Spieglein, Spieglein an der Wand...

MEERFELD/METTERICH. Welches ist das schönste im ganzen Land? "Unser Dorf hat Zukunft" geht in die letzte Runde. Die siebenköpfige Landeskommission des Wettbewerbs hat gestern Meerfeld und Metterich unter die Lupe genommen.

Einem Normalsterblichen würde wohl der Anblick des einsamen Anglers in seinem altertümlichen Boot, der blühenden Seerosen und des still daliegenden Maarsees genügen, um in Verzückung zu geraten. Für Heribert Gröber und seine Kollegen von der Landeskommission muss Meerfeld schon ein wenig mehr bieten: Ein Schnapspröbchen zum Beispiel oder jugendliche Angler, die aus eigenem Antrieb das Maar sauber halten. Bei einem Rundgang mit Bürgermeister Karl Weiler und etwa 70 Meerfelder Bürgern begutachtet die Kommission neben der Grün- und Baugestaltung die Entwicklungskonzepte des Ortes sowie das soziale und kulturelle Engagement. Mit Blick auf das weite Rund des Kraters mischt sich in einen Vortrag über Wald-Kalkung und Naturverjüngung aus weiter Ferne unvermittelt Blasmusik. Ein Lächeln stiehlt sich in das Gesicht des Bürgermeisters. "Man höre im Hintergrund den Musikverein", sagt er mit erhobenem Zeigefinger und strahlt. Am Sportplatz erfährt die Kommission, dass bei einer derart grandiosen Maarkulisse selbst verlorene Spiele nicht traurig machten. "Vor 20 Jahren hätte die Tanne Abzüge gegeben", verrät die Gutachterin für Grüngestaltung, Agnes Pohlmann. Heute sei das nicht mehr so streng. Eine Thuja-Hecke passierend verzieht sie dennoch das Gesicht. Was sie in Dörfern wie Meerfeld hingegen schätzt, sind heimische Laubbäume, zur Straße hin geöffnete Bauerngärten und begrünte Fassaden. Nach einer Schau knatternd archaischer Landmaschinen führt eine kleine Exkursion in die liebevoll hergerichtete alte Schmiede. Beim Anblick der musealen Einrichtung mit etwa 50 verschiedenen Hämmern, einem mächtigen Amboss und der rußigen Esse entweicht Marga Billen ungewollt das Wort "schön". Sie ist gekommen, um die sozialen und kulturellen Aktivitäten zu begutachten. "Frau Billen, ich möchte Ihr Augenmerk auf Malkurse lenken", reißt Kommissionsleiter Gröber sie aus ihrer Kontemplation über die Schönheit der Schmiede. Ganz in Weiß gekleidet, stets eiligen Schrittes voraneilend, ist er der Moderator der Gruppe. Offenen Auges versucht er Vorzüge und Mängel der schönsten Dörfer des Landes in der Gesamtschau aufzunehmen - und seine Spezialisten an die richtigen Orte zu lotsen. Die Feuerwehr, den Krankenbetten-Verleih und ein vom Pfarrer gesprochenes Segensgebet. Später präsentiert Meerfeld zum Abschluss Hausmacher Wurst - köstlich, aber außer Wertung. In Metterich beginnt die Begutachtung nicht mit Schnaps, sondern mit einem Vortrag über die verheißungsvolle Zukunft des Dorfes. Vor der Tür des Gemeindehauses präsentiert sie sich den Gutachtern personifiziert in einer Phalanx besetzter Kinderwagen. "Neun Babies gab es im vergangenen Jahr", sagt Gemeinderatsmitglied Rita Reiter. Und dies sei keine "Einzelaktion" - da kämen wieder welche. Die älteren Kinder tummeln sich derweil auf dem Erlebnisspielplatz gegenüber des Dorfladens. "Was sie alles anbieten", sagt Marga Billen bewundernd. Neben Mettericher Fleischwaren, Nudeln und Eiern gibt es im Dorfladen auch Schreibhefte oder Putzmittel zu kaufen. Auch der Backverein der Gemeinde dürfte der Kommission imponiert haben. Der Erlös für die Holzofenenbrote wird stets gespendet: Allein 14 000 Euro für Tsunami-Opfer. 21 Kuchen haben sie für den Kommissionsbesuch gebacken - köstlich aber außer Wertung. Die Entscheidung, wer den Wettbewerb gewonnen hat, wird am Freitag, 26. August, um 15 Uhr bekannt gegegeben.

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