"Sofort helfen!"

WITTLICH. Schnelle Hilfe ist wichtig, sagt Heinz-Werner Steffen, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes. Der Trierische Volksfreund befragte ihn zu dem ungewöhnlichen Vorfall.

Was raten Sie Ersthelfern inkognitio, wie sollen sie sich verhalten? Heinz-Werner Steffen: Wir raten Ersthelfern grundsätzlich, sofort mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen zu beginnen; wenn schon vorher jemand hilft, sollte man sich selbst vorstellen und dem Helfenden Unterstützung anbieten. Auch wenn man selbst eine höhere Ausbildung hat, niemals Diskussionen und Kompetenzgerangel vor dem Verletzten austragen. Dies kann man später nach Abtransport unter vier Augen klären. Meist sind die Ersthelfer aber froh, wenn jemand kommt, der ihnen die Arbeit und Verantwortung abnimmt. In einem Notfall ist es nicht möglich, sich auch noch als Ersthelfer oder Sanitäter "auszuweisen". Hier muss man dem Wort des Gegenüber schon vertrauen. Glauben Sie aus Ihrer Erfahrung, dass in größeren Unternehmen die "eigenen" Ersthelfer hinreichend ausgebildet sind? Steffen: Durch die Berufsgenossenschaften sind die Unternehmen verpflichtet, Ersthelfer - so genannte Betriebshelfer - ausbilden zu lassen. Die Ausbildung umfasst einen Erste-Hilfe-Kurs, der nach zwei Jahren aufgefrischt werden soll. Ob dies immer so umgesetzt wird, ist schwer zu sagen. Der Betriebshelfer sollte sich als solcher auch vorstellen. Das Unternehmen hat angedeutet, man sei gehalten, eher wenig zu machen, bis die Profis Notarzt/DRK eintreffen. Beobachten Sie, dass man sich zurückhält, in der Angst, etwas falsch zu machen? Steffen: Die gute Erstversorgung ist für den Genesungsweg des Patienten sehr wichtig. Alles, was ein Ersthelfer schon zur Verbesserung des Zustandes des Patienten gemacht hat, muss nicht mehr vom Rettungsdienst oder den Ärzten im Krankenhaus gemacht werden. Wichtig ist unbedingt die weitere Betreuung und das Gespräch mit dem Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Falsch macht in der Regel nur derjenige etwas, der nichts tut! Das Herbeibringen eines Verbandskoffers hat laut Helferin nicht schnell geklappt. Wo sehen Sie Verbeserungsmöglichkeiten? Steffen: Alle Unternehmen müssen nach den geltenden Richtlinien ausgestattet sein, das heißt, auch Verbandkästen müssen vorgehalten werden. Bei einem Notfall und der damit verbundenen Hektik kann es vorkommen, dass gerade auch ein neuer Mitarbeiter mal nicht weiß, wo der Verbandkasten ist. Der Ersthelfer sollte dann gezielt einen der Umherstehenden auffordern, etwa einen Verbandkasten aus seinem vor dem Haus stehenden PKW zu holen. Jeder Passant ist gesetzlich verpflichtet, die Hilfe zu erbringen. Bei mehreren Helfern sollte eine Aufgabenteilung vorgenommen werden: Verbandkasten und Decken holen, Notruf absetzen, Personen beauftragen, die den Rettungsdienst einweisen. Kennen Sie aus Ihrer Praxis solche Komplikationen, wie sie sich in Wittlich ereigneten?Steffen: Komplikationen sind uns in dieser Form nicht bekannt. Verbesserungsbedarf sehen wir da, wo noch zu viele Personen nicht in Erster Hilfe ausgebildet sind oder die Lehrgänge teils zehn oder zwanzig Jahre zurück liegen. Für Mitarbeiter von Betrieben ist ein Erste-Hilfe-Kurs in der Regel kostenlos. Auskünfte gibt es beim DRK Wittlich, Telefon 06571/6977-0. * Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen .

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