Spur der Steine als Symbol

WITTLICH. Die Umrisse des früheren Schlosses am Wittlicher Schlossplatz sollen gekennzeichnet werden. Diese Möglichkeit hat der Kulturausschuss Patrick Bourassin gewährt, der sich als Historiker seit langem für eine Würdigung von Schloss Philippsfreude und dessen Geschichte stark macht (der TV berichtete). Sein Sohn und dessen Frau, beide Architekten, haben der Stadt dazu eine Dokumentation erarbeitet.

Desinteresse an Geschichte könne man mit einem Blatt vergleichen, das nichts vom Baum weiß, an dem es wächst, lautet ein Bonmot. Damit geschichtsinteressierte Bürger und Besucher der Kreisstadt über ein wichtiges Kapitel zumindest der Baukunst sozusagen nicht erst "Blatt für Blatt" den Weg zum "Baum" alias dem aus dem Stadtbild verschwundenen Wittlicher Schlosses suchen müssen, will Patrick Bourassin ihnen "Brücken bauen". Seinen stadtbekannten Wunsch nach einem Wiederaufbau des Schlosses hat er zunächst ad acta gelegt, aber durchgesetzt hat er, dass die Umrisse gekennzeichnet werden. Ein Spaten tief schlummern Kellerwände

Die beiden Architekten Petra Korff und Philippe Bourassin haben die Hintergründe für dieses Vorhaben zusammen getragen, alte Pläne dokumentiert und ausgewertet und die Ergebnisse in Form einer Präsentation der Stadt zur Verfügung gestellt. In ihrem Vorwort formulieren sie: "Kaum ein Wittlicher vermutet, dass die Kellerwände des Schlosses beziehungsweise der spätmittelalterlichen Burg einen Spaten tief unter dem Schlossplatz versteckt liegen. Erst recht weiß niemand, wo denn das Schloss genau auf dem Schlossplatz stand." Letzteres haben beide in ihrem Beitrag für die Stadt zu ermitteln versucht, damit ein "Dreh- und Angelpunkt der früheren Stadtentwicklung" möglichst korrekt dokumentiert werden kann. "Das war richtig viel Arbeit, hat aber auch großen Spaß gemacht", sagt Philippe Bourassin. "Die Kennzeichnung ist wichtiger und publikumswirksamer als reine Schautafeln." Von der Umrisswiedergabe erhoffe er sich ein "Mittel zur Kommunikation, womit man die Diskussion rund um den Schlossplatz vorwärts bringt". Er erinnert daran: "Die ehemalige Bekanntheit Wittlichs kommt durch das Schloss. Sonst wäre es ein Dorf." Petra Korff sagt zu ihrem Engagement für dieses Kapitel Wittlicher Stadt- und Baugeschichte: "Durch die Kennzeichnung soll die Vorstellung des Betrachters angeregt werden, sich selbst ein Bild zu machen. Sie kann ein Anstoß sein." Zur Arbeit am Thema, in das sie "hereingeschlittert" sei, weil sie sich für die Stadt interessiere, erklärt die Architektin: "Das ist für uns ein Arbeitsmittel: Pläne zusammensuchen, um zu entscheiden, wie und was man gestalten kann. Wir zeigen jetzt ja nur die Form. Das ist eine ganz kleine aber typische Aufgabe für Architekten, die sich mit denkmalpflegerischen Fragen beschäftigen." In der Broschüre schreiben die beiden: "Die Kennzeichnung des Schlosses ist nicht für die Ewigkeit gedacht, wie so wenig, was dort ehemals war. Es soll vielmehr als ein weiterer Baustein eines Projekts verstanden sein, das noch auf seine Vollendung wartet." Beide hoffen, dass im Frühjahr mit der Arbeit an der symbolischen Linie begonnen werden kann. "Markieren geht nur bei schönem Wetter", sagt Philippe Bourassin.

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