Sieben auf einen Blick

KOBLENZ/MANDERSCHEID. (man) Das erste Flirtseminar der Landjugend Rheinland-Nassau in Koblenz: Weit und breit kein Traktor zu sehen, keine Mistgabel. Kein Stroh an den Autoreifen, kein Geruch von Dünger in der Luft. Im Gegenteil: Das Handwerkszeug während des zweitägigen Flirtseminars besteht aus Tafeln, Folien, Karten und Schreibgeräten.

"Genau das ärgert einen", sagt Jürgen Krämer aus Manderscheid. "Die Leute haben einfach falsche Vorstellungen von einem Bauern. Die denken, man laufe den ganzen Tag mit Gummistiefeln um den Misthaufen herum." Die meisten Teilnehmer haben mit Landwirtschaft gar nichts zu tun, der 20-jährige Krämer ist einer der wenigen Landwirte in der Runde. Leidensdruck in Sachen Beziehungen hat hier niemand, dafür sind die Teilnehmer auch noch zu jung, von 16 bis Anfang 20 reicht die Alterspalette."Hallo, ich bin der Jürgen"

Warum dann das Seminar? "Wir wollten einfach ein wenig Spaß haben, das ist doch ein lustiges Thema", meinen alle übereinstimmend. "Etwas über Körpersprache zu lernen, schadet keinem", meint Teilnehmer Michael Klein und fügt hinzu: "Es ist schade, dass nur zwei Mädchen im Seminar sind." Alles lacht. Auch Jugendreferentin Gabriele May, Organisatorin der Kurse. "Jungs gehen in einen Flirtkurs, Mädchen eher zu den Benimmkursen", sagt sie. "Na ja, immerhin wissen wir jetzt eher, wie Frauen denken", sagt Klein. Und wie will Mann ihnen fortan gegenübertreten? "Hallo, ich bin der Jürgen, und wer bist du?", schlägt Jürgen Krämer vor. Dafür hat er sein "So schön und dann alleine?" eingetauscht. Wenn sich das mal lohnt. Gelohnt hat sich das Seminar zumindest schon für Michael Klein: "Ja, wir waren noch im Musikpark B 9, und jeder hat versucht, das anzuwenden, was er gelernt hat." Sieben Frauen habe er kennen gelernt, erzählt Klein. "Ich habe einfach sinnlos drauflos gebaggert." Wieder lacht alles. Sinnlos rumbaggern muss aber eigentlich nicht mehr sein. "Nein", sagt Andreas Ehlen, ein weiterer Kursteilnehmer. "Man merkt jetzt an der Körpersprache schneller, ob es lohnt, sich weiter darauf einzulassen."Einfach auf die Füße achten

"Flirten muss aber nicht immer ein Ziel haben", betont Organisatorin May. So sieht es auch der Jüngste in der Runde, der 16-jährige Stephan Roden. "Richtig, man geht jetzt einfach lockerer mit allem um." Lockerer wären auch die zwei jungen Damen gewesen, wenn sie noch etwas Verstärkung gehabt hätten. "Ja", stimmen Hildegard und Regina Elsen zu, "bei einer Übung sollten wir aufschreiben, was uns beim Flirten verunsichert, Angst oder Spaß macht. Da hätten wir uns stärker gefühlt, wenn mehr Frauen dabei gewesen wären." Aber auch die beiden wollen von nun an ihre Umwelt stärker beobachten. "Ich gebe in dem Seminar Anleitungen, worauf man achten sollte", sagt Referentin Natascha Haufe. "Man sieht dann vieles eher und setzt die eigene Kommunikation bewusster ein. Flirten kann jeder, es geht um offene Körperhaltung, selbstsicheres Auftreten und Ausstrahlung." Die Teilnehmer haben auf dem Heimweg die zehn Gebote des Flirts im Gepäck. Sie wissen von nun an: Bei Sympathie wendet man dem Gegenüber die Füße zu.

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