Spielleute und edle Damen erobern ein Dorf

Gusenburg · Mehr als 3000 Besuchern wurde beim historischen Markttag in Gusenburg einiges geboten.

 Mittelalterliche Melodien lassen der Fiedler Raynmar und seine Musiker erklingen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Mittelalterliche Melodien lassen der Fiedler Raynmar und seine Musiker erklingen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

Gusenburg Die Schwerter surren durch die Luft und schlagen krachend aneinander. Trotz der sommerlichen Hitze legen sich die Kämpfer ins Zeug. Hinter dem Feuerwehrhaus in Gusenburg haben die Männer von "Swert unde Sper" ihr Lager aufgeschlagen. Sie zeigen, wie man sich im 15. Jahrhundert mit Langschwert und Axt zur Wehr gesetzt hat. "Wer möchte, kann es ausprobieren. Wir bieten Kurse im Fechten an", sagt Friedhelm Schmack, einer der Kämpfer.
Die Gruppe kommt aus Prüm in der Eifel. An diesem Tag sind sie Teil eines großen Ensembles, das im Gusenburger Ortskern Rituale des Mittelalters und frühere Zeiten aufleben lässt.
Der historische Markttag ist ein Höhepunkt der fünftägigen Feier zum 550-jährigen Bestehen des Hochwaldorts, die mit einem Konzertabend begonnen hat.
Im ganzen Ort tummeln sich die von einer Agentur organisierten Schausteller. Vor der Kirche führt ein Zauberer Kartentricks vor und lässt sich dabei vom Publikum assistieren. Nebenan präsentiert Falkner Peter Maus Bussarde, einen Uhu und eine Schleiereule. Spielleute spielen auf Laute und Dudelsack, überall mischen sich Menschen in mittelalterlichen Gewändern unters Volk.
Die kleinen Gäste können Sackhüpfen, Steckenpferde reiten, Armbänder knüpfen oder mit der Armbrust schießen.
Wohin man geht, gibt es Ungewöhnliches zu sehen. Jugendliche kommen auf Einrädern die Hauptstraße entlanggefahren, kurz danach war dort ein Zug von Kämpfern, Gauklern und Musikern unterwegs. Feuerspucker Micha Mangiafuoco mischt sich unter die Leute und zeigt kleine Kunststücke.
Aber nicht nur die Mittelaltertruppe ist im Dauereinsatz, auch die Dorfbewohner gestalten das Programm mit. Einige führen altes Handwerk vor, wie Patrick Winkel und Erwin Jakobs. Sie zeigen, wie im 18. Jahrhundert bis zu 17 Nagelschmiede im Dorf ihr Werk verrichtet haben. Über den Amboss gebeugt bearbeitet Winkel einen Stab mit dem Hammer. "Die alten Geräte waren noch da, das Handwerk haben wir uns selbst beigebracht", erzählt er.
Bei 30 Grad mit dicker Schürze am Feuer stehen, für Erwin Jakobs kein Problem: "Für mich als Gusenburger ist klar, dass ich an so einem Tag meinen Beitrag leiste."
Damen aus dem Ort verkaufen Schmalz-Schmieren "wie bäi da Grooß", die Traktorfreunde vom Lanz-Club haben einen Jubiläumsschnaps gebrannt.
Mitorganisator Marco Weber ist vom Auftakt der 550-Jahr-Feier begeistert. Die kurzfristige Absage der Band Klimaschock am Mittwochabend habe der "tollen Stimmung" nicht geschadet. "Die Jomtones, die eingesprungen sind, waren der absolute Hammer." Auch der Musikverein habe das Zelt mit 700 Gästen "zum Kochen gebracht".
Mit dem Verlauf des Markttags ist das Team um Tina Gerstl, Doro Geib, Katja Dellwo, Ute Köhl und Heidi Huwer am Nachmittag voll zufrieden: "Das Ambiente, die Vielfalt - das kommt alles sehr gut an", sagt Gerstl. Schön sei, dass man neben Familien auch viele ältere Dorfbewohner sehe, die schon vor 50 Jahren die 500-Jahr-Feier miterlebt hätten. 3000 Besucher habe man sich erhofft, sagt Gerstl: "Das haben wir wohl übertroffen."
Danken müsse man der gesamten Dorfgemeinschaft für die "unglaubliche Unterstützung", sagt Katja Dellwo.
Mehr Fotos und ein Video gibt es unter:
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