Sesam aus Indien, Nüsse aus Brasilien

MORBACH. Das Unternehmen Schuldt und Weber produziert seit 28 Jahren Bio-Frucht-Schnitten für bundesdeutsche und europäische Großkunden. Nun zog die Produktionsstätte von Rapperath in den Gewerbepark Hunsrück-Mosel (HuMos). Für den Zweckverband eine erfreuliche Entscheidung.

 Energie-Bällchen und Frucht-Schnitten der Firma Schuldt und Weber sind europaweit gefragt. Die Rohstoffe wie Datteln, Mandeln oder Getreide stammen aus kontrolliert biologischem Anbau.Foto: Ursula Schmieder

Energie-Bällchen und Frucht-Schnitten der Firma Schuldt und Weber sind europaweit gefragt. Die Rohstoffe wie Datteln, Mandeln oder Getreide stammen aus kontrolliert biologischem Anbau.Foto: Ursula Schmieder

Am Anfang standen selbst gemachtes Brot, Kuchen und Frucht-Schnitten. 1975 hatte Peter Schuldt in Bonn Deutschlands fünften Bioladen eröffnet. Mangels Einkaufsmöglichkeiten über Großhändler nahm er die Herstellung selbst in die Hand. "Viele haben damals so angefangen, die meisten haben aber später verkauft", erinnert er sich: "Die Anfänge waren sehr alternativ und sind erst mit der Zeit professioneller geworden."

Nach vier Jahren siedelte das Unternehmen nach Rapperath über. Warum gerade in den Hunsrück? "Ich hatte nur begrenzt Geld, und hier konnte ich mir das leisten."

In Bonn hatte sich der Vertriebsweg ausschließlich auf die persönlich angefahrenen Läden erstreckt. Heute beliefert das Unternehmen fast ausschließlich Großhändler mit seinen 30 verschiedenen Produkten.

Ohne Zertifikat geht es nicht

Und das bei einem europaweiten Export-Anteil von 65 Prozent, mit Ausnahme der Benelux-Länder. Die Kunden sitzen in Dänemark, Großbritannien und Schottland ebenso in Österreich und der Schweiz sowie von Portugal bis in die Türkei. Den Ausschlag für die breit gestreute Distribution gab 1991 die Eröffnung der Bio-Fach-Messe.

"Inzwischen die weltgrößte Biomesse für den Naturkostbereich", erzählt Rosi Weber, Schuldts Ehefrau, die 1981 einstieg. Bis dahin waren alle Produkte noch in Handarbeit hergestellt worden. Das änderte sich durch den Kauf einer ersten Knet- und einer Verpackungsmaschine. 1988 ersetzte das Unternehmerehepaar seine bis dahin handgefertigten Etiketten durch gedruckte.

"BIO nach EG-Öko-Verordnung" lautet der Wortlaut des für das Unternehmen heute unverzichtbaren Bio-Zertifikats. Bei den jährlich zwei Kontrollen - einmal angemeldet, einmal unangemeldet - nach EU-Bio-Richtlinien ist der Warenfluss einer der überprüften Punkte. 1500 Euro kostet das Zertifikat pro Jahr - doch ohne geht es nicht: "Sonst dürfte ich überhaupt nicht "Bio" verkaufen", erklärt dazu Firmengründer Peter Schuldt.

Während der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren jeweils um zehn bis 20 Prozent stieg, stießen die Kapazitäten in Rapperath an ihre Grenzen. Etwa zeitgleich mit Gründung der Tochterfirma "confiserie cáo" zur Herstellung von Bio-Pralinen und -Trüffeln in Neustadt (Sitz und Vertrieb in Morbach), fiel daher im Jahre 2002 die Entscheidung für einen Neubau. Im März zog das Unternehmen mit seinen acht Mitarbeitern - zwei Vollzeitkräfte, fünf Aushilfen und Azubi Julian Weber - in den Industriepark HuMos. Doch selbst in der nun um ein 2,5 mal soe großen Produktionsfläche von 250 Quadratmetern stieß der Betrieb schon an erste Grenzen. Die Ursache dafür ist ein neues Produkt, das in Dosen abgepackt wird. Die Lagerräume hätten die Mindestbestellmenge der Verpackung nicht fassen können, weshalb ein Teil zwischengelagert werden muss. Dabei bringt etwas Neues ohnehin erhebliche Kosten mit sich. "Mittlerweile rechne ich für ein neues Produkt mit Einführungskosten von 25 000 Euro", so Schuldt. Die Chancen für die Zukunft sieht der Unternehmer optimistisch, obwohl es inzwischen Schnitten-Fabriken gibt: "Ernst nehmen muss man die - fürchten nicht." Zwar stimmten die Zutaten überein, doch müssten diese verarbeitet werden, damit das Produkt industriell herstellbar sei. Durch Erhitzen, Verdampfen, Zermahlen und Pürieren komme dabei eigentlich keine Rohkost heraus. Betriebe wie den Morbacher gibt es laut Schuldt in Deutschland nur drei.

300 Arbeitsplätze in fünf Betrieben

Für den Zweckverband Gewerbepark Hunsrück-Mosel-HuMos ist die Entscheidung des Frucht-Schnitten-Herstellers erfreulich. Der interkommunale Gewerbepark mit einer Gesamtfläche von 90 Hektar besteht seit Oktober 1996. Er basiert auf einer Zusammenarbeit der Gemeinde Morbach mit den Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Neumagen-Dhron und Thalfang sowie dem Kreis Bernkastel-Wittlich. Mit Schuldt und Weber hat sich nach Papier Mettler, Auto Gorges, der Bäckerei "Gätz und Hödl" sowie "my-tronic Meß- und Regeltechnik" das fünfte Unternehmen angesiedelt. Rund 300 Arbeitsplätze stehen dort zur Verfügung. Von den insgesamt 50 Hektar des ersten Teilgebiets mit einem Quadratmeterpreis von 10,23 für die erschlossene Fläche sind derzeit noch neun Hektar in beliebiger Größe frei. Konkrete Verhandlungen mit einem weiteren Interessenten laufen laut Verbands-Geschäftsführer Matthias Schabbach.

Peter Schuldt hat sich wegen des Umfelds für diesen Standort entschieden. Dadurch rechne sich die Investition, und die Immobilie erziele einen höheren Wert.

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