"So laut wie Kühlschränke"

OSANN-MONZEL. Kontrovers und teilweise recht aufgeregt ging es zu bei der Informations-Veranstaltung mit den Hahn-Betreibern in Osann-Monzel, zu der Bürgermeister Matthias Stoffel eingeladen hatte.

 Skeptische Zuhörer: Info-Termin mit den Hahn-Betreibern zu den Auswirkungen der Flugbahnverlängerung in Osann-Monzel.Foto: Marion Maier

Skeptische Zuhörer: Info-Termin mit den Hahn-Betreibern zu den Auswirkungen der Flugbahnverlängerung in Osann-Monzel.Foto: Marion Maier

Viele der etwa 75 Besucher im Monzeler Bürgerhaus waren nicht gewillt, das was die Hahn-Leute zu sagen hatten, so einfach hinzunehmen. Bei der Veranstaltung ging es um die Frage: Was kommt nach der Startbahnverlängerung, die Flüge mit schwereren Maschinen und zu weiter entfernten Zielen als zur Zeit ermöglicht?Bürgerinitiative hatte andere Zahlen genannt

Mit dem Planfeststellungsbeschluss für die Verlängerung wird bis Ende des Jahres gerechnet. Der Geschäftsführer des Flughafens, Jörg Schumacher, versicherte, dass laut Prognose 2015 in Osann-Monzel im Schnitt mit maximal 3,8 Flugbewegungen pro Nacht zu rechnen sei. Der Lärm betrage dann weniger als 40 Dezibel, so schätzt er. "Das wäre so laut wie ein Kühlschrank. Ich glaube, das ist kein echtes Lärmereignis mehr." Vor wenigen Wochen hatte die "Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn" (BI) ganz andere Zahlen genannt. Sie rechnete mit einigen nächtlichen Frachtflügen in der Lautstärke eines alten Rasenmähers (75 bis 80 Dezibel) und schockte damit ihre Zuhörer. In der 2,5 Stunden dauernden Diskussion schlug Schumacher, der mit fünf Leuten Verstärkung, darunter einem Fluglotsen, gekommen war, nicht nur von Seiten der BI-Mitglieder große Skepsis entgegen. Auch Osann-Monzler zeigten sich sehr misstrauisch. Winzer Stefan Benz sagte: "Wer Untersuchungen in Auftrag gibt, legt die Fakten aus, wie er will." Seine Anmerkung, die Nachtflüge würden in die Region verlegt, um den Protesten in Frankfurt zu entgehen, wurden mit Beifall quittiert. Mehrfach wurde in Monzel auch kritisch angemerkt, dass die Hessen über direkte und indirekte Beteiligung die Mehrheit des Hahns besäßen. Paul Benz äußerte sich ähnlich wie Stefan Benz, obwohl er, wie er anmerkte, sehr konservativ sei. Sehr gesunde Luft und das Klima der Region würden kaputt gemacht. Er verlangte eine Stellungnahme der anwesenden Politiker, um sie für die nächste Wahl einordnen zu können. Die Europa-Abgeordnete Christa Klaß, der Landtagsabgeordnete Alex Licht und Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der VG Wittlich-Land (alle CDU) räumten ein, dass der Hahn Probleme, allen voran Lärm, verursache. Doch sprachen sie sich angesichts der Arbeitsplätze für den Flughafen und - zumindest die beiden Männer - auch deutlich für die Startbahnverlängerung aus. Schumacher sagte angesichts der 2500 Arbeitsplätze am Hahn, in den 60er und 70er Jahren habe man den Umweltschutz zurecht an die erste Stelle gerückt, jetzt müsse man die Prioritäten auf die Wirtschaftskraft und die Arbeitsplätze legen. Er erntete Beifall, Hohngelächter und die Replik: "Sie tragen alles hier zu Grabe für die Arbeitsplätze." Der Frage, ob man nicht bald schon über eine zweite Landebahn nachdenke, entgegnete Schumacher, die müsse sich rechnen und das wäre erst bei 32 Millionen Passagieren der Fall; für 2005 seien vier Millionen anvisiert. BI-Mitglied Jürgen Rösner bezeichnete die Lärm-Werte, die Schumacher für Osann-Monzel und Bernkastel-Kues päsentierte (55 Dezibel), als Frechheit. "Würden Ihre Werte stimmen, würde in der Umgebung von Frankfurt niemand protestieren", sagte er. Schumacher zur Frage, warum die Hahn-Betreiber die Osann-Monzeler erst jetzt informierten: "Wir hätten nicht gedacht, dass in dieser Entfernung dieses Bedürfnis herrscht. Wir wussten auch nicht, dass die Bürgerinitiative den Leuten hier Angst gemacht hat." Auch nach dem Termin wurde noch heftig diskutiert.

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