maximal mögliche Verlängerung des Modell-Projekts um zwei Jahre beantragt. Gefördert wird das Demenz-Projekt bislang zu 50 Prozent von den Pflegekassen und zu je 25 Prozent von Land und Landkreis.

Die Chancen für eine Verlängerung scheinen gut zu stehen. Immerhin hat das Land eine weitere Förderung um zwei Jahre in Aussicht gestellt und der Kreisausschuss hat sich aktuell einstimmig dafür ausgesprochen. Allerdings hat das Gremium die weitere Unterstützung davon abhängig gemacht, dass Pflegekassen und Land tatsächlich in den kommenden zwei Jahren wieder mit im Boot sind. Für den Landkreis liegt die jährliche Kostenbelastung bei 16 855 Euro. Dem stehen derzeit geschätzte 3060 Demenzkranke im Kreis gegenüber. Jährlich soll die Zahl der Kranken um 470 steigen.

Auch die Mitarbeiter der Uni Trier, die das Projekt wissenschaftlich begleiten, befürworten eine Projektverlängerung und einen Ausbau der laufenden Arbeit vor dem Hintergrund der "stetig steigenden Nachfrage" nach Hilfsangeboten für Demenzkranke und deren Angehörigen.

Die Kreisverwaltung hat das Ziel formuliert, die Hilfsangebote in den nächsten zwei Jahren zu verfestigen, zu verfeinern und in die Fläche zu tragen. Gerade Letzteres hält auch Margret Brech von der Caritas für besonders wichtig. Sie sagt: "Den ganzen Kreis können wir mit unseren Angeboten bislang nicht abdecken. Niedrigschwellige Angebote wie Cafés in einzelnen Orten wären gut, doch das scheitert daran, dass wir zu wenig Leute haben."

Kontakt: Margret Brech und Hilde Roßler, Telefon 06571/149728. Extra Die wichtigsten Angebote des Demenz-Projekts: - die Angehörigenschulung: sechsteilige Kursreihe, die dreimal im Jahr an verschiedenen Orten stattfindet. Angehörige erhalten Informationen zum Umgang mit dem Kranken. - der Helferkreis: derzeit 22 ehrenamtliche Helfer, die Demenzkranke betreuen. Dabei geht es darum, den Alltag der Erkrankten abwechslungsreicher zu gestalten und gegebenenfalls Angehörige zu entlasten. Ende November findet eine Qualifizierung für solche Helfer statt. - das Alzheimer-Café: offener Treff für Erkrankte und Angehörige mit Themenschwerpunkten wie Cusanus und mit Live-Musik; jeden ersten Samstag im Monat, abwechselnd in Wittlich, Haus der Vereine, und im Bernkastel-Kueser Krankenhaus. Nächster Treff ist am 8. November in Bernkastel-Kues. Anmeldung erwünscht. - die Betreuungsgruppe: Treffen mit Beschäftigungsprogramm, zweimal im Monat im Jugendheim St. Markus in Wittlich. Anmeldung erforderlich. Infos zu allen Angeboten: Telefon 06571/149728.

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