Sonderurlaub für den Ideengeber

BERNKASTEL-KUES. Auch wenn es Kritiker gibt: Die Sperrung der Brücke (bis einschließlich Dienstag) hat sich gelohnt. Das Fest unterm Zeltdach hat sogar Leute angelockt, die sonst die eigenen vier Wände bevorzugen.

"Das muss man gesehen haben." Dieser Satz fiel beim Stadtfest in Bernkastel-Kues sehr oft. Die mit einem 180 Meter langen Zelt überspannte Moselbrücke lockte Zehntausende an. Doch die Besucher schauten nicht nur, sie zückten auch ihre Geldbeutel. Winzer, Brauer und Gastronomen sind hochzufrieden mit dem Zuspruch. "Dass wir mal auf der Brücke sitzen und ein Glas Wein trinken, hätte ich nie gedacht", war ein weiterer viel gebrauchter Satz an den drei Festtagen, die an den Zusammenschluss von Bernkastel und Kues vor 100 Jahren erinnerten. "Wie am Weinfest." So schilderte Polizeihauptkommissar Helmut Kaspar das Treiben. Am Samstagabend war auf den etwa 300 Metern zwischen Kueser Brückenkopf und Bernkasteler Marktplatz zeitweise kaum ein Durchkommen. Am Sonntagmittag gab es erneut großen Andrang. Am frühen Samstagabend glich das Areal einer Arena: Auf der Brücke, am Gestade und am Kueser Moselufer drängten sich die Menschen, um mitzuerleben, wie sich Heißluftballons in die Lüfte hoben. Aus dem für den späten Abend geplanten "Ballonglühen mit Musik" wurde allerdings nichts, weil der Wind etwas zu stark blies, und die Ballonfahrer um die Sicherheit ihrer Gefährte bangten. Sie zündeten deshalb am Samstag auf dem Parkplatz unterhalb der Brücke zum Takt der Musik nur die Brenner an den Körben der Ballons. Ein besonderer Blickfang war der Kolonialwarenladen aus Großmutters Zeiten, den Markus Petereit auf dem Marktplatz betrieb. Der Marktplatz war am Sonntagmorgen auch Start- und Zielort für die 155 großen und kleinen Athleten des Erlebnislaufs, der in mehrere Wettbewerbe aufgeteilt war. Ein Fest für die Bürger sollte es werden. Die Einheimischen wollten sich dieses Spektakel an einem ungewöhnlichem Ort nicht entgehen lassen. Und auch das Umland war sehr gut vertreten. Urlauber und Tagesgäste verstärkten den Zulauf noch. "Es ist phantastisch", entfuhr es Marcus Peter am Samstag kurz vor Mitternacht. Dem Ideengeber für dieses Fest gebühre Sonderurlaub. "Man muss eben ein bisschen kreativ sein", sagte Karin Oster. Sie berichtete von Gesprächen mit Leuten aus anderen Moselorten, die nun überlegen, ein ähnliches Fest auf die Beine zu stellen. "Das Flair über dem Wasser ist faszinierend", bemerkte Ernst-Josef Kees. "Um Mitternacht verhauen die Bernkasteler die Kueser in der Mitte der Brücke", kündigte Karl-Theo Monzel am Samstagabend spaßeshalber an. Es gab Zeiten, da haben sich Bernkasteler und Kueser auf der Brücke verdroschen. Kleine Hänseleien sind geblieben. Wenn es noch Vorbehalte geben sollte, so sind sie am Wochenende sicher weniger geworden. Weitere Bilder vom Stadtfest gibt es auf Seite 22.

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