Sogar der Stadtrat ist zertifiziert

BERNKASTEL-KUES. In den den rheinland-pfälzischen Tourist-Informationen wird zufrieden stellende Arbeit geleistet. Ausgereizt schienen die Möglichkeiten aber noch nicht.

Warum der Tourismus- und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz seine außerordentliche Mitgliederversammlung in Bernkastel-Kues abhielt, liegt auf der Hand. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ist, was Gästezahlen und Übernachtungen (mehr als eine Million pro Jahr) angeht, Spitzenreiter im Land. Es gibt aber noch einen anderen Grund. Die Stadt Bernkastel-Kues will in Sachen "Service" eine Vorreiterrolle im Land einnehmen. 118 Betriebe unterschiedlichster Natur erfüllen derzeit in Rheinland-Pfalz die Voraussetzungen für die Qualitätsstufe 1 der Aktion "ServiceQualität", elf davon kommen aus Bernkastel-Kues. Aus diesen Betrieben haben sich 417 Männer zu so genannten Qualitäts-Coachs schulen lassen, davon kommen 96 aus Bernkastel-Kues. "Hier herrscht sehr viel Engagement, es gab fünf Seminare nur mit Teilnehmern aus Bernkastel-Kues. So was habe ich noch nicht erlebt", sagte Dirk Weidemann (Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH) Die hohe Zahl an Personen erklärt sich unter anderem daraus, dass sich sogar der Stadtrat zertifizieren ließ, was bei den Teilnehmern im Festsaal des Weinmuseums für Staunen und Bewunderung sorgte. Günter Eymael, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, zeichnete im Rahmen der Mitgliederversammlung des Tourismus- und Heilbäderverbandes 24 Neuzugänge unter den zertifizierten Betrieben mit der entsprechenden Urkunde aus (TV vom 12. Oktober). Antworten per E-Mail lassen auf sich warten

Der Begriff "außerordentliche Mitgliederversammlung" signalisiert eine Besonderheit. Von Dramatik war aber nichts zu spüren. Die Touristiker im Saal sollten nur intensiv auf den Qualitätsgedanken eingeschworen werden. Dies geschah anhand einer umfassenden Untersuchung von 141 rheinland-pfälzischen Tourist-Informationen. Diese waren in einem "Mystery Check" unter anderem angeschrieben (auch in Englisch) und angemailt worden. Außerdem testeten Mitarbeiter der Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus Köln (ift) die Gegebenheiten vor Ort. Die Untersuchung weise gute bis zufrieden stellende Ergebnisse aus, sagte Projektleiter Christoph Schrahe. Es gebe kaum Ausreißer nach unten, aber auch kaum nach oben. Viel Nachholbedarf bestehe beim Umgang mit den elektronischen Medien. So seien 114 Anfragen per E-Mail nicht beantwortet worden. Auch bei den Fremdsprachen hapere es. Viele Anfragen auf Englisch, seien in Deutsch beantwortet worden. Vor Ort sei durchaus Kompetenz festzustellen. Personal, das durch gezielte Rückfragen die Wünsche des Urlaubers hinterfrage, sieht Schrahe aber "noch klar in der Minderheit." Die Mitarbeiter sollen daher besser geschult werden. Das geschieht durch die Teilnahme an der seit Juni 2004 laufenden Aktion "ServiceQualität Rheinland-Pfalz" sowie durch eine Zertifizierung der Tourist-Informationen. Rheinland Pfalz übernimmt dabei eine Pilotfunktion. Auch baulich liege noch viel im Argen. Hell und freundlich müssten die Räume sein, sagte Staatssekretär Eymael. Das Land werde Um- oder Neugestaltungsarbeiten mit einem Zuschuss von 45 bis 60 Prozent fördern, kündigte er an. Wolfgang Port, zertifzierter Bürgermeister der Stadt Bernkastel-Kues, verdeutlichte die Bedeutung des Service-Gedankens. "Ist der Gast unzufrieden, kommt er nicht mehr und erzählt es weiter."

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