Siegesfeier mit Riesling

BERNKASTEL-KUES. "Einlagern und dann über Jahre hinweg die Entwicklung verfolgen." Das rät Weinexperte Karl-Josef Krötz den Weinfreunden für den Umgang mit edelsüßen Rieslingen des Jahrgangs 2003.

Vier Wochen lang schwelgte Bremen in Grün und Weiß. Was Meisterschaft und Pokalsieg von Werder Bremen mit Wein zu tun haben? Zum Rathaus, von dessen Balkon sich die Fußballer zeigten, gehört auch der Ratskeller, in dem nur deutscher Wein angeboten wird. "Wenn Werder gewinnt, können sich der deutsche Wein und speziell die Mosel freuen", sagt Karl-Josef Krötz, der aus Neef (Untermosel) stammende Kellermeister des Ratskellers. "Noch am Sonntag, bei der Feier des Pokalsiegs, haben die Spieler Wein getrunken", erzählt er bei der Jahrgangs-Präsentation des Bernkasteler Rings. Krötz ist jedes Jahr bei den Präsentationen des neuen Jahrgangs dabei. In diesem Jahr ist das Interesse besonders groß. Das liegt an den Vorschusslorbeeren für den 2003er. "Zumindest die edelsüßen Rieslinge haben das Zeug dazu, Kultstatus zu erlangen", schwärmt Krötz von den "Fruchtbomben". Bei den trockenen und halbtrockenen Rieslingen sind ihm manche Weine zu alkoholreich. Freunde dieser Weine könnten sich aber auch noch bei den Jahrgängen 2001 und 2002 bedienen. Die Nachfrage für den 2003er habe schon sehr früh eingesetzt, berichtet Dr. Peter Pauly, der Vorsitzende des Bernkasteler Rings. Als "positive Tendenz der Gobalisierung" sieht er es, dass die Verkaufszahlen im Ausland weiter nach oben gehen. "Die Nachfrage ist wesentlich höher als sonst", berichtet Winzer und Hotelier Herbert Weis. 90 Prozent seiner Gäste seien auf den neuen Jahrgangs fixiert. Nach seiner Meinung sind viele 2003er auch als Essensbegleiter geeignet. Wegen der geringeren Säuren gilt dies zum Beispiel auch für Kabinett-Weine. "Die Nachfrage ist gut, weil der 2003er schon im Vorfeld so hochgelobt wurde", sagt Kommissionär Bernd Weber. Allerdings sei der Jahrgang wegen des heißen Sommers eher atypisch für die Mosel. Das müsse man den Kunden, die vielleicht andere Erwartungen haben, erst einmal klar machen. Kommissionärs-Kollege Hans Selbach schaut über den Tellerrand des Bernkasteler Rings. "Es gibt sehr, sehr viel guten Wein. Die Spitze wird immer breiter." "Es ist sicherlich kein ganz normaler Jahrgang", sagt Winzer Markus Molitor mit Blick auf die niedrigen Säuren. Das sei aber auch 1976 und 1959 der Fall gewesen. Und viele dieser Weine seien immer noch ein Genuss, weil das "Terroir" stimme. "Die Mosel ist ganz vorne", sagt Molitor. Ein solcher Ausspruch aus dem Mund eines Winzers ist schon etwas Besonderes.

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