Soziale Alternative für Verbitterte

WITTLICH. (gel) Die vor einem Jahr in Wittlich gegründete Regionalgruppe der "Wahlalternative soziale Gerechtigkeit", kurz WASG, hat nun den Kreisverband Bernkastel-Wittlich ins Leben gerufen und einen Vorstand gewählt. Das Linksbündnis kritisiert vor allem die Hartz-Gesetze und lehnt den Reformkurs von Bundeskanzler Gerhard Schröder ab.

Hans Werner Jung ist arbeitsloser Programmierer. Bis vor eineinhalb Jahren war er Mitglied der Grünen. Als die jedoch die Agenda 2010 von Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützten, war für ihn Schluss. Er kündigte seine Mitgliedschaft. Seit rund einem Jahr schaut er sich die Arbeit der WASG an und ist der Partei Anfang dieses Jahres beigetreten. Am Dienstagabend wurde er zum ersten Vorsitzenden des neuen WASG-Kreisverbandsvorstands Bernkastel-Wittlich gewählt. Elf Teilnehmer waren zur Sitzung erschienen. Acht davon waren wahlberechtigt. "Das ist die einzig richtige Partei, die wir derzeit brauchen", sagt Jung. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählte die Versammlung Rainer Stablo. Vor rund 20 Jahren gehörte der Berufsschullehrer noch zu den Gründungsmitgliedern des ersten Kreisverbands der Grünen in Bernkastel-Wittlich. Aber als sich seine Partei Anfang der 90er Jahre in einigen Landesparlamenten etablierte, hat er gekündigt. "Die haben keine alternativen Politikvorstellungen mehr geliefert", sagt er. Und warum jetzt die WASG? "Das ist für mich die Möglichkeit, gegen eine Politik des neoliberalen Mainstreams einzutreten." Bernhard Hilgers ist vor rund einem Jahr der WASG-Regionalgruppe Wittlich beigetreten. Jetzt ist er Kassierer im Kreisvorstand. Hilgers ist selbstständig und betreibt in Wittlich einen Einkaufs- und Bringdienst. Elf Jahre war er Mitglied der SPD. Als Schröder seine Regierungserklärung zur Agenda 2010 abgab, ist er ausgetreten. Roland Mink, neuer Beisitzer und pensionierter Polizist, war sogar rund 30 Jahre Mitglied der SPD. Über die Jahre hinweg hat er sich mehr und mehr von der Partei distanziert, weil sie in seinen Augen immer unsozialer wurde. Hans-Josef Mayer, ebenfalls Beisitzer, war hingegen nie in einer Partei. Der Rentner ist vor allem schockiert über die Folgen von Hartz IV: "Ich finde es einfach schrecklich, dass Menschen, die über 30 Jahre gearbeitet und in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, vor dem Nichts stehen, wenn sie längere Zeit arbeitslos sind." Ähnlich verbittert ist auch Artur Scholl, dritter Beisitzer im Vorstand. "Einer, der jahrzehntelang gearbeitet hat, den kann man nicht als Sozialhilfeempfänger abstempeln, wenn er keine Arbeit mehr findet." Die meisten der Teilnehmer sehen die Partei bei der vorgezogenen Wahl im Herbst bei sieben bis acht Prozent.

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