Sprachen lernen macht Spaß

WITTLICH. (ks) Zwei Wochen lang hatten 17 Schüler der Klasse zwölf des Technischen Gymnasiums (TG) an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Wittlich Besuch von der Sprachschule EOI Murcia aus Spanien. Für Gäste wie auch Gastgeber stand bei dem umfangreichen Programm der Bau eines antiken römischen Frachtkahns (Prahm genannt) aus Eichenholz im Vordergrund.

Fachlehrer Bernd Erschens, der Organisator des Austauschs, klärt auf: "Mit dem von der Europäischen Union geförderten Comenius-Fremdsprachenprojekt soll für weniger unterrichtete Fremdsprachen die Motivation und Fähigkeit junger Menschen gefördert werden, in einer anderen europäischen Sprache miteinander zu kommunizieren. Dabei will man weg vom üblichen Sprachunterricht. Die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt soll im Vordergrund stehen." Die gemeinsame römische Vergangenheit der beiden Schülergruppen hatte Geschichtslehrer Frank Wilgeroth auf die Idee zum Nachbau eines Schwerguttransporter gebracht, der zu den Zeiten der Römer auf nicht kanalisierten spanischen Gewässern, aber auch auf der Mosel in Richtung Trier unterwegs war. Der Pädagoge hatte Überreste des Prahms im Museum für antike Schifffahrt in Mainz ausfindig gemacht. "Durch den Nachbau des schwimmfähigen Modells im Maßstab 1:2, also mit der halben Größe, betreiben wir zusätzlich noch experimentelle Archäologie, denn der Prahm soll auf der Mosel auf seine Schwimmeigenschaften getestet werden", weist Frank Willgeroth auf die das praxisgerechte Ergebnis des Projekts hin. Nach 14 Tagen gemeinsamer Arbeit am Projekt, in gemeinsamen Sprachkursen und gemeinsamer Freizeit - denn die Gastschüler wohnten in den Familien ihrer Projektpartner - sowie einem umfangreichen Ausflugsprogramm waren alle zufrieden.Klichees sind verschwunden

Rafael, 20-jähriger spanischer Chemiestudent im zweiten Semester, war zum ersten Male in Deutschland: "Ich kam nur mit ein paar Klichees im Gepäck nach Deutschland. Sie haben sich alle nicht bewahrheitet. Ich habe mich in der Schule und vor allem bei meinem Gastgeber Dominik sehr wohl gefühlt." Zunächst "sprach" man mit Händen und Füßen. Aber nach ein paar Tagen auch schon mit dem einen oder anderen deutschen Fachausdruck, wenn es um Sägen, Hämmern und Schrauben ging, war schnell eine Verständigungsebene gefunden. Sebastian hatte Paco als Partner. "Wir haben uns gleich vom ersten Tag an hervorragend verstanden. Auch sprachlich klappte die Verständigung sehr schnell, da mir der gemeinsame Sprachunterricht viel Spaß gemacht hat." Begeistert hat alle das gemeinsame Arbeiten mit Hammer, Säge und Schraubendreher, zumal mit drei Auszubildenden aus der Tischler-Berufsschulklasse, ihrem Fachlehrer Dietmar Hammerl und den Meistern aus dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum immer Leute vom Fach mithalfen. Bernhard Erschens: "Die europäischen Bildungsprogramme bieten eine ausgezeichnete Möglichkeit, unsere Schüler auf ein Leben in einem immer enger zusammenrückenden Europa vorzubereiten. Durch die Arbeit in deutsch-spanischen Teams wurde die Notwendigkeit der Sprachkompetenz für die Bewältigung von Alltags- und Berufssituationen von den Schülern unmittelbar erlebt." Im Unterricht beider Klassen, in Spanien wie auch in Wittlich, wird jetzt die Dokumentation der Projektergebnisse einen breiten Rahmen im Unterricht füllen. Ein Gegenbesuch ist im April 2004 geplant.

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